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Der Dichter

Ihr da vorn! So weit, weit vorn –
Groß ist euer Leben, Denken, Fühlen, Tun,
Wer von euch das Kleine kühn verlorn,
Geht so leicht in schweren Schuhn,
Geht so aufrecht unterm schweren Gewehr;
Grad und stolz trägt euer Rücken
Last des Nötigen, da ist vor Niedrigem kein Bücken,
Und mit kühlen, tiefen Blicken
Schaut ihr vorwärts in den Krieg, Sieg, Ruhm und Tod.
Ob ihr geht in eures Schicksals Morgen- oder Abendrot,
Seid ihr doch von eures Schicksals vollerfülltem Glanz umloht.

Wir da hinten. Wir so weit, weit hinter euch –
Wer von uns das Kleine nicht verscheucht,
Wen das Niedre (Not und Notdurft) niederbeugt,
Geht so schwer in leichten Schuhn
Über kleines Leben, kleine Not und kleines Tun.
Ungesehn auf seinem Rücken drückt die lebenslästge Last
Schlechtes Schicksals, schwachen Schultern schwankend angepaßt.
Ach wir gehn in keines Schicksals Morgen- oder Abendrot,
Oh so wolln wir sehn die Schönheit und den Ruhm, der euch umloht.

Wir dahinten, wir dahinten –
Soll uns müder Mißmut binden
An die Mühsal, der wir doch nicht Meistrung finden?
Ihr da vorn! Ihr da vorn! So weit, weit vorn –
Haben wir uns ganz verlorn
In das Anschaun eurer Taten,
Soll man uns mit Hack und Spaten
Holen hinter eure Reihn. Den Zorn
Auf das Kleine laßt dahinten,
Kann auch uns die Kugel finden,
Kann auch uns ein Band verbinden,
Und wo euch in Ruhm und Schönheit eines Schicksals Glanz umloht,
Blüht auch uns noch eines Schicksals nicht so ganz verblaßter Tod.


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