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Moritz Graf Strachwitz

Rolf Düring

König Erich sprach mit schwerem Sinn:
»Meine Tochter ist weg, ich weiß nicht, wohin?
Ich möchte sie suchen und weiß nicht, wie?«
Rolf Düring sprach: »Ich suche sie!«
Gar mannhaft sprach Rolf Düring.

Rolf Düring sprang ins Boot zur Stund
Und ruderte über den Öresund.
Es pfiff der Fant manch lustigen Reim,
So fuhr Rolf Düring gen Riesenheim,
Gar freudig fuhr Rolf Düring.

Und als er kam vor des Riesen Tor,
Rolf Düring ritt die Stufen empor;
Wohl lag auf den Stufen manch bleichend Gebein,
Rolf Düring pfiff und sprengte hinein,
Nicht bange war Rolf Düring.

Und als er kam vor des Riesen Schwell,
Da stand im Saale ein langer Gesell,
Er stand und ragte, als wie ein Haus,
Rolf Düring sah wie ein Zaunkönig aus,
Was kümmerte das Rolf Düring!

Rolf Düring setzt die Sporen ein:
»Herr Riese, du mußt verloren sein!«
Der Riese lachte bei jedem Stich,
Das war Rolf Düring sehr ärgerlich.
Gar zornig ward Rolf Düring.

»Und wärest du länger, denn ein Mast,
Zu Boden mußt du, grober Gast!«
Anprallte der Ritter im vollen Galopp,
Da fiel der Riese, das war ihm zu grob!
Und auf ihn sprang Rolf Düring:

»Heraus die Prinzessin im Augenblick!
Sonst schneid ich dir ab dein zottig Genick!«
Er stach drei Zoll tief oder mehr,
Da schrie der Riese: »Ich strecke die Wehr!«
Zu heftig stach Rolf Düring.

Rolf Düring zog; stolz war sein Zug,
Er hielt die Prinzessin im Sattelbug,
Vorn stapste der Riese und zagte sehr,
Ihm saß im Nacken Rolf Dürings Speer;
Zu Meere zog Rolf Düring.

Rolf Düring zog mit Ungestüm:
»Nun trag uns hinüber, du Ungetüm,
Auf den rechten Arm mich und mein Fräulein
Und auf den linken nimm mein Pferd!«
Gar dräuend schrie Rolf Düring.

Der Riese hob das rechte Bein
Und stiefelte in den Sund hinein,
Er hätte sich gerne geschüttelt, der Wicht,
Allein er tat es lieber nicht,
Er forchte sich vor Rolf Düring. –

In Leires Burg tanzt Herr und Gesind,
Da freit Rolf Düring des Königs Kind,
Und wenn es wahr ist, was sie sagen,
So mußte der Riese ins Bett sie tragen,
Ins Brautbett zu Rolf Düring.


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