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Für oder wider.

Die Anregung des Einheitsbundes deutscher Freimaurer, in der Lehre Jesu von der Gotteskindschaft eine gemeinsame Grundlage für alle Systeme wieder zu gewinnen, ist bereits in die weitesten Bruderkreise hineingedrungen. Dadurch werden immer mehr alle Brüder und alle Logen vor eine Entscheidung darüber gestellt.

Jeder denkende und über seinen engeren Logenkreis hinaus blickende Maurer wird das Bewusstsein haben, das es so wie es leider ist, nicht bleiben darf, dass der Maurerbund durch die in ihm vorhandenen grundsätzlichen Widersprüche nicht länger das offenbare Gegentheil von dem darstellen kann, was er nach seiner Lehre sein muss.

Es ist nicht angebracht, die im Bunde vorhandenen scharfen Gegensätze ferner noch mit dem sogenannten Mantel der Liebe zudecken zu wollen. Aber wenn wir auch unsere Zwietracht und unsere Schwäche wirklich noch sollten verbergen wollen, die Welt sieht sie doch und spottet über die Gesellschaft der feindlichen Brüder, welche die fixe Idee haben, ein Reich des Friedens und der Liebe auf Erden zu gründen, welche der Menschheit den Weg zum Heile zeigen wollen, aber unter einander über diesen Weg selbst in heftigster Fehde mit einander liegen.

Kein ehrlicher Charakter kann sich auf solche Täuschungen einlassen wollen. Ein Maurer, welcher der Wahrheit dienen muss, darf es um so weniger thun. Zudem ist es auch zwecklos. Was helfen Täuschungen am Krankenbett? Sie führen zum Ende.

Aber es giebt noch Brüder genug, welche die Maurerei nicht versumpfen lassen mögen, welche es als Pflicht und Herzensbedürfniss erkennen, den Freimaurerbund dem Geiste des Maurerthums entsprechend zu gestalten, und welche nur in einer solchen Maurerei sich heimisch fühlen können.

Und diese thatkräftigen und glaubensstarken Brüder werden nicht nachlassen in ihrer Arbeit, eine geistige Einheit, die Vorbedingung aller Entwickelung, wieder herzustellen.

Kein Streben zur Einheit wird Erfolg haben, so lange von einem Gegensatz zwischen der Lehre Jesu von der Gotteskindschaft und dem maur. Humanitätsbegriff noch die Rede ist. Dieser Gegensatz ist thatsächlich nicht vorhanden. Es sind meistens Widersacher Jesu, welche einen solchen Gegensatz künstlich construiren und mit ihrer Sophistik Andere zu täuschen suchen.

Der Maurerbund ist im Geiste und auch sogar im Namen Jesu entstanden. Das ist eine geschichtliche Wahrheit, die von keiner anderen Geschichtstendenz erschüttert werden kann. Es ist zudem nicht nur eine geschichtliche Thatsache, sondern auch innere Wahrheit. Aber es ist nicht wahr, dass die Lehre Jesu vom Reiche Gottes und von der Gotteskindschaft sich nur auf Anhänger christlicher Kirchengemeinschaften beziehe und alle anderen davon ausgeschlossen seien. Im Geiste Jesu sind Alle, ob sie sonst Christen, Juden oder Heiden sein mögen, berufen und Alle gleichberechtigt. Warum wollen Manche den Gedanken Jesu entstellen? Um eine Meinung, eine Richtung gegen Jesum herbeizuführen. Warum möchte man so gern Jesum in der Versenkung verschwinden lassen? Um die Freimaurerei auf ein Geleise zu bringen, wo sie anderen Zwecken dienstbar, wo sie das Gegentheil von dem wird, was sie ist und sein soll. Wir glauben nicht, dass wir schlechte Maurer sind, wenn wir uns das nicht mehr gefallen lassen.

Die hohe Lichtgestalt Jesu weiter noch zu ignoriren, bedeutet schliesslich und auch jetzt schon eine Stellungnahme gegen ihn. Auch die Aussenwelt fasst es so auf. Warum setzen wir uns in dieses falsche Licht? Die Maurerei als Mittelpunkt aller Religion könnte so verblendet oder so befangen sein, ohne den einzigen Verkünder der wahren Anbetung Gottes im Geiste, ohne Jesum auskommen zu wollen? Oder wir sollten, wenn wir uns auch mit Jesu völlig eins wissen, es für notwendig erachten, seinen Namen dennoch zu verschweigen? Wenn wir glauben sollten, damit der Aussenwelt zu imponiren, so wäre das die schlimmste Selbsttäuschung. Wir können damit nur das herbeiführen, dass wir solchen Suchenden, die von Gott und Religion überhaupt nichts wissen wollen, damit den Weg zu uns ebenen. Aber diesen Zuzug müssen wir fernhalten. Das sind, wenn sie auch Aufnahme finden, nicht Maurer, sondern Gegner des maur. Gedankens. Von diesem glaubenslosen Radicalismus haben wir leider schon so viel. Das ist die Krankheit im Körper unseres Bundes, das ist das zersetzende Element, welches beständig an unseren Bundesaltären und seinen grossen Lichtern rüttelt. Wer diesen gottentfremdeten Standpunkt nicht theilt, dem ist es heilige Maurerpflicht, einer weiteren Vermengung mit bundeswidrigen Genossen vorzubeugen. Jeder sei seiner Pflicht eingedenk, damit der Bau gefördert werde.

Sobald wir uns allerwärts wieder auf Jesum berufen und diesen Standpunkt offen auch vor der Welt bekennen, dann ist jede Verschiebung bei uns und jedes Missverständniss bei der Welt ausgeschlossen. Dann wird die Loge sein und bleiben eine Hütte Gottes bei den Menschen, zu welcher die Sehnsucht aller Menschen sich richtet, die des Kampfes um Formenthum müde, den Frieden suchen, der vom Himmel ist. Dann wird jede Loge sein ein Allerheiligstes, in welchem alle Trennungen des Bekenntnisses überwindend das ewige Licht ausstrahlt in seinem reinen Glänze, beseligend hinausleuchtend in die Herzen der Brüder und hinausleuchtend in die Menschheit, ihr zu künden die Erlösung vom Tode und die Botschaft der Liebe und ewigen Lebens.

Warum sollten wir nicht Alle diesen Weg betreten wollen? Warum zögern noch so Viele? Können wir, die wir mit Jesu uns eins wissen, es noch ertragen, eine systematische Verleugnung Jesu mitzumachen?

Der Freimaurerbund steht vor einer sehr ernsten Frage, deren Beantwortung für Sein oder Nichtsein entscheidend ist. Entweder werden wir uns um unsern Ursprung, um Jesum wieder sammeln, oder wir werden an unserer Zerrissenheit untergehen.

Möge man nicht denken, die Frage dilatorisch zu behandeln. Es ist keine Zeit mehr zu verlieren. Auch geht es nicht an, sich unparteiisch in die Mitte zu stellen, weder Ja noch Nein zu sagen. Jede Negation wird zur Gegnerschaft. Keine Sophistik kann uns darüber hinwegtäuschen.

Für oder wider. Mit Jesu oder gegen ihn.

Br. Friedrich Holtschmidt.


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