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Die Toten von 1914

Ich stand am Fenster, schauend
In herbstklar kühle Luft.
Am Dom der Zukunft bauend,
Der aus des Traumes Gruft

Sich hoch mit hohen Türmen
In deutschen Herzen hebt,
Der in des Weltkriegs Stürmen
Vom Kreuz zur Krypta bebt.

Die Siegesfahnen hingen
So froh und wehten stolz,
Bis Winde sich drin fingen
Und wickelten ums Holz

Ein Fahnentuch zur Seite.
Ich stand ins Herz erschreckt –
In schräger Läng und Breite
Warn nun mit Schwarz verdeckt

Die weiß und roten Farben,
Ich sann in Schmerz und Not:
Wohl tausend Herzen starben
Für diesen Sieg den Tod.

Wohl tausend Herzen hämmern
Nicht mehr am deutschen Traum.
Ein Tag, und dann ein Dämmern
Unterm Zypressenbaum

Des Ruhms, der Ruh; und die Treue
Beut Opfer und Ehrensold –
Da flatterte aufs neue
Die Fahne aufgerollt.

Da sah ich Türme ragen
Des deutschen Traums so hoch,
Da hört ich Glocken schlagen
Über Jahrtausende noch:

Der Deutschen Dom überdauert,
Den Tod und Kriegessturm.
Tausend Herzen eingemauert,
Tausend Steine höher ragt der Turm.


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