Josef Haltrich
Sächsische Volksmärchen aus Siebenbürgen
Josef Haltrich

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116. Der Fuchs und der Igel

Für diesmal war ihm auch der Hase entgangen; sein Hunger war bald unbändig. Da lief er irr und wirr in einem frischgeackerten Felde herum und spürte im Ärger auf Mäuse. Da traf er auf einen Igel, der saß ruhig neben einem Mausnest und fing gerade an zu fressen. »Räuber!« schrie der Fuchs, »ist das eine Speise für so ein Erdschwein!« Er nahm es ihm kurzweg fort und verschlang die Mäuse. »Ei, du verfluchter Schollentreter, daß du daran erwürgen solltest!« tobte der Igel. Der Fuchs lachte über den ohnmächtigen Zorn. Das war nun für ihn zwar sehr wenig Speise, aber doch etwas, und er wurde drauf sogar gemütlich. »Aber sage mir«, sprach er zum Igel, »wozu hast du die vielen Lattnägel auf deinem Pelz?« – »Das ist meine einzige Waffe«, entgegnete der Igel, »gegen Hunde und andere Feinde; du kannst auch versuchen, wenn du willst!« – »Armes Tier«, sprach hohnlachend der Fuchs, »dich hat die Natur stiefmütterlich behandelt, du scheinst auch sonst mit Dummheit gesegnet zu sein. Ich, Gott sei Dank, brauche eigentlich keine Waffen, durch meine List kann ich immer und überall durchkommen!« Indem hörte man: »Hallo, hallo!« Zwei Windhunde zeigten sich. Der Igel rollte sich schnell in eine Kugel; der Fuchs nahm Reißaus. Die Hunde schnupperten ein wenig an dem Igel; allein da sie sich daran blutig stachen, ließen sie ihn und eilten dem Fuchs nach; dieser zog seine ganze List zu Rat, lief hin und her im Zickzack um die Heuschober und machte allerlei Sprünge; allein es half ihm nichts, die Hunde erreichten ihn endlich doch; jeder packte ihn an einem Ohr, und so führten sie ihn zu ihrem Herrn, dem Jäger.


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