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Am Waldrand singt eine Drossel

Am Waldrand singt eine Drossel,
Die Sonne geht hintern Berg.
Noch einmal erklettert die Sprossen
Ihres Lieds eine abendliche Lerch.

Ich wandere durch die Felder
Verträumt meinem Ziele zu.
Die Wolken färben sich gelber,
Nun rüstet sich der Tag zur Ruh.

Der Tag war lang, und mein Wandern
War unruhvoll, denn so fern,
So gar so fern weiß ich mir die andern
Überwölbt von Sonne, Himmel, Mond und Stern.

So fern da singen jetzt Vögel
Den Freunden ein anderes Lied;
Bleierne, stählerne Vögel
In einem Feld, das blutig rot erblüht.

Wenn ich heim zur Nacht mich lege,
Vor der Nacht: doch nicht vorm Traum beschützt;
Gehn die Freunde wach Patrouillenwege
Bis zum Fluß, wo Stern bei Stern im Wasser blitzt.

Stern bei Stern. Und Krieger zu Krieger –
Wenn ich schlafe, sammeln sie zum Sturm.
Wenn sie schlafen, schlafen sie als Sieger,
In meinem Bett liegt wach neben mir ein häßlicher Wurm.

Der frißt mir am Herz und hinter der Stirne,
Der frißt mir den Traum kahl und den Tag.
Mein Kopf ... eines welken Hirnes Urne,
Mein Herz ... abgeblühter Hoffnung müder Schlag.

Nur dies: wenn ihr heimkehrt, und du auch
Pompetzki im polnischen Grab,
Wißt: Tag und Traum scheucht mir die Ruh auf –
Wißt: wie um euch gebangt ich hab!


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