Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Schuldsumme

Der folgende merkwürdige Fall hat sich in der berühmten, hochlöblichen und überaus ehrsamen Reichsstadt Nürnberg ereignet:

Zum Rechtsanwalt Bitter kam einmal ein Bursche vom Land und sprach:

»Jetzten, wie is des, Herr Dokter – därf i mei Bäuerin verklagen? Auf tausend Mark? Daß s' mr's zahlen muß?«

»Ja, ja – des därfst lei – wann sie dir's schuldig is.«

»Schuldi is s' mr's scho.«

»Kannst aber aa Beweise bringen?«

»An Beweis wüßt i scho.«

»Und kannst du auch schwören?«

»Mei, schwören – da feit si nix.«

»Du hast ihr wohl ein Darlehen gegeben?«

»Han??«

»Geborgt wirst ihr halt tausend Mark haben …«

»Naa, naa – borgt hab i ihr nix.«

»Oder is 's a rückständiger Lohn?«

»Naa, naa – des nit.«

»Oder gebührt dir ein Gewinnanteil aus an Gschäft?«

»Naa, naa. Klagen S' nur auf tausend Mark – d' Bäuerin waaß scho.«

»So geht das nicht. Auch das Gericht will wissen, wofür du 's Geld verlangst.«

»No, wann i 's sagen muß?? Alstern i bin zwanzig Jahr alt – net? Und d' Bäuerin is vierzig, der Bauer sechsevierzig. – ›Martin,‹ sagt s' mir amaal, d' Bäuerin, ›Martin, wann i a Kind krieget – i gäbet gern tausend Mark.‹ – No – und 's Kind is da. Alstern verlang i mei tausend Mark.«

— — —

(Wie schön wäre die Geschichte erst, hätt ich sie auf gut Bayerisch erzählen können!)


 << zurück weiter >>