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Ach es kommen gute Träume

Ach es kommen gute Träume,
Die mich trösten. Ach es kommen
Böse Träume, die mich quälen.
Seele zeig doch dein Gesicht –
Doch die Seele ist ein Spiegel,
Ein ganz runder; einer Kugel
Oberfläche zeigt aus sich
Zwei Gesichter, die nach außen
Augen bohrn in zwei Gesichter,
Die von außen in die Kugel
Einbohrn ihre Augen; gute
Gegen gute. Bös zu bös.
Wo die Augen meiner Seele –
Ach die fliehn vor den Gesichtern
In die Kugel. Ach die drängen
Aus der Kugel zu den guten
Augen, die aus draußen locken.
Ach der Kugel innre Augen
Sieht kein Traum, kein guter, böser.
Traum der Welt sieht nur im Spiegel
Seines Traumes Augen stehn
Gegen sich, bis Traum der Welt
Eindringt durch der Kugel Wand.
Wo sind nun die Gegenaugen –
Stehn sie draußen nun verlassen,
Fahren sie zum End der Welt?
Doch die Welt und ihre Träume
Dringen in die Kugel ein,
Meine Seele ist wohl innen,
Ihre Augen stehn erschreckt;
Böse Träume fahrn nach innen,
Daß die Seele frierend stirbt.
Gute Träume wecken tröstend
Seele Augen wieder auf.
Eine Kugel ist die Seele
Auch im innersten. Doch hüllt
Keiner Fläche runder Spiegel
Ihr Geheimstes mehr. Doch trennt
Keiner Fläche runder Spiegel
Weltgesicht von meiner Seele
Innerst innerem Gesicht.
Wo ist das, wenn meiner Seele
Aug nun ist das Aug der Welt?
Wie ist das, wenn meine Seele
Und die Welt in eines fällt?
Was ist das, wenn überm Weltrand
Gegenaug in Abgrund fällt?
Wann ist das, wenn am zerbrochnen
Spiegel mehr kein. Splitter fehlt?
Ach das kann nicht sein. Die Splitter
Ziehn in sich den Traum der Welt.
Und aus jedem Flächensplitter
Blicken Augen in die Welt.
So die frechen Flächensplitter
Baun den ungeheuren Berg,
Der verbaut so Welt und Abgrund,
Und der Traum ersteigt ihn nicht.


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