Josef Haltrich
Sächsische Volksmärchen aus Siebenbürgen
Josef Haltrich

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92. Die Füchse, der Wolf und der Bär

Die Füchse sprachen einmal: »Es ist am besten, wir halten alle zusammen, so können wir uns leicht Nahrung verschaffen!« Sie gingen nun aus, fielen über eine Kuh und töteten sie. Aber sie wußten nun nicht recht, wie sie dieselbe teilen sollten, daß keiner mehr, keiner weniger bekäme. Sie gingen zum Wolf und baten ihn, er solle ihr Teilherr sein. Der tat das gerne, gab jedem ein kleines Stück, hieß sie dann nach Hause gehen und den folgenden Tag wiederkommen; er aber fraß den Rest ganz auf. Als sie am andern Morgen kamen, sprach der Wolf, seine Frau sei krank, er könne ihnen nicht nachgehen, sie sollten ein andermal kommen. Als sie am dritten Morgen erschienen, war er zornig und sprach: »Meint ihr denn, ich hätte nichts Wichtigeres zu tun, als euch Teilherr zu sein; packt euch und kommt mir nicht wieder, sonst will ich anders anfangen«!

Nun liefen die Füchse zum Bären und klagten über den Wolf. Der Bär wurde sehr aufgebracht über den Wolf und sprach: »Kommet mit, ich will ihn lehren!« Als sie vor dessen Burg kamen, rief ihn der Bär heraus und setzte ihn zur Rede. Da sprach der Wolf: »Herr König, wie könnt Ihr so gemeinem Volk glauben? Ich habe Klage zu führen; seht, sie kamen über mein Haus und wollten mich bestehlen!« – »Ja, ist die Sache so?« rief der Bär verwundert, »sie haben mich übel berichtet; gleich sollen sie es büßen« und wollte den ersten besten packen; aber die Füchse warteten nicht, sondern nahmen nach allen Seiten Reißaus. Seit der Zeit suchen sie nicht leicht beim Wolf oder Bären ihr Recht, sondern sie tragen ihre Streitigkeiten selbst untereinander aus, wenn auch mancher von ihnen dabei oft zu kurz kommt.


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