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Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein, O Herr, hilf! o Herr, laß wohl gelingen!
Psalm 118, V. 24 und 25.
Nun grüß dich Gott, Altheidelberg!
      
 Laut rufen alle Glocken
      
 Vom heil'gen Geist durch Tal und Berg
      
 Zu jubelndem Frohlocken:
      
 Fünfhundert Jahr – ein hohes Wort,
      
 Doch lang noch nicht das hehrste;
      
 Bist du nur glückhaft tausend fort,
      
 Dann kommt das tausend erste.
Ein Segen ist's der Wissenschaft,
      
 Stets Neues zu gestalten
      
 Und gleich des Frühlings Zauberkraft
      
 Lichtspendend nie zu alten.
      
 Wer sich in solchem Jungbrunn feit,
      
 Fühlt jung sein Herzblut kreisen,
      
 So lang ums Schloß im Maienkleid
      
 Die Wälder Knospen weisen.
Dem Kurfürst Ruprecht ward der Ruhm,
      
 In rauher Zeit der Waffen
      
 Hier ein geweihtes Heiligtum
      
 Des Studiums zu schaffen.
      
 Und treulich half ein frommer Mann
      
 Das Bildungswerk vollbringen,
      
 Den Er sich in Paris gewann:
      
 Marsilius ab Inghen.
Wer nennt sie All von Nah und Fern
      
 In Kutten und Talaren
      
 Die hier intitulierten Herrn
      
 Magister und Scholaren?
      
 Wetteifernd wie um Pfingstenzeit
      
 Sich Blüte drängt an Blüte,
      
 Tat jeder seine Schuldigkeit,
      
 Doch in verschiedner Güte.
Scholastiker und Humanist,
      
 Schiffhut, Barett, Perücken
      
 Erprobten Kunst, Talent und List
      
 In wechselnden Geschicken:
      
 Gottlob, daß starrer Zunftverstand
      
 Nie Zeit fand, lang zu schaden.
      
 Und neu als Stifter auferstand
      
 Karl Friederich von Baden.
Des Ahnherrn weise Milde hat
      
 Sein Enkel treu bewähret,
      
 Den froh als höchsten Rektor Stadt
      
 Wie hohe Schule ehret.
      
 Ruperto-Karolina will
      
 Beschirmt durch 
      Friedrich strahlen:
      
 Ob Ihr und Ihm schwebt hoch und still
      
 Der Stern des Idealen.
Und jubelnd dürfen Alt wie Jung
      
 Spät nach vielhundert Jahren
      
 In heiliger Begeisterung
      
 Wiedrum des Weges fahren:
      
 Der Geist ist's, der das Rechte weist,
      
 Der Wahrheit schafft und Leben,
      
 Der starke, freie, deutsche Geist,
      
 Der uns das Reich gegeben!
Heil allen, die im Wissensschacht
      
 Nicht Müh' noch Arbeit scheuten,
      
 Die manche Nacht durchdacht, durchwacht
      
 Und sich der Jugend freuten.
      
 Und Heil der Stadt, wo Schöpfungspracht
      
 Mit Weisheit im Vereine:
      
 Ein brausend Hoch sei Dir gebracht,
      
 Altheidelberg, Du Feine!