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Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
      
 Wer lange sitzt, muß rosten;
      
 Den allersonnigsten Sonnenschein
      
 Läßt uns der Himmel kosten.
      
 Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid
      
 Der fahrenden Scholaren,
      
 Ich will zu guter Sommerzeit
      
 In's Land der Franken fahren!
Der Wald steht grün, die Jagd geht gut,
      
 Schwer ist das Korn geraten!
      
 Sie können auf des Maines Flut
      
 Die Schiffe kaum verladen.
      
 Bald hebt sich auch das Herbsten an,
      
 Die Kelter harrt des Weines;
      
 Der Winzer Schutzherr Kilian
      
 Beschert uns etwas Feines.
Wallfahrer ziehen durch das Tal
      
 Mit fliegenden Standarten,
      
 Hell grüßt ihr doppelter Choral
      
 Den weiten Gottesgarten.
      
 Wie gerne wär' ich mitgewallt,
      
 Ihr Pfarr' wollt mich nicht haben!
      
 So muß ich seitwärts durch den Wald
      
 Als räudig Schäflein traben.
 Zum heiligen Veit von Staffelstein
      
 Komm ich emporgestiegen
      
 Und seh' die Lande um den Main
      
 Zu meinen Füßen liegen:
      
 Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
      
 Umrahmen Berg und Hügel
      
 Die breite, stromdurchglänzte Au –
      
 Ich wollt', mir wüchsen Flügel.
Einsiedelmann ist nicht zu Haus,
      
 Dieweil es Zeit zu mähen;
      
 Ich seh' ihn an der Halde draus
      
 Bei einer Schnittrin stehen.
      
 Verfahrner Schüler Stoßgebet
      
 Heißt: Herr, gib uns zu trinken!
      
 Doch wer bei schöner Schnittrin steht,
      
 Dem mag man lange winken.
Einsiedel, das war mißgetan,
      
 Daß du dich hubst von hinnen!
      
 Es liegt, ich seh's dem Keller an,
      
 Ein guter Jahrgang drinnen.
      
 Hoiho! die Pforten brech' ich ein
      
 Und trinke, was ich finde ...
      
 Du heiliger Veit von Staffelstein,
      
 Verzeih' mir Durst und Sünde!