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Der Despot von Kyrghyn

Im Jahre 1312 der Hedjra kam auf dem Souk-Archipel, dessen Hauptinsel Kyrghyn heißt, ein Herrscher zur Regierung, der erfüllte alsbald das Reich mit lähmendem Grauen. Der ruhigste Bürger war nicht sicher vor dem Tod, wenn es den Sykophanten gefiel, ihn anzugeben. Aus den Kerkern stank die modernde Verzweiflung. Schwangere Frauen wurden gepeinigt und Kinder gebrandmarkt.

In seine Gemächer eingeschlossen, von finstern Heiducken bewacht, schien der Despot seine Stunden im Ersinnen immer neuer Qualen zu verbringen. Seine Unsichtbarkeit verlieh dem Wüten alle Entsetzlichkeit des blinden Verhängnisses.

Im Jahre 1322 jagte der Despot sein Volk in einen Krieg gegen die Ischgüzaren; wer dem ischgüzarischen Säbel entrann, entrann nicht dem Hunger, dem Frost, der Pestilenz.

Inmitten dieser Tyrannei beschloß ein lodernder Jüngling, sein Leben an die Entthronung des Despoten zu wagen. Mit Hilfe einer gleichgesinnten Schar gelang ihm, durch einen Handstreich die Aufmerksamkeit der Sklaven zu erregen und dann die Scheiterhaufen der Marterpfähle rächend zu entflammen.

Das Feuer griff um sich. Die Söldlinge schlossen sich der Empörung an. Bald brannte es an allen Enden.

Es fiel der Wallgürtel der Hauptstadt, kaum verteidigt. Ein letzter Angriff auf die Zitadelle entwaffnete den letzten Wächter.

Bei Hörnerschall und Sturmläuten drangen die Rebellen ein, um den Despoten festzunehmen.

Sie fanden einen bleichen Knaben mit guten offenen Augen. Er war so gut, daß er nicht einmal von den Verschwörern Böses befürchtete.


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