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Das Megatherium. Cuvier, Ossements fossiles V, 1.p. 174. tab. 61.

Was hangt denn dort bewegungslos
Zum Knaul zusammgeballt
So riesenfaul und riesengroß
Im Ururururwald?
Dreifach so wuchtig als ein Stier,
Dreifach so schwer und dumm –
Ein Klettertier, ein Krallentier:
Das Megatherium!

Trüg glotzt es in die Welt hinein
Und gähnt, als wie im Traum,
Und krallt die scharfen Krallen ein
Am Embahubabaum,
Die Früchte und das saftige Blatt
Verzehrt es und sagt: » Ai!«
Und Wenns ihn leergefressen hat,
Sagts auch zuweilen: » Wai!«

Dann aber steigt es nicht herab,
Es kennt den kürzern Weg:
Gleich einem Kürbis fällt es ab
Und rührt sich nicht vom Fleck,
Mit rundem Eulenangesicht
Nickts sanft und lächelt brav:
Denn nach gelungener Fütterung kommt
Als Hauptarbeit der Schlaf.

... O Mensch, dem solch ein Riesentier
Nicht glaublich scheinen will,
Geh nach Madrid! dort zeigt man dir
Sein ganz Skelett fossil.
Doch bist du staunend ihm genaht.
Verliere nicht den Mut:
So ungeheure Faulheit tat
Nur vor der Sündflut gut.

Du bist kein Megatherium,
Dein Geist kennt höhere Pflicht,
Drum schwänze kein Kollegium
Und überfriß dich nicht.
Nütz' deine Zeit, sie gilt statt Gelds,
Sei fleißig bis zum Grab,
Und steckst du doch im faulen Pelz,
So fall' mit Vorsicht ab!


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