Josef Haltrich
Sächsische Volksmärchen aus Siebenbürgen
Josef Haltrich

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91. Der Bär, der Wolf und der Fuchs

Der Bär, der Wolf und der Fuchs schlossen miteinander einen Bund; sie wollten gemeinschaftlich auf Beute ausgehen und gleichmäßig teilen. Da fingen sie zuerst ein junges Kalb, und der Bär sollte teilen. Er teilte so, daß der Fuchs nichts erhielt. Bald darauf erbeuteten sie ein Schwein; nun teilte der Wolf, und der Fuchs bekam wieder nichts. Zum drittenmal brachten sie ein Füllen ein; der Fuchs teilte und machte drei gleiche Teile. Da wurden der Bär und der Wolf zornig und nahmen ihm seinen Teil weg. Weinend lief der Fuchs fort und drohte: »Nun wartet, ihr sollt mir bald für eure Ungerechtigkeit büßen!« Nicht lange danach kam er mit einer Katze, einem lahmen Hund und einem Hahn zurück. Als der Bär und Wolf diese sahen, entsetzten sie sich. »Das sind furchtbare Krieger!« rief der Wolf, »der eine trägt eine feurige Krone und eine Menge Säbel (der Hahn mit seinem Kamm und den schimmernden bewegten Federn des Schweifes), der andere eine Standarte (die Katze mit dem Zagel in der Höhe), der dritte sammelt immerfort Steine (der hinkende Hund, der im Gehen sich stets nach der einen Seite neigt), um uns zu erwerfen.« Beide flohen auf einen Baum, fielen aber bald vor Angst herunter; der Wolf brach den Hals, der Bär lief mit gebrochenem Fuß davon. Die Sieger aber machten sich über den Rest der Beute und waren lustig und guter Dinge.


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