Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Verwundeter Soldat

Ich weiß, ich weiß, ihr könnt nicht
Froh sein des Lebens, wenn uns
Aus Augen, Augen unendlich
Angiert des Todes Brunst.

Und doch, und doch, ihr fühlt nicht,
Wie warm das Blut aus uns strömt;
Euch brennt keine Wunde, euch kühlt nicht
Ein Tod, der die Not versöhnt.

Eure Begeisterung ist doch zu abseit
Der Tat, eure Not doch zu klein –
Vor uns schultert der Tod sein Grabscheit,
Wer mag wohl an der Reihe sein?

Eure Fensterfahnen behängen
Den Sieg mit buntem Tuch,
Den Krieg umkränzt ihr mit Gesängen
Und sammelt uns in ein Herbarienbuch.

Und haben wir Soldaten auch geträumt nicht
Den Krieg so, wir stehn fest seinem Gebot.
Nur ihr, macht nicht allzufreundlich
Den Sieg so, die Not und den Tod.

Auf daß wir eurer uns nicht schämen,
Wenn wir humpeln durch Straßen eurer Stadt –
Oh heimlich ein dumpfes Grämen
Stumpft das Auge dem verwundeten Soldat.

Ich weiß, ich weiß, ach so viele
Von uns auch, die gehn nur dahin,
Und kommen zu keinem Ziele –
Not und Tod sind ihnen ohne Sinn.

So frag ich: ist Krieg denn, ist Frieden
Nur wechselndes, stumpfes Geschick?
Es freut sich, wem Heimkehr beschieden;
Wer nicht auszog, fand bequemeres Glück?

Ich weiß, ich weiß, ach auch das nicht,
Nur das, daß mich Trauer verdirbt,
Und daß ein Sehnen unfaßlich
Langsam, leidvoll in mir stirbt.


 << zurück weiter >>