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Das Wasser kam zu spät; das Hühnchen hatte sich an der Erbse schon zu Tode geschluckt, da machte das Hähnchen einen Wagen aus Eierschalen, legte das tote Hühnchen darauf, spannte zwei Läuschen und zwei Mäuschen an und fuhr hübsch langsam zu Grabe und trieb immer:
»Tschã, Läusker,
Uidä, Mäusker,
Hejd u mir,
Mårn un dir!«
Als nun das Hühnchen begraben worden war, kehrte das Hähnchen traurig wieder heim und fuhr ganz langsam. Kam der Bär und fragte das Hähnchen, warum es so traurig sei, und wie er hörte, daß das Hühnchen gestorben und jetzt begraben wäre, so fing er an zu weinen, und das Hähnchen weinte noch mehr und schluchzte. Sprach der Bär: »Willst du mich nicht aufsitzen lassen?« Rief das Hähnchen:
»Hopp hånjden åf,
Dåt de Rãdcher kerzeln.
Dåt de Mäusker kråtzen
Und de Läusker påtzen!
Tschä, Läusker,
Uidä, Mäusker,
Hejd u mir,
Mårn un dir!«
Als sie nun ein Stückchen weiterfuhren, kam der Wolf und fragte, warum sie so traurig wären, und wie er hörte, daß das Hühnchen gestorben und begraben wäre, so war er auch untröstlich und fing an zu weinen, und weinten nun das Hähnchen, der Bär und der Wolf. Sprach der Wolf: »Darf ich nicht auch aufsitzen?« Sagte das Hähnchen:
»Hopp hånjden åf,
Dåt de Rãdcher kerzeln.
Dåt de Mäusker kråtzen
Und de Läusker påtzen!
Tschä, Läusker,
Uidä, Mäusker,
Hejd u mir,
Mårn un dir!«
Und wie sie nun weiterfuhren, kam auch der Fuchs, der Krebs, das Ei, die Nähnadel und die Stecknadel und der Mühlstein, und alle weinten, wie sie hörten, daß das Hühnchen gestorben wäre, und da noch Platz war, ließ das Hähnchen sie alle aufsitzen. Sie fuhren aber immerfort, bis sie die Nacht überfiel, da suchten sie Herberge in einem Wirtshaus, das lag an der Straße. Der Wirt aber war ein grober und hartherziger Mensch, und wie sie ihm ihren Jammer erzählten und ihre Not klagten, daß das Hühnchen gestorben sei, so lachte er sie aus, spottete ihrer und peitschte sie fort in die dunkle Nacht. Da wurden alle sehr zornig und sprachen untereinander: »Das können wir nicht ungestraft lassen!« Und nun sagte ein jedes, was es dem bösen Wirten antun wolle. Der Bär sprach: »Ich will seinen Kuhstall heimsuchen«, der Wolf: »Ich seinen Schafstall«, der Fuchs: »Ich seinen Gänse- und Hühnerstall«, der Krebs: »Ich will mich unvermerkt in das Wasserschaff hineinschleichen«, das Ei: »Und ich in den Glinster (glühende Asche)«, die Nähnadel: »Und ich in den Sorgenstuhl«, die Stecknadel: »Und ich ins Handtuch«, der Mühlstein: »Und ich über die Haustüre«, der Hahn: »Und ich als Wächter auf den Hahnenbalken!« Als nun der Wirt eingeschlafen war und schon schnarchte, gingen alle auf ihren Posten. Der Bär, Wolf und Fuchs hielten in kurzem mit den Kühen, Schafen, Gänsen und Hühnern so Hochzeit, daß nichts am Leben blieb.
Als der Wirt am frühen Morgen erwachte, ging er zum Feuer, um es anzublasen: da spritzte ihm das Ei glühende Asche in Augen und Gesicht; er fluchte und lief gleich zum Wasserschaff; als er die Hand hineinlangte, kneipte ihn der Krebs, daß er nur schnell herauszog, als habe er sich auch da verbrannt. Wie er mit dem Handtuch sich abtrocknen wollte, stach ihn die Stecknadel, daß ihm gleich das Blut rann. Er wußte nicht, was heute mit ihm geschah, und ließ sich im Zorn in seinen Sorgenstuhl nieder, aber im Hui sprang er auf kerzengrade: die Nähnadel hatte das ihrige getan und ihn unsanft im dicken Fleisch gekitzelt. »Ist denn der Teufel los? Himmeldonnerwetter!« fluchte er wütend und wollte zur Tür hinausstürzen. Da fiel der Mühlstein auf ihn herunter und schlug ihn tot. Als das der Hahn sah, rief er: »Recht geschehen, recht geschehen!« Es wurde aber gerade Tag, und der Hahn fing an zu krähen: »Kikeriki! auf, auf! und lasset uns weiterziehn!« Nun kamen alle herbei und erzählten ein jedes, was es ausgerichtet, der Mühlstein aber erhielt das größte Lob. Dann zogen sie fort, und der Hahn trieb:
»Tschã, Läusker,
Uidä, Mäusker,
Hejd u mir,
Mårn un dir!«
und so fahren sie noch heute in der Welt herum, und wo sie einen groben und hartherzigen Wirten treffen, da spielen sie ihr Stückchen.