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Wie die Mücke mich umschwirrt

Wie die Mücke mich umschwirrt,
Und mein Herz so ängstlich wird,
Will mich altes Leid beschleichen,
Doch ich hör den Nachtwind streichen
Tröstend durch das Laub des Baums.
Und mich kann sein Trost erreichen,
Daß die bösen Jahre weichen
Wie Zerreißen eines Traums.
Hat mein schwer Profetengrollen
Gegen Widerniß im Volke
Mich so schwach und krank gemacht?
Ach in Nächten, fiebertollen,
Bellte die Moskitowolke.
Das ward in mein Hirn gebracht,
Ganz unmerklich, bis die Tage,
Wochen, Jahre mir zur Plage
Wurden, und mein armes Herz
Ganz zerstochen schrie im Schmerz.
Dann erst wich die giftge Wolke,
Als ich sah: in meinem Volke
Kann erst Wind wehn nach der Not.
Stumme Leiden, stummer Tod
Häuften sich im harten Kriege,
Und so fern doch noch dem Siege
Steht die mörderische Schlacht.
Ach die hat uns stumm gemacht.
Stumm der Dichter. Die Soldaten
Reden nicht von ihren Taten.
Nur das ekelhaft Gezüchte
Aller unbelehrbar Billgen,
Vers- und Bierbanksiegsfreiwillgen
Säuft noch seine Maulheldsüchte.
Liebes Volk, wenn du zur Heimkehr
Kommst, dann hör nicht auf ihr Schwätzen,
Soll auf ihre Ruten Leim mehr
Nie ein Vogel sich mehr setzen.
Ach auch dies ist wohl ein Hoffen,
Dem nicht viele Türen offen.
Liebes Volk, von Millionen,
Die durch Krieges Schrecken gingen,
Wird in tausend Herzen wohnen
Wohl ein sehnsüchtigers Klingen?
Wenn sich erst die Schrecken lösen
Von der Brust dir, werden Münder
Da sein, die der Umkehr Künder?
Kann aus allem Friedensbösen
Viele wohl das Kriegsleid führen?
Ach ich will an eure Türen
Einmal klopfen noch, und dann
Eures Herdes Gastglut spüren,
Die den Wandrer wärmen kann.
Liebe Worte, Augen treue,
Und die alte, ach so neue
Adelige Tugend sei:
Herzen fromm und Geister frei.


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