Christoph Martin Wieland
Krates und Hipparchia
Christoph Martin Wieland

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XXXVIII.
Krates an Hipparchia

Wenn du wüßtest, wie dein letztes Briefchen auf mich gewirkt hat, du würdest meiner schonen, gute Hipparchia. Ich soll dir einen Namen nennen, den mir die Pflicht zu verschweigen gebietet? Was könnt es dir helfen, wenn du ihn auch endlich blutend aus meinem Herzen herauszögest? Laß mich lieber in der Stille meines eigenen Gemüts arbeiten, meinen Willen mit den Forderungen der Notwendigkeit in Übereinstimmung zu bringen, und – zürne mir nicht, daß ich mich in mich selbst einhülle. Ich freue mich um deinetwillen, daß dir Leotychus, wie dein Bruder mir versichert, nicht länger beschwerlich sein will. Aber wie wird dein Vater die Vereitlung seiner Wünsche aufnehmen? – Wohl dem, der mit ruhigem Bewußtsein in die Tiefen seines eignen Herzens blicken kann! Dies, Hipparchia, war bisher das Glück meines Lebens; und es nie zu verlieren, soll immer mein höchstes Bestreben bleiben.

Den 14ten Hekatombäon.


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