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III.

»Der Kaiser gleicht jenem spartanischen Jüngling, der mit einem gestohlenen Fuchs unter dem Mantel ruhig in der Schule saß, während ihm das Tier die Eingeweide zerfraß, bis er daran starb.«

So dachte Fürst Alexander Nikolajewitsch Golitzin, so oft der Kaiser in einem Gespräch mit ihm aufrichtig wurde und anscheinend das Bedürfnis hatte, von der Hauptsache, vom Fuchs, der an seinen Eingeweiden fraß, von der Geheimen Gesellschaft zu sprechen. Doch jedesmal brach er plötzlich ab und verstummte. Der Fürst wußte, daß, wenn er selbst das Gespräch auf diese Dinge bringen würde, der Kaiser es ihm nie verzeihen würde und die dreißigjährige Freundschaft ein Ende nehmen müßte.

»Zürnst du mir, Golitzin?«

»Warum sollte ich zürnen, Majestät? Sie wissen ja selbst, daß ich schon längst selbst den Abschied nehmen wollte.«

»Zürnst du mir wirklich nicht? Gar nicht?« drang der Kaiser in ihn mit jenem freundlichen Lächeln, für das ihn Speranskij »einen typischen Verführer« nannte, ein.

»Wahrhaftig, gar nicht!« Golitzin mußte unwillkürlich lächeln.

Wenn ihn in der Tiefe der Seele etwas beleidigte, so war es weder seine Demission, noch das Anathema des Photius, noch daß man ihn, der seit 30 Jahren mit dem Kaiser befreundet war, an den Schurken Araktschejew verraten hatte, sondern, daß man ihm nicht glauben wollte, daß er dem Kaiser diesen Verrat längst verziehen hatte, wie er ihm überhaupt alles verzieh.

»Gott weiß besser als wir, was uns not tut; wollen wir uns also Seinem Willen fügen und hoffen, daß alles zu unserem Besten geschieht,« sagte er so ausdruckslos, wie man ähnliche Sentenzen auszusprechen pflegt.

»Ja, alles ist zu unserem Besten,« stimmte ihm der Kaiser in einem so hoffnungslosen Tone zu, daß Golitzin, der die Beleidigung längst vergessen hatte, ihn besorgt, wie eine Wärterin ein krankes Kind, anblickte, »Warum blickst du mich so an? Was denkst du dir?«

»Darf ich aufrichtig sein, Majestät?«

»Ich bitte dich darum.«

»Ich denke mir, was wohl alle beim Anblick Eurer Majestät denken: Steht er denn nicht auf dem Gipfel der Macht? Er ist der Erretter Rußlands, der Erretter Europas, ein Agamemnon unter den Fürsten der Erde.

Alexander, Friedenskaiser!
Bist vom Himmel uns gesandt,
Schirm und Schutz der Fürstenhäuser,
Gottes Schwert in deiner Hand, –

wie es in der Ode, mit der wir einst den Benedeiten begrüßten, heißt, Was will er denn noch? Warum ist er so traurig? Was fehlt ihm? ...«

Dieses Gespräch wurde in dem Hause des Ministers an der Fontanka, in einem Kämmerchen neben der Hauskapelle, die dem heiligen Geiste geweiht war, geführt. Das einzige Fenster in diesem Raum war vermauert, so daß kein Sonnenstrahl und kein Laut außer dem Kirchengesang hereindringen konnte; wenn aber in der Kapelle kein Gottesdienst stattfand, herrschte hier die Stille des Grabes, vor einem großen hölzernen Kruzifix hing eine große Lampe aus dunkelrotem Glas in Form eines Herzens; das von innen erleuchtete Herz schien in den rubinroten Strahlen zu verbluten.

»Ich weiß selbst nicht, was mir ist,« fuhr der Kaiser nach einer Pause fort. »Als uns die Großmutter in der Astronomie unterrichtete, ließ sie uns die Sonne durch ein rußgeschwärztes Glas betrachten. So sehe ich auch jetzt alles gleichsam durch ein verrußtes Glas: tout a une teinte lugubre autour de moi, – es ist wie eine Sonnenfinsternis. Kennst du das Gebet: verstoße mich nicht von deinem Antlitz und entziehe mir nicht deinen heiligen Geist? Ich glaube, mein Gebet ist nicht in Erfüllung gegangen: Er hat mich verstoßen ...«

»Sprechen Sie nicht so, Majestät! Man soll Gott nicht versuchen!«

Der Kaiser warf einen Blick auf Golitzin: seine weichen Runzeln drückten die freundliche Dienstfertigkeit einer alten Kinderfrau oder einer Kupplerin aus; er war nicht der Stein, auf den man sich stützen, sondern ein Kissen, in das man sich vergraben und weinen konnte.

»Ich murre nicht, Golitzin; Gott behüte mich davor! Wie könnte ich auch Seine vielen Gnadenbeweise vergessen? Weißt du noch, wie wir an jenem Tage, als Napoleon den Niemen überschritt, die Bibel aufschlugen und auf die Worte stießen: ›Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun ...‹? Diese Worte gingen in Erfüllung: die Engel trugen mich auf ihren Armen durch alle Schrecken des Krieges, und ich fühlte mich ruhig und sicher wie ein Kind in den Armen der Mutter. Der Herr schritt vor uns her; er besiegte die Feinde und nicht wir. Was für Siege haben wir von Moskau bis Paris erfochten! Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen! Als wir auf der Place de la Concorde einen Gottesdienst abhielten, um die Stätte, auf der Ludwig XVI. hingerichtet wurde, zu reinigen, und zugleich mit uns ganz Europa niederkniete, legte ich das Gelübde ab, das Werk Gottes zu vollenden: alle Völker dem Evangelium zu unterwerfen, das göttliche Gesetz über alle menschlichen Gesetze zu erheben und alle Szepter und Kronen dem einzigen König der Könige und Herrscher der Herrschenden zu Füßen zu legen; das ist es, was ich anstrebte und wozu ich die Heilige Allianz gründete ...«

Er sprach aufgeregt und hastig; plötzlich erhob er sich und begann auf und ab zu gehen. Trotz des roten Lampenscheines sah man, wie bleich sein Gesicht war. Dann setzte er sich nieder, stützte die Ellenbogen auf die Knie und ließ den Kopf in die Hände sinken.

»Worin besteht nun meine Schuld? Ich denke und frage mich, was habe ich verbrochen? Was habe ich getan? Warum hat mich Gott verlassen? ...«

Golitzin wollte etwas sagen, doch fühlte er, daß alle tröstenden Worte überflüssig seien; er ergriff stumm seine Hand, küßte sie und weinte.

Beide waren Sünder, beide waren Zöllner. Doch Gott offenbarte sich darin, daß der Sünder mit dem Sünder und der Zöllner mit dem Zöllner Mitleid hatte.

»Ich danke dir, Golitzin, ich weiß, daß du mich liebst,« sagte der Kaiser unter Tränen, den vor ihm geneigten Kahlkopf seines Freundes küssend.

»Ich bin es nicht allein, Majestät, der Sie liebt: ganz Rußland, fünfzig Millionen treuer Untertanen ...«

»Die treuen Untertanen wollen wir lieber aus dem Spiel lassen,« unterbrach ihn der Kaiser, das Gesicht verziehend. »Ich weiß, was ihre Liebe wert ist. Während der Krönungsfeierlichkeiten zu Moskau kam ich einmal in ein solches Gedränge, daß mein Pferd unmöglich weiter konnte; die Leute warfen sich vor die Hufe der Pferdes, küßten meine Kleidung, meine Stiefel, mein Pferd und bekreuzigten sich vor mir wie vor einem Heiligenbild. Ich rief ihnen zu: ›Vorsicht! Das Pferd kann ja leicht ausschlagen und jemand verletzen!‹ Sie antworteten mir aber darauf: ›Zar, Väterchen, unsere liebe Sonne, sei unbesorgt: wir werden dich und dein Pferd auf unseren Rücken tragen! Uns ist so leicht unter deiner Last!‹ Als im Jahre 1812 nach Petersburg die Kunde vom Brande von Moskau kam, erwartete man jeden Augenblick einen Aufruhr. Ich mußte gerade zur Messe in die Kasansche Kathedrale fahren. Ich sehe diesen Augenblick noch heute deutlich vor mir: als ich mit den beiden Kaiserinnen die Stufen der Kathedrale zwischen zwei lebenden Mauern des Volkes emporstieg, wurde es plötzlich so still, daß man nur unsere Schritte hörte. Du weißt, Golitzin, ich bin nicht feig; doch in jenem Augenblick stand mir das Herz still. Nie werde ich jene Gesichter, jene Blicke vergessen ... Beim ersten Erfolg unserer Waffen hieß es wieder: ›Zar, Väterchen, liebe Sonne!‹ Nun wußte ich aber schon, was ihre Liebe wert ist. Die Menschen sind gemein, und die Völker sind zuweilen ebenso gemein, wie die Menschen ...«

»Sie dürfen nicht ungerecht sein, Majestät: Ihr Ruhm ist der Ruhm Rußlands. Hatte sich denn nicht das ganze Land im Jahre des Unheils wie ein Mensch erhoben?«

»Auch die Bärin erhebt sich auf die Hintertatzen, wenn man sie aus ihrer Höhle heraustreibt,« versetzte der Kaiser achselzuckend, gleichsam angeekelt. »Was soll ich noch viel darüber sprechen? Das Volk hat es unter meiner Last leicht, mir ist es aber schwer, auf ihnen zu lasten; es ist schwer, sein Vaterland verachten zu müssen. Glaub es mir, mein Freund, es gibt Augenblicke, wo ich am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand rennen möchte! ...«

In seinen Augen erschien plötzlich ein Ausdruck, nach dem Golitzin wieder hoffen durfte, daß der Kaiser gleich vom Tier, das an seinen Eingeweiden fraß, sprechen würde; dieser Ausdruck verschwand aber gleich wieder, und er brachte das Gespräch auf andere Dinge:

»Weißt du noch, was ich dir sagte, als ich das Manifest von der Thronfolge unterschrieb?«

»Ich weiß es, Majestät.«

»Verstehst du nun, wo ich hinaus will?«

Das Manifest vom Verzicht des Großfürsten Konstantin Pawlowitsch auf den Thron und der Proklamierung des Großfürsten Nikolaus zum Thronfolger wurde im letzten Herbst zu Zarskoje Ssjelo unterzeichnet. Der versiegelte Umschlag trug folgenden eigenhändigen Vermerk des Kaisers: »Zu verwahren in der Mariä-Himmelfahrtskathedrale zu Moskau mit den anderen Staatsakten, bis ich danach wieder verlange. Im Falle meines Ablebens soll vor jeder andern Handlung dieser Umschlag geöffnet werden.« Von diesem Manifest hatten nur drei Menschen Kenntnis: Golitzin, der es geschrieben hatte, Araktschejew und der Metropolit von Moskau, Philaretes. Um jene Zeit ließ der Kaiser einige rätselhafte Worte von der Möglichkeit seiner eigenen Verzichtleistung fallen. Golitzin erstaunte, erschrak und begriff, daß die Worte auf dem Umschlag »bis ich danach wieder verlange« eben diese Möglichkeit bedeuteten.

»Verstehst du, wo ich hinaus will?« wiederholte der Kaiser.

»Ich fürchte, es zu verstehen ...«

»Was hast du denn dabei zu fürchten? Auch der gemeine Soldat bekommt nach fünfundzwanzigjährigen Diensten den Abschied. Auch mir hat die Stunde geschlagen. Ich muß an mein Seelenheil denken.«

Golitzin blickte ihn ebenso bestürzt an, wie an jenem denkwürdigen Tage zu Zarskoje Ssjelo: sein Vorhaben, auf die Krone zu verzichten, hielt er für wahnsinnig.

»Ich wollte es dir schon längst sagen,« fuhr der Kaiser fort. »Du hast das Manifest so geschickt verfaßt; versuche, ob es dir nicht wieder gelingt ...«

»Befreien Sie mich davon,« stammelte Golitzin in höchster Bestürzung. »Wie könnte ich es tun? Wer würde es glauben? Wer könnte dem zustimmen? Bedenken Sie es nur, Majestät, was es für Folgen haben kann, wenn es die Bevölkerung, Gott möge uns davor behüten, erfährt!«

»Du hast vielleicht doch recht,« sagte der Kaiser mit einem solchen Lächeln, daß es Golitzin kalt überlief: er mußte an das Lächeln des Kaisers Paul, als dieser den Verstand zu verlieren begann, denken. »Sie werden es nicht glauben wollen, sie werden nicht darauf eingehen, sie werden mich solange ich lebe, nicht loslassen ... Wie soll ich es nun anfangen? Soll ich mich vielleicht tot stellen? Oder soll ich als armer Vagabund auf die Wanderschaft gehen, als einer von jenen, die ich so oft beneidete? Oder soll ich es wie jener Jüngling im Garten zu Gethsemane machen, der bloß von hinnen floh und seine Leinwand fahren ließ? Wie soll ich es nun anstellen? Was glaubst du? ...«

Er sprach es ganz leise, gleichsam für sich. Golitzin schien er vergessen zu haben. Plötzlich blickte er ihn an und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

»Nun, du bist erschrocken, denkst wohl, ich sei verrückt geworden? Beruhige dich, ich habe nur Spaß gemacht; ich werde mich weder tot stellen, noch nackt davonlaufen ... Denke aber doch über die Verzichterklärung nach. Es eilt aber noch gar nicht, fürchte dich nicht, vielleicht kommt es erst viel später. Überlege dir die Sache ... Ich danke dir dafür, daß du mich angehört hast. Ich habe niemand anderen, dem ich es sagen könnte. Jetzt, nachdem ich es ausgesprochen habe, fühle ich mich erleichtert. Ich danke dir, mein Freund. Ich werde es dir nie vergessen ...«

Er stand auf, umarmte ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Golitzin öffnete ein Geheimfach am Fuße des Kruzifixes und holte ein goldenes Gefäß in Form eines Meßkelches und ein rotseidenes Tuch, das wie ein Meßtuch aussah, hervor. Er breitete das Tuch auf dem Altare aus und setzte darauf den Kelch.

Sie küßten sich dreimal und sprachen dabei die Worte, die die Priester einander zurufen, wenn sie zum Sakrament schreiten:

»Christus ist zwischen uns.«

»Zur Stunde und in alle Ewigkeit.«

Sie knieten nieder, verneigten sich bis zur Erde und begannen zu beten. Es waren teils die gleichen Gebete, wie sie in der Kirche gelesen werden, teils andere, geheime Texte. Sie beteten und sangen mit unschönen, doch geübten Stimmen:

Gott, bewahre mich vom Bösen,
Sollst vom Übel mich erlösen,
Schütze Deine Kreatur!

Es waren die Verse eines Freimaurerhymnus, den der Kaiser über alle Gebete liebte und die auf einem kleinen Heiligenbild, das er beständig auf seiner Brust trug, geschrieben waren. Sie sangen das Gebet mit einer sonderbaren traurigen Intonation, wie eine alte Romanze.

»Verstoße mich nicht von Deinem Antlitz und entziehe mir nicht Deinen heiligen Geist!« rief der Kaiser mit bebender Stimme, und die Tränen auf seinen Wangen erschienen im roten Scheine wie Blut. »Entziehe mir nicht Deinen heiligen Geist! ...« wiederholte er, mit der Stirne gegen den Fußboden schlagend, mit einem so verzweifelten Schluchzen, daß es Golitzin wieder kalt überlief.

Golitzin erhob sich, ergriff den Kelch und sprach die Worte, die der Priester während des Meßopfers spricht. Darauf reichte er zuerst dem Kaiser das Abendmahl und ließ es sich dann von ihm reichen.

Hätte sie in diesem Augenblick Photius belauscht, so hätte er eingesehen, daß sie sein Anathema wohl verdienten.

Ein gewisser P. Theodosius Lewizkij, der aus dem Dorfe Korytnoje stammte und in Balta amtierte, hatte einmal dem Kaiser eine Abhandlung über den nahe bevorstehenden Anbruch des Reiches Gottes geschickt. Der Kaiser äußerte den Wunsch, P. Theodosius zu sehen. Er wurde von einem Feldjäger aus Balta nach Petersburg direkt ins Winterpalais gebracht. Er war es, der dem Kaiser dieses geheime Sakrament der unsichtbaren Weltkirche beibrachte; es sollte eine größere Kraft besitzen als die in den Landeskirchen geübte Eucharistie. Der Kaiser zog dieses geheime Sakrament dem öffentlichen und kirchlichen vor; besonders aber jetzt, nach dem Anathema des Photius.

Nachdem sie beide voneinander das Abendmahl empfangen, sprachen sie ein Gebet, das sie gleichfalls P. Theodosius gelehrt hatte; es war darin die Rede von der Errettung des ganzen Menschengeschlechts, von der Erfüllung des Reiches Gottes auf Erden wie im Himmel und von der Vereinigung aller Kirchen zu einer einzigen weltumfassenden Kirche.

»Errette, Herr, die zugrundegehende Welt!« schloß eine jede dieser Bitten.

Sie küßten einander, wie man sich zu Ostern küßt, mit den Worten: »Christ ist erstanden!«, verschlossen den Meßkelch und das Meßtuch wieder in den Schrein und begaben sich in das Arbeitszimmer des Fürsten. Nach dem warmen roten Dämmerlicht der Kapelle erschien das Tageslicht blendend und kalt; es war ihnen wirklich so, als kehrten sie aus einer anderen Welt in diese Welt zurück. Auch ihre Gesichter waren plötzlich verändert: die beiden geheimnisvollen Brüder der unsichtbaren Kirche waren wieder der Zar und der Höfling.

Jetzt sprachen sie von irdischen Angelegenheiten.

»Ich muß dir noch etwas sagen, Golitzin: ich habe neulich Maria Antonowna ersucht, deinen Neffen, den Fürsten Valerian nicht mehr zu empfangen. Ich weiß nicht, worüber er mit Sophie spricht; doch diese Gespräche regen sie zu sehr auf; sie bedarf aber der Ruhe. Sage es ihm in einer Form, daß er sich nicht verletzt fühlt ...«

»Wie könnte er es auch wagen, Majestät?! ...«

»Warum sollte ich ihn kränken? ... Ich glaube, er ist ein guter und gescheiter Bursche; ist wohl aber etwas freigeistig angehaucht, nicht wahr?«

»Sprechen Sie mir nicht davon, Majestät! Einen netten Neffen hat mir Gott beschert! Er ist ein echter Karbonaro. Die Haare stehen einem zu Berge, wenn man diesen Herren zuhört. Sie können sich gar nicht vorstellen, wozu diese Leute nicht alles fähig sind. Man sollte sie alle wenigstens nach Sibirien schicken ...«

»Warum denn gleich nach Sibirien? Sie verdienen wirklich Mitleid. Sie sind ja unsere Söhne, und wir, ihre Väter, sind für sie verantwortlich zu machen ...«

Wieder erschien in seinen Augen jener seltsame Ausdruck, und wieder erwartete Golitzin, daß er gleich von der einzig wichtigen Sache zu sprechen anfangen würde, auf die vielleicht das ganze Gespräch abgezielt war.

Der Ausdruck verschwand, und Golitzin begriff, daß er nie davon sprechen und bis ans Ende dulden und schweigen werde, wenn ihn auch das schreckliche Tier totbisse.


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