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VII

Im Rachen ein junges, falbes Pferd, dessen breit gefächerter Schweif ihm die Augen halb verdeckte, schlug der mächtige Vater herrlich vor Nahars Füßen nieder. Unter strotzenden Bäumen, die beim ersten Anstreifen der lockeren Rinde Ströme von Saft ergossen, begegneten sich die Tiere.

Den gewaltigen Vater hatte Nahar vor Augen im berauschten Licht ihrer Jugend, seiner Zunge rauh eingedrängte Liebkosung fühlte sie noch vom blaudunklen Kindertag. Noch gab sie sich nicht, sie wehrte sich mit trotzig ausgereckten Krallen. Aber die Krallen bohrten sich nicht in sein Fleisch, unter ihrem Willen gaben sie nach, wie Finger durch zischendes Wasser glitten sie durch sein glimmerndes Fell, die schwarzen Streifen entlang, in den Rinnen der federnden Rippen schwammen sie. Rote Wolken wogten um Nahar, die plötzlich hinsinkend, hinküssend, hin sich verlebte in den süßbitter schwebenden Duft. Die Kraft der schweißgebadeten Männer brach ihr entgegen aus seinen hell bebuschten Achseln, schwelte aus der Bucht der Hinterpranken an ihr empor.

Langen, rufenden Laut, heiser rauschenden Gesang strömte ihre Kehle aus, wonnevoll erzitterte ihr die Brust, lichter getönt unter dem schwarz umwogten Haupt, Hochzeitsgesang.

Sie sank nieder in Lust, in der atemlosen Minute sog sie die kommende Umarmung tief bis zur Kehle, Unbeschreibliches durchrann sie, im Takte hart und neu geschwellt, umfaßt war sie, begriffen, ergriffen Nahar, das selig verzauberte Tier.

Von einer einzigen warmen Kette gekettet, von einem Kusse geküßt. An ihrer Seite schwebten die Männerpranken herab. Über ihrem Haupte funkelte nieder das düster blitzende Licht seiner Augen.

Wie selig, sich zu beugen unter der steinschweren Last seines Körpers!

Wie hold , sein Herz in ihrer Achsel zu fühlen! Wie weich war die Bürde, der bebende Himmel war niedergegossen auf sie.

Gutes Nicht-mehr-Entrinnen. Er preßte ihren Leib an den Boden.

Jetzt kam er, jetzt drang er zu ihr, in ihr Inneres hinein schlang sich sein Mantel, in ihre Seele glühte seine Glut, in ihren Blick tränte sein Auge.

Sie wandte ihm ihr ausgebreitetes Antlitz in sanft geneigter Biegung nach oben. Mit sehnsüchtig verschlossenem Mund saugte sie das überschwere Fleisch seiner Brust und schwieg. Ihr Leben schwoll stumm zu glücktobender Wut. Sie machte sich frei, in ihr riß es sich frei, freier nackter Augenblick, durchorgelt von goldenem Getöse.

Aber jetzt, um sich ganz in ihn zu werfen, ganz aufzuflammen an ihm, jagte sie unter ihn hin. Wie ein ohnmächtiges Kind ließ sie sich einmauern zwischen die vier Säulen seiner niedrig gequaderten Glieder, stumm bot sie ihm ihren geöffneten Schoß. Er drängte zu ihr. Er blieb bei ihr. Sein steinernes Geschlecht schwoll nieder in sie.

Heiß in rauschende Umarmung gestürzt, ein einziger Leib. Ihr in höchster Lust zuckender Kopf, ihre brechenden Glieder, ihre sinkenden Augen, alles vereinigt mit ihm, grenzenlos. Ein langer, hoher, gleichströmender Schrei, so wogten ihre Stimmen, so floß ihr Blut. Sie verschwand sich selbst: geweitet, zersprengt, beseelt, vertiert, bewußtlos, liebend: das Zittern ungeheurer Wollust brach stumm flammend aus ihr. In funkelndem Traum verrann die Stunde des Geschlechts als Ewigkeit.


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