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Erstes Kapitel.

Trägt Rechnung und erhält für's Erste eine Rechenschaft über mich selbst aus der Zeit meiner Knabenjahre, in welchen ich von den Menschen nur wenig in Rechnung gebracht werde. – Ich werde nach einem Comptoir verpflanzt und lerne daselbst die Kunst, mich selbst zu achten.

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»Jenseits!« allumfassendes Wort! Ruhm des Menschen und zugleich auch sein Schrecken – ach, für wie Wenige ein Ruhm – für wie zahllose Myriaden ein Schrecken! Jenseits! furchtbarer Gedanke! – gemieden, so lange uns die Gesundheit gestattet, heiter zu sein, und nur zu oft begleitet von der Berückung des Zweifels, wenn Krankheit die widerstrebende Seele in die schattigen Bereiche scheucht, die uns das Gewissen mit ewigen Wirklichkeiten erfüllt! Wie habe ich mich auf das Jenseits vorbereitet? Ach – ich habe viel gesündigt. Sogar hier schon lag das Verbrechen gegen mich in der Wagschaale – das Gespenst meiner Schuld wandelte an meiner Seite und war der Begleiter meines Gewissens durch schreckliche Jahre der Gewissensqual. Es wird mit mir eingehen durch die ewigen Thore und mein anklagender Dämon werden, ohne je von mir abzulassen.

Ich bin des Lebens müde, und wenn ich meine Seele auffordere, mir zu sagen, wo ich Ruhe finden könne, antwortet sie: »Jenseits des Grabes!« Aber es ist eine Stimme vorhanden, die so zu sagen aus der Hohlheit meines Herzens tönt und mir gebietet, zu leben, zu zweifeln und zu zittern. Und ich leiste ihr kriechenden Gehorsam.

Sünde! Du prunkvolle Zauberin! in deiner frischen Jugend erscheint das Düster deines Antlitzes wie Uebermaß des Lichts, und in der Morgenlieblichkeit deines Gesichtes bist du schrecklich wie eine blutbefleckte Jungfrau, die sich ihres Sieges freut! Trotz thront in deinem kecken Auge – Lust und Uebermuth kreuzen ihr Lächeln auf deinen sonnigen Wangen. Dies, Sünde, ist deine glühende Jugend, bezaubernd – schrecklich – unwiderstehlich. In diesen künstlichen Glanz gehüllt, traf ich dich in den Tagen meiner Jugend, unter der duftigen Abgeschiedenheit der südlichen Haine. Dort nahm ich dich, während meine jungen Pulse entzückt klopften, wegen des Zaubertones deiner Silberstimme, irrthümlicherweise für eine Göttin, fiel nieder und betete dich an.

Sünde! ich kenne dich jetzt. In deiner Jugendschöne warst du eine Begleiterin, die mich zum Sklaven machte – in deinem reiferen Alter eine finstere erdrückende Tyrannin, obschon noch immer einige Ueberreste deines früheren Glanzes an dir hafteten, deine Locken noch frei in die Lüfte flogen und deine Gewänder noch immer majestätisch dich umflatterten; aber jetzt – was bist du jetzt in deinem gräßlichen Alter? Ein ekles Knochengerippe, in Hermelin und Seide gekleidet. Ich blicke nach deinem Gesichte hinauf und schaue nur den fleisch- und augenlosen Schädel, dem ein höhnendes Diadem zur Zierde dient – denn selbst in deiner Häßlichkeit bist du noch eine Königin. Du trittst einher vor dem Könige der Schrecken, bist vor dem Tode gewesen, und wirst, wie ich fürchte, noch fortleben, selbst wenn der Tod schon gestorben sein wird.

Nur zu bezauberndes Ungeheuer, ich habe mit dir gerungen. Ich fühle noch jetzt die knöcherne Hand auf meinem Busen – aber ich will nicht länger gutmüthig mit dir wandeln, nicht länger deine Pfade aussuchen, welche wohl die der Lust, aber nie die des Friedens sind. Die Reue ist eine ruhmwürdige Streiterin gegen dich, aber lange nicht zureichend. Sie weint über die Schuld, die sie nicht immer bezahlen kann. Versöhnung ist der einzige Sieger – aber sie ist eine strenge Heischerin – wie strenge, dies mag das unaussprechliche Blut der Gottheit bezeichnen! Ich habe gesündigt – habe bereut – aber bin ich versöhnt? Darf ich hoffen, daß der Lebensstrom, welcher auf dem Calvarienberg floß, sich mit meinen Thränen der Zerknirschung mischen und den Inhalt meines Schuldbuchs für immer auslöschen werde?

Aber ich bin nicht immer in dieser Stimmung; denn ich finde bisweilen Augenblicke des Glückes, die meinen Kleinmuth weit überbieten. Ich brauche nur auf einige, durch lange Zwischenräume getrennte Momente der Vergangenheit zurückzuschauen – bieten mir diese nicht genug Wonne – ja, mehr als genug?

Was bin ich jetzt? Seht mich an, wie abgelebt ich in dem Alter von fünfzig – doch ich will innehalten – die Gegenwart ist ohnehin schmerzlich genug – ich will nicht vorgreifen. Laßt mich zurückkehren zu den Tagen meiner Jugend, als die gesegnete Sonne des Himmels nicht nur auf meinen Scheitel, sondern auch durch mein Herz schien, in welchem Alles Licht, Leben und Liebe war.

Meine frühesten Erinnerungen geben mir nichts Anderes, als eine elende, kurze Reise an Bord eines kleinen Schiffes, nebst einigen unbestimmten, sehr unbestimmten Nebelbildern von Ballonen, Verandas und sonnigen Mauern. Im Laufe der Zeit finde ich mich in einer Kostschule mit ihren vier- oder sechswöchentlichen Ferien, welche ich der Reihe nach in drei Häusern verbrachte – wie ich später erfuhr, dem Eigenthum der Korrespondenten und Handelsagenten meines Vaters, welcher, ein Engländer von Geburt, in Barcelona und Madrid bedeutende Handlungshäuser besaß. Man kann sich denken, daß ein so beweglicher Stein, als ich war, keine Zeit hatte, viel von dem Moose elterlicher und kindlicher Zuneigung zu sammeln.

In meinem zwölften Jahre kam ich nach Norwich in eine lateinische Schule und unter die Leitung eines Lehrers, der zwar sehr gelehrt war, aber doch um seines Zuchtsystems willen in noch größerem Rufe stand, da Letzteres ohne die erstere Eigenschaft rein unerträglich gewesen wäre. Ich verblieb an diesem Sitze der Wissenschaften, bis ich mein siebenzehntes Jahr erreicht hatte, ohne daß sich in dieser langen Zeit etwas Denkwürdiges zugetragen hätte. Ich erhielt regelmäßig alle drei Monate zwei Briefe – den einen von meinem geehrten Vater, der von wohlmeinendem Rathe überströmte, den andern von meiner liebevollen Mutter, welcher zwar kürzer war, aber glühende Gebete für meine Gesundheit und mein Wohl enthielt, obgleich alle diese guten Wünsche in sehr schlechtem Englisch ausgedrückt waren.

Während meiner Schulzeit genoß ich nur sehr wenig religiösen Unterricht, und ich darf wohl sagen, daß ich mir das bunteste Glaubenssystem zusammenlas – gemischt aus den verschiedenen Materialien, die mir meine klassische Lektüre, Kanzelreden und zuletzt namentlich die heiligen Schriften boten.

Von Norwich aus verbrachte ich gleichfalls meine Ferien bei den Korrespondenten meines Vaters, und die lange Erfahrung ließ auch mich aus dem Grade der Herzlichkeit oder der Zurückhaltung, womit ich aufgenommen wurde, fast auf's Haar hin sagen, ob ihr Verkehr mit meinem Vater für England günstig oder ungünstig stand.

Ich möchte sagen, daß sich nach meinem Abgange von Norwich mein Charakter erst entwickelte, wenn ich nicht wüßte, daß ich damals durchaus keinen Charakter besaß. Ich war nichts Anderes, als ein Gemisch von Verneinungen – nicht gerade gescheidt, aber gewiß auch nicht einfältig – nicht schön, aber doch in keinem Falle abstoßend. Bis jetzt hatte ich mich noch nicht für die Wahl irgend eines Standes entscheiden können. Ich war froh unter den Heiteren, traurig unter den Betrübten und lebte nur den Eindrücken des Augenblickes. Obgleich ich mir keine Laster zum Vorwurf machen konnte, so war ich doch auch nicht für die Liebenswürdigkeit der Tugend erwärmt, denn ich lebte geordnet aus Gewohnheit und gut in Folge eines Dranges, den ich weder verstand noch beobachtete. Man verglich mich damals oft mit einer Wachsfigur – aber weder meine Umgebung noch ich selbst wußte, daß diese nachgiebige, für Eindrücke leicht empfängliche Substanz, mit welcher man mich verglichen hatte, nur eine äußere Hülle über die Elemente eines verborgenen Feuers war – Wachs, wenn man so will, außen – aber Salpeter, Schwefel und Harz innen.

Als ich ungefähr achtzehn Jahre alt war, erhielt ich eine Commisstelle bei der Firma Barnaby, Falk, Perez und Comp., den Hauptkorrespondenten meines Vaters. Meine Wohnung erhielt ich bei der Familie Falk, welche in Lothbury ihren Sitz hatte. Das Haus war ziemlich alt und die Lage ungemein düster, denn während der Wintermonate mußten auf allen Pulten des Komptoirs, welche nicht unmittelbar an den Fenstern standen, den ganzen Tag über Lichter gebrannt werden. Die Falken waren ein fruchtbares Geschlecht, denn der alte Herr war mit fünf Söhnen und fünf Töchtern gesegnet. Die Söhne waren, wie ich selbst, ganz gewöhnliche Menschen – die Töchter theilten unter sich alle Arten weiblicher Charakterzüge, jedoch nur in schattenhaften Andeutungen.

Hier lernte ich die Fremdenkorrespondenz kennen und wurde vortrefflich in die Geheimnisse der Buchhaltung eingeführt. Ich nahm Alles sehr pünktlich und wurde ein großer Kleinigkeitskrämer. Namentlich that ich mir ungemein viel auf die Nettigkeit derjenigen Theile der Hauptbücher zu gut, welche mir anvertraut waren. Meine rothen Linien standen stets in mathematisch genauen rechten Winkeln mit den schwarzen senkrechten, meine Handschrift, die sich allerdings um ihrer Pünktlichkeit willen etwas steif ausnahm, schien eher gestochen als geschrieben zu sein, und ich hatte denselben Abscheu vor einem Kleckse auf meinen Seiten, den eine alternde Jungfrau gegen jeden Makel in ihrem Rufe unterhält.

Die Prinzipale der Firma waren mit mir zufrieden, meine Kollegen hielten mich für einen ausgemachten Narren, und die vielen jungen Damen meiner Bekanntschaft betrachteten mich als einen ganz besonders artigen jungen Mann mit einem klassischen oder romantischen Gesichtsschnitte – Ausdrücke, welche sie je nach der Art ihrer Lieblingslektüre wählten.

Dies ist Alles wohl recht langweilig, aber ich berühre es absichtlich, um dem Leser die lethargische Eintönigkeit, mit welcher der Strom meines Lebens damals hinfloß, recht deutlich vor Augen zu führen; er mag daraus den Gegensatz ziehen und schaudern, wenn er später den brausenden, gewaltigen Wasserfall bemerkt – einen Strom, der in seinem Weiterrauschen Alles, was ihm entgegentritt, zerstört, bis er in den unermeßlichen Abgrund stürzt, den Alles, nur nicht der Nebel des Todes verhüllt.

Während meiner Kommislaufbahn trafen die elterlichen Briefe regelmäßig ein – eine Korrespondenz, welche um diese Zeit durch die meiner Schwester Honoria, welche ich noch nie gesehen hatte, eine Erweiterung erhielt. Die Briefe der Letzteren waren augenscheinlich unter der Aufsicht ihrer Lehrer geschrieben – sehr förmlich in ihrem Style und verwünscht schlecht englisch. Das vorherrschendste Gefühl, dessen ich mich aus jener Zeit bewußt bin, war die Neugierde, wie wohl jene Dame aussehen möge, da ich sie nicht mit meinen Eltern in Verbindung bringen konnte, weil ich deren Aussehen fast ganz vergessen hatte. Indeß störte dies den gleichförmigen Tenor meines Lebens nicht, und die Paroxismen hielten höchstens zwei oder drei Tage nach dem Empfange jener unverständlichen kleinen Sendschreiben an.

So verbrachte ich mein achtzehntes, neunzehntes und zwanzigstes Lebensjahr, ohne Gefährde diese glückliche Periode zurücklegend, obschon sie oft voll von Versuchungen ist, die nicht selten verhängnißvoll werden und in's Verderben führen. Wenn mich meine finstere Stimmung übermannt, so schaue ich oft auf diesen Zustand der Unschuld mit Geringschätzung zurück und kann es selbst jetzt noch nicht begreifen, wie in jener Zeit eine schiefe Falte in meinem Halstuch, oder eine schlecht gedrehte Locke mich unglücklich machen konnte, während doch später mein Wesen so starr und düster wurde, daß ich unbeweglich und fest, ohne mir dessen bewußt zu werden, stehen bleiben konnte, wenn mein Leib zerfleischt wurde. Es wäre vielleicht unterhaltlich, jedenfalls aber meinem Zwecke fremd, wenn ich die bedeutungslose Kleinigkeit meines Comptoirlebens und die stoische Gleichgültigkeit schildern wollte, mit welcher ich die Ordalien der maskirten Angriffe von fünf Fräulein Falk, die noch besser gerichtete Taktik ihrer guten Mutter und die großmüthige Selbstverläugnung des Vaters über mich ergehen ließ; denn namentlich forderte mich der letztere zu öfterenmalen auf, mich nach einer Frau umzusehen, und erklärte dabei derartige Manöver als unzart und gemein, ohne daß er übrigens versäumte, seine Rede mit den Worten zum Schlusse zu bringen: »Aber seht Euch vor, mein lieber Freund, denn ich denke, Agatha könnte allzuempfänglich für Euern Werth werden.«

Dieselbe Sprache wurde mir – nur mit dem Unterschiede einer andern Namensunterschiebung (je nachdem man die Eine oder die Andere für meinen Liebling hielt) – von der ältesten Tochter Agathe an, welche trotz ihrer rothen Haare und ihrer fünfundzwanzig recht hübsch war, bis zu der kleinen, netten, schwarzäugigen, aber etwas schielenden Mira vorgehalten. Der Natur der Dinge nach hätte ich eigentlich mit Gewalt einer oder der andern von diesen Dämchen zufallen sollen, denn sie waren sammt und sonders in der That recht liebenswürdig und hatten, wie ich fest glaube, eine wahre, wenn schon nicht leidenschaftliche Zuneigung zu mir, die ich denn auch in gesetzter und nüchterner Weise erwiederte. Vielleicht hätte mich auch mit der Zeit Mira gefesselt, denn ich hielt es nachgerade für eine angenehme Beschäftigung, die flüchtigen Blicke einer schielenden, aber sonst sehr hübschen Dame aufzufangen; auch däuchte mich der Zeitvertreib so unschuldig, daß er mich an die Tage erinnerte, in welchen ich als Kind mit einem Stücke von einem zerbrochenen Spiegel die Sonnenstrahlen an die Wand zu werfen und mich an den vergeblichen Bemühungen meiner Spielkameraden zu belustigen pflegte, welche den hellen Fleck zu haschen suchten.

Es fehlten mir noch drei Monate zu der Zeit, in welcher es uns durch das Gesetz wohlwollend gestattet ist, unsern Namen als »mündig« zu betrachten. Doch ich entsinne mich, daß ich bisher meinem Leser noch nicht mitgetheilt habe, welchen Namen ich damals trug – er lautete nämlich Ardent Troughton. Ich weiß nicht, warum man mich in der Taufe Ardent nennen mochte, wenn nicht etwa der Grund darin lag, daß die Spanier es lieben, ihren Kindern Adjektivnamen zu geben, zum Beispiel Pius, Innocenz, Benedictus u. s. w., womit sie vielleicht andeuten wollen, daß sie derartige Eigenschaften an ihren Kindern vermuthen oder wünschen. Wie dem übrigens sein mag, ich wurde eben Ardent Feurig. getauft, und so lange mich das Gesetz noch als unmündig erklärte, schien dieser Name einen possierlichen Gegensatz zu meinem Wesen zu bilden. Ich mußte viele Witzeleien darüber hören, bei dem geringsten Anlasse ein feuriger Liebhaber, ein feuriger Bewunderer u. s. w. sein, bis am Ende die Verfolgung den entgegengesetzten Weg einschlug und ich Ruhe und Zufriedenheit in dem Afternamen Quiet Troughton fand.

Und ich war wirklich ruhig. Ich bewahrte stets einen gelassenen Anstand, welchen Miß Agatha Falk eine wundervolle Ruhe zu nennen beliebte. Ich lebte im Frieden mit mir selbst und mit aller Welt, und obschon ich hin und wieder Zeuge von leidenschaftlichen Ausbrüchen war, so konnte ich mir dieselben doch nur als Verirrungen des Verstandes vorstellen. Ich war damals in der That so moralisch stumpf, daß ich Miltons erhabene Gesänge für unnatürlich und den gigantischen Kampf der Leidenschaften aus Shakespeare's Schilderungen für widerlich hielt. Ja, ich war auf dem Punkte, in die Unbedeutsamkeit einer kleinlichen Schwäche zu versinken, denn ich fing an, gentil zu werden und mir etwas darauf einzubilden.

Unter meines Gleichen galt ich als ein Wunder von hoher Begabung, und Quiet Troughton durfte nur den Mund aufthun und sprechen, um mit Sicherheit darauf zählen zu können, daß seine Meinungen mit ehrbietiger Rücksicht aufgenommen wurden. Das Spanische war die Sprache meiner Mutter, und ein spanischer Sprachmeister sorgte dafür, daß ich nicht vergaß, was ich in meiner frühen Jugend am heimischen Herde gelernt hatte. Ich sprach für einen Engländer leidlich französisch und hatte genug von der Milch klassischer Gelehrsamkeit eingesogen, so daß es mich mehrere Jahre vielen Fleiß kostete, das Gelernte wieder zu verlernen. Meine Außenseite war in jener Zeit ziemlich vortheilhaft. Ich hatte von meiner Mutter so viel Spanisches, vielleicht auch maurisches Blut geerbt, um meine Haut leicht braun zu färben und mein schwarzes Haar in sehr beneidenswerthe Locken zu kräuseln; aber auch durch den Vater war genug von den Sachsen auf mich übergegangen, daß meine Wange sich röthete und mein Körper eine große athletische Gestalt gewann. Die Damen erwiesen mir die Ehre, mir nachzusagen, daß ich ein gefährlicher Mann sein würde, wenn ich nicht so ruhig wäre.

Nun, dieser ruhige junge Mann machte rasche Fortschritte in der Gentilität – freilich nur in ganz ruhiger Weise, denn er hatte bereits einen Schauspieler zweiten Ranges zum Freunde gewonnen und sich von Stultz einen vollen Anzug bestellt. Schon seit einigen Monaten bezog ich meine Handschuhe und Hüte aus Bond-Street. Alle diese Umwandlungen gingen in meiner gewöhnlichen stillen Art vor sich, und Niemand versah sich je eines Schlimmen für mich, weder von meinem neuen Freunde noch von meinen neuen Kleidern. Man würde es wahrhaftig für einen Ideensolecismus gehalten haben, wenn man mir überhaupt hätte einen Exceß zutrauen wollen.

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