Emil Zola
Die Sünde des Abbé Mouret
Emil Zola

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2

Ganz leer und weiß lag die Kirche an diesem Maimorgen. Unbewegt hing der Strick wieder neben dem Beichtstuhl. Das ewige Licht im farbigen Glase glühte als roter Funke rechts vom Allerheiligsten an der Wand. Vinzenz trug die Kannen nach der Kredenz, trat dann zurück und kniete an den Stufen links unten nieder, während der Priester, nach Begrüßung des Allerheiligsten durch Kniebeugung auf den Fliesen, zum Altar hinaufging und das Meßtuch ausbreitete, in dessen Mitte er den Kelch stellte. Darauf schlug er das Meßbuch auf und stieg wieder herunter. Eine weitere Kniebeugung ließ ihn zusammensinken; er bekreuzte sich, faltete die Hände vor der Brust und ließ das große Gottesdrama beginnen, mit liebesblassem, glaubensbleichem Antlitz.

»Introibo ad altare Dei.«

»Ad Deum qui lactificat juventutem meam,« krähte Vinzenz, der, auf den Hacken sitzend, die Antworten der Einleitung verschluckte und interessiert das Hin und Her der Teuse in der Kirche beobachtete.

Voller Unruhe sah die alte Dienerin nach einer der Kerzen. Ihre Besorgnis schien sich zu verdoppeln, indessen der Priester, tief geneigt, mit neuerlich gefalteten Händen das Confiteor hersagte. Sie blieb stehen, auch sie schlug sich die Brust, doch belauerte sie mit gesenktem Kopf fortwährend die Kerzen. Die tiefe Stimme des Priesters und das Gestotter des Ministranten lösten sich noch einige Zeit ab.

»Dominus vobiscum

»Et cum spiritu tuo

Und der Priester, die Arme ausbreitend, dann die Hände faltend, begann in gerührter Zerknirschung:

»Oremus ...«

Die Teusin war nicht mehr zu halten. Sie schlich hinter den Altar, fiel über die Kerze her und putzte sie mit der Spitze ihrer Schere. Die Kerze tropfte. Schon zwei große Wachstränen waren überflüssigerweise geronnen. Als sie zurückging und die Bänke zurechtstellte, sich vergewisserte, daß die Weihwasserbecken nicht leer seien, betete der Priester mit leiser Stimme oben am Altar, die Hände am Saume des Altartuches gefaltet. Er küßte den Altar.

Hinter ihm lag die Kirche in morgendlicher Fahlheit. Die Sonne reichte erst bis zum Dachfirst. Fröstelnd zog das Kyrieeleison durch diesen kalkweißen stallartigen Raum, an dessen niederer Decke die getünchten Balken freilagen. Jederseits drei hohe Fenster mit klargläsernen, in der Mehrzahl gesprungenen oder herausgefallenen Scheiben, taten sich auf vor kreidiger Tageshelle. Das grelle Licht von draußen fiel herb herein und zeigte mitleidslos das ganze Elend der Gottheit dieses weltverschollenen Dorfes. Im Hintergrund, über der großen, niemals geöffneten Tür, wo Unkräuter die Schwelle verstellten, zog sich eine Brettergalerie, zu der man auf einer Müllerleiter gelangte, von Mauer zu Mauer; sie krachte unter den schweren Tritten an Feiertagen. Das Beichtgestühl neben der Treppe, mit klaffender Täfelung, war zitronengelb gestrichen. Der kleinen Pforte gegenüber stand das Taufbecken, ein alter Weihwasserbehälter auf gemauertem Unterbau. Weiterhin zur Rechten und zur Linken, nach der Mitte zu, klebten zwei magere Altäre, von Holzbalustraden umgeben. Der heiligen Jungfrau war der linke zugeeignet, hier stand eine Mutter Gottes aus vergoldetem Gips, die königlich über kastanienbraunen Haaren eine geschlossene Goldkrone trug; auf dem linken Arm saß ihr ein Jesusknabe, nackt und lächelnd, dessen kleine Hand die bestirnte Weltkugel hochhielt. Sie wandelte auf Wolken, geflügelte Engelsköpfe zu Füßen. Der rechte Altar, wo die Totenmessen gelesen wurden, war mit einem Christus aus bunter Papiermasse bestanden, der das Gegenstück zur Jungfrau Maria bildete. Die Christusfigur, von der Größe eines zehnjährigen Kindes, schien in schauerlichem Todeskampf erstarrt, das Haupt bog sich zurück, die Rippen traten heraus, der Bauch war eingefallen, die Gliedmaßen verzogen und blutbespritzt. Da war noch die Kanzel, ein viereckiger Kasten, den man auf einer fünfstufigen Trittleiter bestieg, gegenüber einer in einem Gehäuse aus Nußbaumholz eingeschlossenen Gewichtuhr, deren dumpfes Ticken die ganze Kirche erschütterte, wie das Klopfen eines unter den Steinplatten irgendwo verborgenen Riesenherzens. Das ganze Schiff entlang befleckten die scharfe Weiße der Mauern die vierzehn Stationen des Kreuzweges, vierzehn rohbemalte Schildereien, in Schwarz gefaßt, mit dem Gelb, Blau und Rot der Leidensgeschichte.

»Deo gratias,« blökte Vinzenz am Ende der Epistel.

Das Liebesmysterium, die Abschlachtung des heiligen Opfertieres, bereitete sich vor. Der Ministrant nahm das Meßbuch, trug es nach links zur Evangelienseite, und trug dabei Sorge, die Blätter des Buches nicht zu berühren. Jedesmal, wenn er am Allerheiligsten vorüberkam, machte er eine schräge Kniebeugung, die ihn ganz krumm zog. Wieder rechts angelangt, blieb er mit gekreuzten Armen stehen, während des Ablesens des Evangeliums. Der Priester schlug ein Kreuz über dem Meßbuch und bekreuzte sich dann selbst: an der Stirn, um zu bestätigen, daß er sich niemals schämen würde des göttlichen Wortes; auf den Mund, um zu bestätigen, wie er ständig bereit sei, seinen Glauben zu bekennen; über dem Herzen, um darzutun, sein Herz sei einzig Gott zugewandt!

»Dominus vobiscum,« sagte er, sich in Versunkenheit zu der kalten Weiße der Kirche wendend.

»Et cum spiritu tuo,« antwortete Vinzenz, der wieder hingekniet war. Nach dem Sprechen des Offertoriums enthüllte der Priester den Kelch. In Brusthöhe hielt er kurz die Patena mit der Hostie, die er Gott darbrachte, für sich, für die Gegenwärtigen, für alle Gläubigen unter Lebendigen und Toten. Hierauf ließ er sie bis zum Rande des geweihten Tuches gleiten, ohne sie anzurühren, und nahm dann den Kelch, den er sorgfältig mit dem Reinigungstüchlein säuberte. Vinzenz war zur Kredenz gegangen, um die Krüge zu holen, die er nacheinander bot, erst den Krug mit Wein, dann den Krug mit Wasser. Jetzt brachte der Priester für die ganze Welt den halbgefüllten Kelch dar, den er in die Mitte des geweihten Tuches zurückstellte, wo er ihn mit dem Kelchdeckel verschloß. Und nach erneutem Gebet trat er zurück, um sich Wasser in dünnem Geriesel über das Äußerste von Daumen und Zeigefinger gießen zu lassen, sich dieserart von jeder Sündfleckigkeit reinigend. Als er sich die Hände an dem Reinigungstuch getrocknet hatte, entleerte die wartende Teusin die Kannenschale seitlich vom Altar in einen Zinkeimer.

»Orate, fratres,« hob der Priester mit lauter Stimme wieder an, den leeren Bänken zugekehrt, die Hände ausstreckend und wieder faltend, in einer Menschen, die guten Willens sind, sammelnden Bewegung. Und sich zum Altar wendend, murmelte er mit leiser Stimme weiter. Vinzenz plärrte einen langen lateinischen Satz und verwirrte sich in ihm. Da begann es gelb durch die Fenster zu flammen. Die Sonne folgte dem Rufe des Priesters zur Messe. Schon zog sie goldene Bänder über die Wand zur Linken, den Beichtstuhl, den Altar der Jungfrau und die große Uhr. Durch den Beichtstuhl ging ein Knacken; die Gottesmutter in einer Gloriole, in Krone und goldenem Mantel schimmernd, lächelte mit bemalten Lippen zärtlich das Jesuskind an; die warm bestrahlte Uhr begann schneller zu ticken. Es war, als ob die Bänke belebt würden vom tanzenden Sonnenstaub. Die kleine Kirche, der geweißte Stall, war wie angefüllt von wohlig erwärmter Menge.

Von draußen vernahm man die leisen Geräusche fröhlichen Erwachens rings im Land, lustvolles Säuseln der Gräser, Tautropfen, die von den Blättern fielen, Vögel, die ihr Gefieder glätteten und zu ersten Flügen sich bereiteten. Selbst die Scholle schien mit der Sonne eindringen zu wollen: eine mächtige Eberesche hob sich und zwängte ihr Geäst durch die zerborstenen Scheiben, reckte ihre Knospen vor, als ob sie hineinschauen wollte; und das Gras des Vorplatzes machte Miene, durch die Ritzen der großen Türe einzudringen. Einzig die große Christusfigur blieb beschattet inmitten dieser immer höher anflutenden Lebenswoge, und trug Tod und Todesmühen seines ockerbeschmierten, blutlackbespritzten Leibes hinein. Ein Sperling ließ sich am Rande einer der ausgebrochenen Scheiben nieder, sah sich um und flog davon; kam aber fast umgehend wieder zurück und ließ sich stillen Fluges zwischen den Bänken vor dem Altare der Jungfrau nieder. Ein zweiter Sperling folgte. Bald drangen von allen Zweigen der Eberesche Sperlinge ein und spazierten friedlich, hüpfenden Ganges, über den Steinboden.

»Sanctus, sanctus, sanctus, dominus, deus, sabaoth,« sagte der Priester mit halber Stimme und beugte sich leicht nach vorn.

Vinzenz ließ das Glöckchen dreimal tönen. Die Sperlinge aber, von dem plötzlichen Klingeln erschreckt, entflogen mit einem derartig lauten Geflatter, daß die Teusin schimpfend aus der Sakristei zurückkam, wohin sie sich gerade begeben hatte.

»Die Landstreicher! Alles werden sie versudeln ... Ich könnte wetten, Fräulein Desiderata hat ihnen wieder Brotkrumen gestreut.«

Der inhaltsschwere Augenblick rückte näher. Leib und Blut eines Gottes sollten sich auf dem Altar vergegenwärtigen. Der Priester küßte das Tuch, faltete die Hände, und schlug ein über das andere Mal das Kreuz über Hostie und Kelch. Die kanonischen Gebete entrangen sich immer inniger seinen Lippen, verzückt, demütig und dankbar. Seine Haltung und Bewegung, die Schwankungen seiner Stimme drückten aus, wie nichtig er sich vorkam, welche Rührung er darüber empfand, zu so Großem ausersehen zu sein. Vinzenz kniete hinter ihm; er faßte das Meßgewand mit der linken Hand, unterstützte es leicht und bereitete sich zum Klingeln. Und er, die Ellenbogen auf den Altarrand gestützt, hielt die Hostie zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände und sprach über sie die Worte der Weihe: »Hoc est enim corpus meum.« Dann, nach einer Kniebeuge, hob er sie langsam in die Höhe, so hoch er vermochte, den Blick fest auf sie gerichtet, dieweil der Ministrant sich zu Boden warf und dreimal läutete. Hierauf weihte er den Wein: »Hic est enim calix,« die Ellenbogen neuerdings auf dem Altar, sich vor dem Kelch neigend und ihn erhebend, nun diesem mit den Augen folgend, mit der Rechten den Knauf umpressend, mit der Linken den Fuß haltend. Der Ministrant gab drei letzte Klingelzeichen. Das große Mysterium der Erlösung hatte sich erneuert, das anbetungswürdige Blut war aufs neue geflossen.

»Wartet nur, wartet,« schalt die Teuse und versuchte, mit drohend geballten Fäusten den Sperlingen Angst zu machen. Mit der Angst der Spatzen aber war es vorbei, mitten beim schönsten Geklingel waren sie zurückgekommen und flatterten frech über die Bänke hin. Das wiederholte Schellen trug sogar zu ihrer Belustigung bei. Sie antworteten mit kleinen Schreien, die die lateinischen Worte gleich perlendem Gelächter freier Gassenbuben übertönten. Die Sonne wärmte ihre Federn, die liebe Armseligkeit der Kirche entzückte sie. Sie fühlten sich hier zu Hause wie in einer Scheune, deren Luke man zu schließen vergessen hatte, kreischten, prügelten sich und balgten sich um aufgefundene Körner. Einer wippte auf dem goldenen Schleier der lächelnden Jungfrau; ein anderer streifte neugierig die Röcke der Teusin, die außer sich geriet über diese Unverfrorenheit. Der in Andacht aufgelöste Priester am Altar bestarrte die Hostie, die er zwischen Daumen und Zeigefingern hielt, nahm nichts wahr von der unaufhaltsam ins Kirchenschiff einflutenden lauen Maifrühe, von den Vögeln, dem Laubgrün und den höher wogenden Sonnenströmen, die bis zu den Füßen des Kalvarienberges kreisten, wo die fluchbeladene Natur sich im Todeskampf wand.

»Per omnia saccula saeculorum,« sprach er.

»Amen,« fiel Vinzenz ein.

Nach beendetem Vaterunser brach der Priester die Hostie über dem Kelch in der Mitte durch. Hierauf löste er von einer der Hälften ein weniges und ließ es in das kostbare Blut fallen, um die nahe Einigung mit Gott anzudeuten, der er durch die Kommunion teilhaftig würde. Mit erhobener Stimme sprach er das Agnus Dei, sagte leise die drei vorgeschriebenen Gebete und legte das Bekenntnis seiner Unwürdigkeit ab; und die Arme, aufgestützt auf den Altar, die Patena unter dem Kinn, nahm er von beiden Teilen der Hostie gleichzeitig zu sich. In inniger Betrachtung faltete er die Hände in Gesichtshöhe, sammelte darauf in das Meßtuch mit Hilfe der Patena die köstlichen abgebröckelten Bestandteile der Hostie und streute sie in den Kelch. Gleichermaßen strich er mit dem Zeigefinger ein Teilchen vom Daumen. Und sich mit dem Kelch bekreuzigend, die Patena wiederum unter dem Kinn, trank er das heilige Blut in drei Malen, ohne die Lippen vom Kelchrand zu lösen, und bis zum letzten Tropfen das göttliche Opfer aufsaugend.

Vinzenz war aufgestanden, um nochmals die Meßkrüge von der Kredenz zu holen. Da öffnete sich die Türe des Verbindungsganges zum Pfarrhaus weit und schlug gegen die Mauer, ein schönes zweiundzwanzigjähriges Mädchen von kindlicher Miene trat herein, sie verbarg etwas unter der Schürze.

»Dreizehn sind es!« rief sie. »Alle Eier waren gut!« Und sie lüpfte ihre Schürze und ließ eine Brut kleiner Küken sehen, die flaumig und mit schwarzen Tupfenaugen durcheinander krochen:

»Seht doch! sind sie nicht süß, die Kleinen!...«

»Oh, das Weiße steigt den anderen auf den Rücken! Und das Gefleckte da will schon mit den Flügeln schlagen!...«

»Die Eier waren wirklich gut. Nicht ein einziges taubes!«

Die Teusin, die trotz allem bei der Messe half, und dem Vinzenz die Kanne für die Waschungen reichte, drehte sich um und sagte ganz laut:

»Seien Sie doch still, Fräulein Desiderata! Sie sehen doch, wir sind noch nicht zu Ende.«

Kräftiger, ländlicher Geruch schlug durch die geöffnete Türe herein, ein Hauch, der Gärendes, drängend Erblühendes in die Kirche blies, in die Sonnenwärme, die auch den Altar jetzt überstrahlte. Desiderata blieb einen Augenblick stehen, beglückt über das junge Leben in ihren Armen, sah Vinzenz zu, wie er den Wein der Reinigung einschenkte, sah ihren Bruder diesen Wein trinken, auf daß nichts von der geheiligten Speise in seinem Munde zurückbliebe. Sie stand noch da, als er zurückschritt, den Kelch in beiden Händen, um sich über Daumen und Zeigefinger Wein und Wasser der Reinigung gießen zu lassen, das er ebenfalls trank. Die Glucke aber suchte ihre Küken und wollte gackernd in die Kirche hinein. So entfernte sich Desiderata, mütterlich mit den Küken kosend, in dem Augenblick, wo der Priester mit dem Reinigungstuch sich die Lippen trocknete und darauf den Rand und das Innere des Kelches damit abwischte. Dies bildete das Ende der Dankbezeugungen gegen Gott. Der Ministrant trug zum letzten Male das Meßbuch nach rechts hinüber. Der Priester legte auf den Kelch das Meßtuch, die Patena und die Kelchdecke zurück; dann preßte er wiederum das Gewebe in zwei tiefe Falten und ordnete den Beutel obenauf, der jetzt das Meßtuch enthielt. Sein ganzes Sein war von glühender Dankbarkeit erfüllt. Er bat den Himmel um Sündenvergebung, um die Gnadenmöglichkeit eines fleckenlosen Wandels, den Verdienst des ewigen Lebens. Er blieb hingenommen von diesem Liebeswunder, von dieser immerwährenden Aufopferung, die tagtäglich ihn speiste mit dem Fleisch und Blut seines Erlösers. Nach Verlesen der Gebete wendete er sich und sagte:

»Ite, missa est

»Deo gratias,« antwortete Vinzenz.

Nach erneuter Wendung und Küssen des Altars trat er zurück, die linke Hand unter der Brust, die rechte Hand erhoben, segnete er die von Sonnenfrohsinn und Spatzengelärm erfüllte Kirche.

»Benedicat vos omnipotens Deus, Pater et Filius, et Spiritus sanctus

»Amen,« sagte der Ministrant, sich bekreuzend.

Heller schien die Sonne, und die Spatzen wurden immer zudringlicher. Während der Priester von der linken Tafel das Evangelium des heiligen Johannes ablas, das die Unendlichkeit des Logos verkündet, flammte die Sonne über den Altar, ließ die falschen Marmorfüllungen erblassen und schlang das Schimmern der zwei Kerzen auf, deren kurze Dochte nur noch als dunkle Flecken sichtbar blieben. Das sieghafte Gestirn tauchte in seinen Glanz Kreuz, Leuchter, Meßkleid und Kelchmantel, all dies vor seinen Strahlen erbleichende Gold. Und als der Priester den Kelch nahm, das Knie beugte und den Altar verließ, um in die Sakristei zurückzugehen, bedeckten Hauptes unter Vortritt des Ministranten, der Kannen und Meßtücher zurücktrug, blieb das Gestirn Alleinherrscher in der Kirche. Nun lagerte sich die Sonne über das Altartuch und ließ die Türe des Tabernakels in Pracht erglühen zur Feier der Maienfruchtbarkeit. Wärme hob sich von den Fliesen. Die getünchten Mauern, das große Marienbild, selbst der große Christus schienen saftreich zu erbeben, als sei das Tote überwunden von ewig neuer Erdjugend.


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