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Der Bär, der Wolf, der Fuchs und der Hase saßen einmal vergnügt im grünen Waldhaus beisammen. Da sprach der Fuchs: »Wie wäre es, wenn wir auch einmal auf den Medwischer Margrethi gingen; es soll dort gar lustig zugehen!« Da antwortete der Bär: »Ich bin schon alt und schwach, wenn aber der Wolf mitgeht und uns schützen will, so ist es mir recht; denn das Menschenkind ist falsch und uns aufsässig!« – »Was? Ich fürchte mich nicht!« schrie der Wolf trotzig, »ich gehe mit, und ihr sollt weder Schaden noch Schande haben!« – »Auch ich will mit, auch ich!« rief froh der Hase. »Halt's Maul, Junge, du bist noch zu dumm«, sprach der Fuchs; »du würdest überallhin gaffen und große Augen machen und uns nur in Not bringen!« Da schmiegte sich der Hase an den Wolf, als wenn er sagen wollte: »Macht, daß ich auch mitgehe!« Dem Wolf gefiel das, und er sprach: »Das Häschen muß auch mit!« und streichelte ihm übers Gesicht. »Aber wofür sollen wir uns ausgeben?« fragte der Bär, »es muß doch jedermann etwas vorstellen, der auf den Margrethi geht.« – »Ach was, das ist leicht!« sprach der Wolf, »für Schüler (Studenten). Ihr singt den Baß, der Fuchs den Alt, der Hase Diskant; ich will Kantor sein und die Melodie leiten und halten!«
Als sie alles gehörig besprochen hatten, machte jeder seinen Pelz rein – denn man muß auf dem Margrethi geputzt erscheinen –, und dann brachen sie auf. Sie getrauten sich aber doch nicht recht, am hellen Tage in die Stadt zu gehen und warteten, bis die Dämmerung einbrach. Da kamen sie auf den Zehen ganz leise in die Vorstadt; sie gingen aber hintereinander, wie die Hunde nach Blasendorf gehen, der Wolf zuerst, dann folgte der Fuchs, dann der Bär, zuletzt der Hase. In der Vorstadt ist das große Wirtshaus, wie ihr wißt; der Wirt hatte gerade Schweine geschlachtet, und es roch die frische Wurst ihnen entgegen. »Da müssen wir hinein«, sprach der Wolf, »und uns gütlich tun! Da kennt man uns nicht!« Der Fuchs wollte nicht recht und sah sich zuerst die Gelegenheit genau an; es sah ihm gefährlich aus. »Gevatter, seid nicht so hitzig!« Der Wolf aber roch nur die Wurst, hörte nichts und klinkte gleich die Türe auf. »Nur herein, willkommen!« sprach der Wirt. Da gingen alle hinein. »Frische Wurst und Wein her!« schrie der Wolf, »aber viel!« Der Kellner brachte; sie setzten sich und aßen und tranken, und wie nur etwas auf den Tisch kam, gleich war es verschwunden, der Kellner konnte nicht genug bringen.
Endlich waren sie satt. Da kam der Wirt mit der Kreide und sprach: »Zahlen!« Ja, ja, da fing ihre Not an. Der Wolf allein hatte den Mut zu reden und sprach: »Wir sind Schüler (Studenten) und wollen uns morgen durch Ansingen etwas verdienen und dann zahlen!« – »Das ist alles recht schön!« sagte der Wirt, »lasset indessen nur euere Mäntel zum Pfände!« Der Wirt aber hatte gleich beim Eintreten der Gäste ihnen angesehen, was für Zahler sie seien, und hatte im stillen den Kürschner herbeikommen lassen. »Mein Freund da, der Kürschner, wird das Ausziehen besorgen!« Als sie den Namen Kürschner hörten, sprangen alle voll Entsetzen auf und eilten zur Türe, die war jedoch wohl verschlossen. Der Kürschner und der Wirt suchten nun einen nach dem andern zu packen und zu binden. Der Bär brummte, der Wolf heulte, der Fuchs bellte, nur der Hase war vor Furcht stumm und starr, und die Augen standen ihm heraus, der Diskant versagte ihm, und bis heute hat er die Stimme nicht zurückerhalten. Ja, das war einmal ein Gesang!
Der Wolf und Fuchs sprangen dem Kürschner und Wirten immer zwischen den Händen durch. Da fingen sie zuerst den Hasen, und das war leicht, denn der regte und rührte sich ja nicht von der Stelle, und nagelten ihn am Zagel an die Wand, dann machten sie sich über den Bären; den überwältigten sie auch ohne große Mühe, denn er war alt und schwerfällig, nagelten ihn auch am Schwanz an die Wand. Jetzt, Wolf und Fuchs, haltet euch! Die sprangen unter Geheul und Gebell wild herum, auf und ab, bald an die Türe, bald an das Fenster. In der äußersten Angst und Not sprang der Wolf mit aller Kraft noch einmal wider den Fensterladen, der plumpste hinaus, der Wolf mit; er brach ein Bein, aber er raffte sich dennoch auf und lief unter Jammergeheul davon. Als der Fuchs das Fenster offen sah, sprang er sogleich nach, die Wirtin aber, die Milchrahm zu Butter rühren sollte, hatte gerade den rahmigen Löffel in der Hand und stand an der Fensteröffnung. Als sie den Fuchs springen sah, schlug sie mit dem Löffel nach ihm, traf aber nur die Zagelspitze, und die ist bis auf den heutigen Tag rahmig.
Der Kürschner und der Wirt waren hinausgeeilt, um den Wolf noch zu fangen und den Fensterladen wieder anzumachen, damit der Fuchs nicht hinaus könne, indessen war dieser auch schon über alle Berge. Auch der Bär war aber jetzt nicht müßig, als er die Öffnung sah und wie der Wolf und Fuchs glücklich entwischt waren; er zog, er riß, er wand sich – schubski! ward er los, aber der Zagel hing an der Wand. Und auch dem Hasen war auf einmal der verlorene Mut wiedergekommen, er machte es wie der Bär, er ließ seinen Zagel an der Wand, und hast du nicht gesehen! war er davon, und nicht leicht konnte etwas schneller sein als er; er lief in einem Atem, ohne umzuschauen, bis in den Wald.
Noch heute hat weder der Bär noch der Hase seinen Zagel eingelöst; du kannst sie bei dem Medwischer Wirten oder wenn dort nicht bei dem Kürschner (d. h. bei jenem Medwischer Kürschner, wenn er noch lebt, denn ein anderer Kürschner zeigt bloß einen Fuchsschwanz, und der Fuchs hatte doch seinen Zagel nicht verloren!) sehen, und seit der Zeit sind der Bär, Wolf, Fuchs und Hase weder zusammen noch allein je auf dem Medwischer Margrethi gewesen. Es hatte ihnen nicht wohl angeschlagen; der schlechte Fuchs war noch am besten durchgekommen.