Josef Haltrich
Sächsische Volksmärchen aus Siebenbürgen
Josef Haltrich

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29. Des Teufels Hilfe

Ein armer Bauer brachte einmal Holz aus dem Walde und blieb in einer Pfütze stecken, so daß er nicht von der Stelle fortkommen konnte; da trat ein unbekannter Mann zu ihm hin und sprach: »Ich möchte dir auf einmal aus der Not helfen, wenn du mir das Neueste, das jetzt in deinem Hause sich findet, zu geben versprichst; nach zwanzig Jahren erst sollst du mir's ausliefern!« Der Bauer dachte an die neuen hölzernen Löffel, die er vor kurzem gekauft hatte, und versprach ohne weiteres das Verlangte, und sogleich wurde auch ein schriftlicher Vertrag aufgesetzt. Darauf zog der Fremde den Wagen samt den Kühen heraus und ging fort. Als der Bauer zu Hause ankam, erfuhr er zu seinem Schrecken, es sei zu der und der Zeit ihm ein Sohn geboren. Er erkannte jetzt gleich, daß er dem Bösen sein Kind verschrieben habe; sogleich ging er zu seinem Herrn Pfarrer und gestand ihm die Sünde. Der tröstete ihn und sprach: »Erzieht nur Euern Sohn in aller Tugend und Frömmigkeit, so wird ihm der Böse nichts anhaben können!« Das versprach der Bauer und tat es auch gewissenhaft; aber seine Trauer konnte er vor dem Kleinen nicht lange verbergen. Der bat und fragte immer: »Vater, warum seid Ihr so traurig« und da sagte ihm eines Tages der Alte alles. »Kümmert Euch nicht, Vater!« sprach der Knabe, »der Teufel wird mir nichts tun können; der Herr Pfarrer wird mir schon sagen, wie ich mich bewahren soll!«

Als der Junge zwanzig Jahre alt war, ging er zum Pfarrer und fragte ihn um Rat, wie er es mit dem Teufel anfangen solle. Der Pfarrer sagte, er möge nur immer beten, denn das könne der Teufel nicht ausstehen. Dann machte sich der Junge auf den Weg zur Hölle, denn er wollte nicht warten, bis ihn der Teufel abhole. Als er weit gegangen war, sah er nur einmal einen großen Baum mit goldnen Früchten und darunter einen geharnischten und stark bewaffneten Mann. Anfangs erschrak er; als er aber sah, daß dieser sich nicht rührte, wagte er es näher zu gehen. Da erzählte ihm der Mann seine Lebensgeschichte : Er sei ein großer Räuber gewesen; dafür nun sei er unter diesen Baum gebannt; jede der goldnen Früchte sei eine von seinen Todsünden; unter dem Baume aber seien die großen Schätze, die er durch Raub und Mord sich erworben habe; nun müsse er da so lange Wache stehen und könne so lange nicht sterben, bis ein reiner und unschuldiger Jüngling von zwanzig Jahren für seine Seele gebetet habe. »Bist du der, so bete für mich, und wenn ich nicht mehr bin, so hebe von dieser Stelle die großen Schätze, die dann vom Fluche frei sind!« Der Bauernjunge versprach das alles zu tun mit willigem Herzen und wanderte weiter und gelangte endlich in die Hölle. Da fing er an zu beten und ging so betend in die Teufelswerkstätte. Als die Teufel das Gebet hörten, flohen alle davon, und wie der Junge ihnen näher kam, zogen sie sich in den hintersten Winkel der Hölle zurück, aber auch hier fühlten sie sich nicht mehr sicher. Da hielten sie einen Rat und fragten untereinander: wer der gefährliche Fromme wohl sein könne und was sie weiter tun sollten. Indem fiel einem alten Teufel der Kontrakt ein, den er vor zwanzig Jahren mit dem Bauer[n] geschlossen, und er sprach: »Der Fremde ist kein anderer als ein dummer Bauernjunge, den ich seinem Vater vor zwanzig Jahren abbetrogen hatte; leider habe ich seitdem nicht mehr daran gedacht, und so ist derselbe in der Kraft Gottes aufgewachsen; allein wartet, ich werde ihn uns gleich vom Halse schaffen!« Damit nahm sich der alte Teufel ein Herz und ging dem Jungen entgegen, warf ihm den Kontrakt zu und sprach: »Du kannst damit gleich nach Hause gehen; ich schenke dich deinem Vater!« Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen, denn ihn hatte ein Graus überkommen, als er die vielen Marterwerkzeuge, die Zangen und Kessel voll siedenden Öles und das höllische Feuer gesehen und das Ächzen und Zähneklappern der Verdammten gehört hatte. Er nahm schnell den Kontrakt und kehrte zurück; die Teufel aber freuten sich, als sie seiner los waren.

Als der Junge betend an den großen Baum zurückkam, sank der nur einmal zusammen, und der geharnischte Mann fiel zu Boden, und er sah an ihrer Stelle zwei Aschenhaufen! Er grub nun nach, wie ihm der Mann gesagt hatte, und fand die großen Schätze. Damit zog er heim; seine Eltern freuten sich sehr, wie sie ihn wiedersahen. Von den Schätzen gab er einen Teil dem Herrn Pfarrer zum Danke für die guten Lehren und einen andern schenkte er der Kirche; nur den dritten Teil behielt er für sich und seine Eltern. Aber er war doch ein steinreicher Mann, und das Vermögen vergößerte sich immer mehr und vererbte sich fort auf Kinder und Kindeskinder, denn die waren auch alle redliche und gottesfürchtige Menschen.


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