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Zavelstein.

Kleine Burg für wenig Mannen,
Städtlein rußig, eng und schmal,
Rings des Schwarzwalds Edeltannen,
Unten tief das Teinachtal –
Rauhe Lüfte, Wolkenflüge,
Schneegestöber, Sonnenschein:
Also wandernd im Aprilis,
Schaut' ich einst den Zavelstein.

Nie von Riß und Sprung genötet
Ragt sein schlanker Römerturm
Wie gegossen und gelötet
Quaderfest im Zeitensturm...
... Ruhsam stund der Ortsbewohner
Vor dem Haus im Sonntagskleid,
Auch der Burghof pflag der Ruhe
Winterschläfrig, tiefverschneit.

Aber ostwärts auf den Halden
Weicht besiegt der Schneelast Druck,
Seine Kelche hoch entfalten
Will ein wilder Blütenschmuck,
Und im Schmelz der Farbentöne
Dunkelviolett bis weiß
Drängt sich fremde Purpurschöne
Ueppigst wuchernd aus dem Eis.

Crokus, Sproß des Morgenlandes,
Seltner Gast auf Schwabens Flur,
Zeugnis ewig jungen Frühlings
Und uralter Weltkultur;
Wo itzt Flocken niederwirbeln
Auf die wohldurchblümte Au,
Pflanzte einst ihr Saffrangärtlein
Eine kluge Römerfrau.

Saft den Süpplein ihrer Küche,
Herzarznei für böse Sucht,
Dunkeln Locken Wohlgerüche
Zog sie aus der edeln Frucht.
Und im Anhauch dieser Blume
Schritt sie, wenn der Frühling nah,
Opfernd zu dem Heiligtume
Der Diana Abnoba.


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