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Zu klein für die Unendlichkeit

Du seist zu klein für die Unendlichkeit?
So mach dich größer: aber enge nicht
Die Welt zum Umfang eines Vogelbauers.
Genügt dir deine Spanne Erdenzeit?
So red nicht, tu. Wo lischt dein Licht,
Ist Nacht. Das Nichts sagt dir auch nichts Genauers.
Und ob die Zeit ein Eimer, der dich wieder holt,
Die Welt ein Rad, das dumm sich dreht, nie rollt,
Ist gleich zu gleich, ein Wahnsinn ohnegleichen,
Ein Mechanon, des gnadelose Speichen
Nirvana noch des Inders unerbittlich mahln,
Lust ohne Ziel, Verewigung der Qualn,
Und kein Entrinnen, da vonnöten:
(Nicht dich) die Welt, das Rad, sein Drehn zu töten.
»Ich lasse füsilieren«. Des Gleichen ewge Wiederkehr:
Kein Rausch ist tief genug, es folgt der Katzenjammer –
Oh Nietzsche! So philosophierst du mit dem Hammer?
Determinist. Und »tust«? Entwicklung ist doch Wahn,
Dies Rad vertrüg nicht diesen Zahn ...
Daran zerbrichts. Und ohne diesen läuft es leer.
Begriffsphilosophieren überkugelt noch
Das Rad der Welt, das niemals stille steht,
Und hat Entwicklung auch kein Ausflußloch,
»Man nimmt« zum Quantum noch die Qualität.
Das Mechanon ist nun zwar nur noch Bild,
Das Gleiche kehrt nicht wieder, doch es gilt
Das Absolute. Nur nicht losgelöst.
Lucus a non lucendo. Lieber döst
Die Seele. Denn sie denkt nicht gerne.
Astronomie wohl zählt geduldig Sterne
Und hofft, daß mal kein neuer sei zu finden –
Dann können endlich wir den Sack zubinden,
In welchem wir »die Welt« verpackt und sauber registriert.
Es bleibt genug, worüber man philosophiert:
Das Gute, und die Schönheit, und das Unbewußte,
(Man weiß ja alles) und dann kocht uns Guste
Die Abendsuppe, und die Zipfelmütze
Ist in der Nacht dem Haupt und Hirne nütze,
Das sich am Tag mit Denken nicht geniert
Und von dem Wirklichen die Wahrheit abstrahiert,
Und von dem Wert das Weltall subtrahiert,
Und Glaube, Liebe, Hoffnung und Gemüt
Seh am voll deckte übers Defizit.
So wolln wir hoffend in die Zukunft schaun:
Begriffe kann man ewig wiederkaun.


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