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Freundschaft

Einmal war ich in Tschernowitz; und dort geriet ich in Berührung mit hohen Kreisen: dem Landespräsidenten.

Man weiß, wie solcher Umgang beschaffen ist. Wenn ich im Gespräch gelegentlich rufe: »Ah, der Landespräsident der Bukowina? Ich kenne ihn sehr gut ...« – so ist das keine Lüge. – Doch der Herr Landespräsident sagt nie: »Roda Roda ist mein guter Bekannter.« Wenigstens rühmt er sich dessen nicht. – Das ist der Unterschied.

Nun, und eines Tages, als ich wieder beim Landespräsidenten erscheine, finde ich ihn ein wenig kühl. Ja, ich gesteh es rund heraus: geradezu frostig. – Was mag da vorgefallen sein, um des Himmels willen?

Der Herr Landespräsident verrät mir nichts – doch auf Umwegen, im Vorzimmer erfahre ich alles: mein Hauswirt, Weißkopf, hat um eine Droschkenkonzession gebeten, und zur Unterstützung seines Gesuchs beruft er sich auf seine »Freundschaft« mit mir ... Natürlich nimmt mir der Präsident nun übel, daß ich die losen Beziehungen zu ihm ausnutze, um Vorteile für einen Dritten zu erlangen.

Ich – wutschnaubend heim, um diesen Weißkopf vorzukriegen. Und wer läuft mir als Erster in die Arme? Mein Hauswirt.

»Weißkopf! Schwein! Wie konnten Sie sich unterstehen, zu behaupten, ich wäre Ihr Freund??!«

Weißkopf lächelt, klopft mir versöhnlich auf die Schulter und meint:

»Nunu, Herr Roda! Hab ich gesagt: Sie sind mein Freund? Nein, ich hab gesagt: ich bin Ihr Freund. Können Sie mir verbieten, herzlich fir Ihnen zu fihlen?«


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