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Szene im Gasthof

Die P. T. Gäste werden gebeten, auf ihre Garderobe selbst zu achten, da die Direktion keine wie immer geartete Haftung übernimmt.«

Na, was mich betrifft, bedurfte es wahrlich keiner Mahnung. Ich bin seit Jahren gewohnt, mit einem Auge die Zeitung zu lesen, mit dem andern meinen Pelz zu hüten; mein Pelzauge ist mit einem scharfen Glas gewaffnet.

Da unlängst – ei, sieh mal! – was mir noch nie im Leben passiert ist, droht zu geschehen: Ein vornehm gekleideter älterer Herr geht – mir nichts, dir nichts – auf den Kleiderhaken los – holt gemächlich meinen Pelz herab – und schickt sich an, gemächlich dareinzuschlüpfen.

Warte, du Schubjak! – Doch ich halte still.

Als der vornehme Herr aber meinen Pelz erst vollends anhat und hat ihn von oben bis unten sorglich zugeknöpft und will den ersten Schritt tun nach der Tür: da – da, mit einer Art Genießerfreude gehe ich – kein Sekündchen hastiger als er – artig auf ihn zu.

Mit blitzschneller Jiu-Jitsu-Klaue habe ich den eleganten Herrn am Ohr.

Dieser Griff, hat mir mein Meister stets gepredigt, muß wie eine Zange wirken und brennend schmerzhaft sein. Ich glaube es gut gemacht zu haben.

Und dann ... dann, weil es schon in einem geht, knalle ich dem erlauchten Herrn rechts und links zwölf oder dreizehn Ohrfeigen hinein. Nicht als Sportmann, sondern sozusagen als Privater; eine inkommentgemäße Zugabe.

– – – Zwei Wochen darauf war Gerichtsverhandlung.

Besondre Überraschungen hat sie mir nicht gebracht.

Denn ich wußte schon seit zwei Wochen, daß es damals nicht mein Pelz gewesen war – und das bedauerliche Gespräch hatte ich geführt mit einem Herrn Wirklichen Geheimrat Dr. von Inglitz.


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