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Gott ist Eins und ohne Zweites

Gott ist Eins und ohne Zweites –
Gott ist leer, und voll in sich.
Geb ich Gott das Unbedingte,
Nehm ich ihm, was ihn bedingt.
Schuf er mich, bin ich sein Zweites;
Schuf er sich, ist er nicht Eins.
Jedes ist so überzeugend,
Und so wahr und klar wie jedes.
Allerletzt: ich muß euch leugnen
Euren Satz vom Widerspruch.
Schießt ihr euer grades Denken,
Haltet ihr den Schild davor.
Wo der Pfeil anstößt ist Ende;
Und der Schild ist Widerspruch.
Gott ist ohne irgend Zweites?
Doch noch schufst du dich nicht weg.
Eh du dies noch nicht vermochtest,
Ist dein Satz nicht ausgedacht,
Ist dein Pfeil noch nicht am Ziele,
Nicht bewiesner Widerspruch.
Dies nur wärst du, wenn du könntest
Dich fortschaffen und dann noch
Wärst Gottzweites. Aber dann
Wäre Gott vielleicht noch einzig,
Weil dein Pfeil noch weiter flög.
Und solang dein Pfeil noch flöge,
Aber du des Pfeiles Schild bist,
Wo er »anstößt«, da nur bist du Widerspruch.
Also immer. Darin liegt
Die Unendlichkeit verborgen.
Widerspruch ist Endlichkeit.
Und das Immer ist ein ewig
Angereihtes Endliche.
Aber daß dies Aufsummieren
Hab als Ziel und Resultat
Nur sich selbst, das wart doch ab!
Kann doch die Physik nicht endlos
Teilen, wird Chemie aus ihr –
Wird das Endliche nicht wachsen
Zahllos, ohne daß dein Hirn sich weitet,
Und auf ungeahnten Achsen
Ins Unendliche dein Denken gleitet.


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