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Wie Pinneberg über Frei-Körper-Kultur denkt und was Frau Nothnagel dazu meint

Für einen unbefahrenen Mann von Pinnebergs Art bietet eine Einladung wie die Heilbutts mancherlei Gefahren. Er war sicher in sexuellen Dingen nie besonders schüchtern, o nein, im Gegenteil. Er ist in Berlin aufgewachsen, und so sehr lange ist es ja nicht her, daß ihn Frau Pinneberg an gewisse Spiele mit Schulmädchen in den Sandkästen erinnerte, die damals starken Anstoß erregten. Und wenn man dann in der Konfektion groß wird, die nicht nur in Kleidungsstücken, sondern auch in Witzen und vorurteilsfreien Mannequins wohl assortiert ist, dann bleibt von romantischen Ideen nicht viel übrig. Mädchen sind Mädchen und Männer sind Männer, aber so verschieden sie sind, beiden ist gemeinsam, daß sie gerne das tun. Und wenn sie tun, als täten sie es nicht gerne, so haben sie eben gewisse Gründe, die mit der Sache an sich nichts zu schaffen haben, weil sie geheiratet werden wollen oder weil der Chef so was nicht gern sieht oder weil sie irgendwelchen Quatsch von Ideen im Kopf haben.

Nein, von hierher droht keine Gefahr, die Gefahr kommt viel eher daher, daß man nur zu gut Bescheid weiß und zu illusionslos ist. Heilbutt kann gut sagen: man denkt sich nichts dabei, das weiß Pinneberg besser: man denkt sich doch was dabei.

Pinneberg braucht sich nur ganz flüchtig auszumalen, wie da die jungen Mädchen und Frauen herumlaufen und baden und schwimmen – und er weiß, was geschieht.

Aber – und das ist Pinnebergs große Entdeckung –: er will darin nichts empfinden, was nicht mit Lämmchen zusammenhängt. Also da hat er nun die übliche Kindheit hinter sich mit allen Ernüchterungen und Schleierfällen und mindestens einem Dutzend Freundinnen, die Eskapaden ungerechnet. Und dann hat er Lämmchen kennengelernt, und von den Dünen zwischen Wiek und Lensahn an war das auch nichts anderes, etwas sehr Hübsches und Angenehmes, das das Leben erfreulicher machte.

Ja, und dann haben sie geheiratet und sie haben oft das getan, was in der Ehe so bequem und naheliegend ist, und es ist immer gut und angenehm und befreiend gewesen, ganz wie früher, aber auch nicht anders als früher. Und nun ist es doch anders geworden, irgendwie ist daraus eine Bindung entstanden, ob es nun an Lämmchen liegen mag, weil sie so eine herrliche Frau ist, oder an der Gewöhnung der Ehe –: die Schleier sind wiedergekommen, die Illusionen sind wieder da. Und nun, da er mit dem bewunderten und ein ganz klein wenig lächerlich gewordenen Freunde Heilbutt in die Badeanstalt pilgert, weiß er genau, er mag nichts empfinden, was nicht mit Lämmchen zusammenhängt. Er gehört ihr, wie sie ihm gehört, er will keine Lust empfinden, deren Quelle und Mündung sie nicht ist, er will nicht.

Und darum schwebt es ihm immer auf der Zunge, zu Heilbutt zu sagen: »Du, Heilbutt, ich möchte doch lieber jetzt mal ins Krankenhaus gehen, ich bin ein bißchen unruhig.«

Als Ausrede, damit er sich nicht zu sehr blamiert.

Aber dann, ehe er noch eine Pause in Heilbutts Gerede erwischt hat, geht alles durcheinander: seine Wohnung, der Kreißsaal, die Badeanstalt mit nackten Frauen, die Aktfotos, was manche Mädchen für kleine spitze Brüste haben – früher fand er das nett, jetzt, seit er Lämmchens breite, weiche, volle Brust kennt ... Siehst du, das ist wieder dasselbe, alles, was sie ist, ist gut, nein, jetzt sage ich es Heilbutt ...

»Also hier ist es«, erklärt Heilbutt.

Und Pinneberg sieht an dem Gebäude hoch und sagt: »Ach so, es ist eine richtige Schwimmbadeanstalt. Ich dachte ...« »Du dachtest, wir hätten schon eine eigene Badeanstalt, nein, so reich sind wir noch nicht.«

Pinnebergs Herz klopft schrecklich, er hat richtige Angst. Aber vorläufig gibt es nichts weiter Beängstigendes; an der Kasse sitzt ein graues weibliches Wesen und sagt: »Guten Abend, Joachim. Siebenunddreißig hast du.« Und gibt ihm einen Schlüssel mit einer Nummer.

»Danke«, sagt Heilbutt, und Pinneberg ist sehr verwundert, daß Heilbutt mit Vornamen Joachim heißt.

»Und der Herr?« fragt die Graue weiter und deutet mit dem Kopf auf Pinneberg.

»Ein Gast«, antwortet Heilbutt. »Du möchtest also nicht baden?«

»Nein«, sagt Pinneberg verlegen. »Heute lieber nicht.«

»Ganz wie du willst«, sagt Heilbutt lächelnd. »Sieh dir alles an, vielleicht holst du dir nachher noch einen Schlüssel.«

Und nun gehen die beiden den Gang hinter den Badezellen entlang, und vom Bassin her, das sie aber noch nicht sehen, hört man das übliche Lachen und Wasserklatschen und Schreien und es riecht ganz nach Badeanstalt, lau und feucht, und es ist alles überhaupt ganz wie gewöhnlich, und Pinneberg wird schon ruhiger – da geht eine Zellentür auf, und er sieht einen Spalt und etwas Rosiges und will fortsehen. Und da geht die Zellentür ganz auf und ein junges weibliches Wesen, mit Garnichts bekleidet, steht in der Tür und sagt: »Na endlich, Achim, ich dachte, du kämst wieder mal nicht.«

»Doch, doch«, sagt Heilbutt. »Gestatte, daß ich dir meinen Freund Pinneberg vorstelle. Herr Pinneberg – Fräulein Emma Coutureau.«

Fräulein Coutureau macht eine kleine Verbeugung und sie reicht Pinneberg wie eine Fürstin ihre Hand. Und er sieht hin, sieht fort, und weiß nicht ...

»Sehr angenehm«, sagt Fräulein Coutureau und hat noch immer nichts an. »Hoffentlich überzeugen Sie sich, daß wir auf dem richtigen Wege sind ...«

Da aber hat Pinneberg eine Rettung, eine Telephonzelle erspäht. »Nur mal schnell telephonieren. Entschuldigung«, murmelt er und stürzt fort.

Heilbutt ruft ihm nach: »Wir sind also in Zelle siebenunddreißig.«

Pinneberg läßt sich sehr viel Zeit mit seiner Telefonverbindung. Überhaupt, es ist ja viel zu früh zu telephonieren, es ist gerade erst Neun, aber besser so, besser erst mal weg.

»Da kann einem ja aller Appetit vergehen«, sagt er nachdenklich. »Vielleicht müßte man wirklich nackt sein?«

Und dann legt er seinen Groschen zurecht und verlangt Moabit 8650.

Ach Gott, wie das alles dauert, nun fängt sein Herz wieder an zu klopfen. Vielleicht werde ich sie nie wiedersehen.

Die Schwester sagt: »Einen Augenblick. Ich werde mich erkundigen. Wer ruft an? Pallenberg?«

»Nein, Pinneberg, Schwester, Pinneberg.«

»Pallenberg, das sage ich doch. Also einen Augenblick, bitte.«

»Schwester, Pinne ...«

Aber sie ist schon fort. Und nun liegt vielleicht auch noch eine Frau Pallenberg gerade im Entbindungsheim, und er bekommt eine falsche Auskunft und denkt, es ist gut abgegangen, und in Wirklichkeit ...

»Sind Sie noch da, Herr Pinneberg?«

Gottlob, es ist eine andere Schwester, womöglich die, die Lämmchen selbst behandelt.

»Nein, es ist noch nicht soweit. Es kann noch drei, vier Stunden dauern. Vielleicht rufen Sie um Mitternacht noch einmal an.«

»Aber es geht gut? Es ist alles in Ordnung?«

»Alles ganz normal ... Also dann um Mitternacht noch mal, Herr Pinneberg.«

Er hängt ab, er muß hinaus, Heilbutt wartet auf Zelle siebenunddreißig, wie ist er nur auf die wahnsinnige Idee gekommen, hierher mitzugehen?

Pinneberg klopft an siebenunddreißig und Heilbutt ruft »Herein«. Da sitzen die beiden nebeneinander auf dem Bänkchen, sie scheinen wirklich nur geplaudert zu haben, vielleicht liegt es doch an ihm, vielleicht ist er ganz wie Frau Witt für diese Dinge zu verdorben.

»Also gehen wir«, sagt der nackte Heilbutt und streckt sich. »Eng ist das hier. Du hast mir ordentlich eingeheizt, Emma.« »Und du mir!« lacht Fräulein Coutureau. Pinneberg geht hinter den beiden und wieder stellt er fest, daß es einfach peinlich ist. »Was hast du übrigens für Nachrichten von deiner Frau?« ruft Heilbutt über die Schulter zu Pinneberg. Und erklärend zu seiner Begleiterin: »Frau Pinneberg ist in der Klinik. Sie soll heute ein Kind kriegen.«

»Ach«, sagt Fräulein Coutureau.

»Ist noch nicht so weit«, sagt Pinneberg. »Kann noch drei, vier Stunden dauern.«

»Dann hast du«, meint Heilbutt befriedigt, »ja gründlich Gelegenheit, dir alles anzusehen.«

Aber Pinneberg hat vor allem Gelegenheit, sich über Heilbutt gründlich zu ärgern.

Jetzt kommen sie in die Schwimmhalle. ›Nicht sehr viele‹, denkt Pinneberg zuerst. Aber dann sind sie doch eine ganze Menge. An den Sprungbrettern steht eine große Versammlung, alle so unglaublich nackt, und einer nach dem andern tritt vor und absolviert einen Sprung vom Brett in das Bassin. »Ich glaube«, sagt Heilbutt, »du bleibst am besten hier. Und wenn du etwas wissen willst, brauchst du mir nur zu winken.«

Und damit gehen die beiden, und Pinneberg in seinem Winkel ist ganz ungestört und sicher. Er schaut zu, was sich da begibt am Sprungbrett. Heilbutt scheint so etwas wie eine Hauptperson zu sein, alle begrüßen ihn, lachen und strahlen, bis zu Pinneberg dringt das Joachim-Rufen.

Ach ja, es sind gutgewachsene junge Männer darunter und junge Mädchen, blutjunge Dinger mit festen straffen Körpern, aber sie sind stark in der Minderzahl, das Hauptkontingent stellen würdige ältere Herren und behäbige Frauen, Pinneberg kann sie sich gut in einem Militärkonzert vorstellen, Kaffee trinkend, hier, wo sie jetzt sind, wirken sie ganz unwahrscheinlich,

»Bitte, mein Herr«, sagt hinter ihm eine flüsternde, sehr höfliche Stimme. »Sind Sie auch Gast?«

Pinneberg fährt zusammen und sieht sich um. Eine starke untersetzte Frau steht hinter ihm, gottlob völlig bekleidet, auf der gebogenen Nase sitzt eine Hornbrille.

»Ja, ich bin Gast«, sagt er.

»Ich auch«, sagt die Dame und stellt sich vor. »Nothnagel ist mein Name.«

»Pinneberg«, sagt er.

»Sehr interessant hier, nicht wahr?« fragt sie. »So ungewöhnlich.«

»Ja, sehr interessant«, bestätigt Pinneberg.

»Sie sind eingeführt durch eine –« sie pausiert und fragt es schrecklich diskret, »– durch eine Freundin?«

»Nein, durch einen Freund.«

»Ach, durch einen Freund! Ich bin nämlich auch durch einen Freund eingeführt. Und darf ich fragen«, erkundigt sich die Dame, »ob Sie sich schon entschlossen haben?«

»Weswegen?«

»Wegen der Aufnahme. Ob Sie beitreten wollen?«

»Nein, ich bin noch nicht entschlossen.«

»Denken Sie, ich auch nicht! Ich bin heute das dritte Mal hier, aber ich habe mich noch nicht entschließen können. In meinem Alter ist das nicht so einfach.«

Sie sieht ihn behutsam fragend an. Pinneberg sagt: »Es ist überhaupt nicht so einfach.«

Sie ist erfreut: »Sehen Sie, genau das, was ich immer wieder zu Max sage. Max ist mein Freund. Da – nein, jetzt können Sie ihn nicht sehen ...«

Doch dann kann er ihn sehen und es stellt sich heraus, daß Max ein Vierziger ist, recht gut aussehend, braun, stämmig, dunkel, der Typ eines entschlossenen Kaufmanns.

»Ja, ich sage immer zu Max, so einfach, wie du denkst, ist es nicht, es ist überhaupt nicht einfach, vor allen Dingen nicht für eine Frau.« Sie sieht Pinneberg wieder gewinnend an und ihm bleibt nichts übrig, als zu bestätigen: »Ja, es ist schrecklich schwierig.«

»Sehen Sie! Max sagt immer, bedenke das Geschäftliche, es ist geschäftlich vorteilhaft, wenn du beitrittst. Er hat ja recht und er hat schon eine ganze Menge Vorteil gehabt von seinem Beitritt.«

»Ja?« sagt Pinneberg höflich und ist neugierig.

»Es ist ja nichts Verbotenes, ich kann ruhig mit Ihnen darüber sprechen. Max hat eine Vertretung in Teppichen und Gardinen. Nun, das Geschäft wird immer schlechter, und da ist Max hier beigetreten. »Wo er hört, irgendwo ist ein größerer Verein, da tritt er bei und verkauft an seine Vereinsbrüder. Er gibt ihnen natürlich einen anständigen Rabatt, es bleibt ihm noch genug, sagt er. Ja, für Max, der so gut aussieht und so viel Witze weiß und solch glänzender Gesellschafter ist, für den ist es leicht. Für mich ist es viel schwerer.«

Sie seufzt sehr.

»Sie sind auch geschäftlich tätig?« fragt Pinneberg und betrachtet das arme, graue, törichte Wesen.

»Ja«, sagt sie und sieht ihn zutraulich von unten an. »Ich bin auch geschäftlich tätig. Aber ich habe nicht viel Glück. Ich habe ein Schokoladengeschäft gehabt, es war ein ganz gutes Geschäft in einer guten Lage, aber ich habe wohl nicht die richtige Gabe dafür. Immer habe ich Unglück gehabt. Einmal habe ich es besonders gut machen wollen, ich habe mir einen Dekorateur genommen, fünfzehn Mark habe ich ihm bezahlt und dafür hat er mir mein Schaufenster dekoriert, für zweihundert Mark Ware lag darin. Und ich bin so eifrig und hoffnungsfroh, ich denke, das muß doch wirken, und in meinem Eifer vergesse ich, die Markise runter zu lassen, und die Sonne – es war Sommer – scheint mir ins Schaufenster, und was soll ich Ihnen sagen, mein Herr, wie ich es merke, da ist alle Ware schon geschmolzen und zusammengelaufen. Alles unbrauchbar. Ich habe das Pfund nachher für zehn Pfennige an Kinder verkauft, die teuersten Pralinen, denken Sie, für zehn Pfennig das Pfund. Was für ein Schaden das war!« Sie sieht Pinneberg betrübt an und ihm ist auch betrübt zu Mut, betrübt und lächerlich, den ganzen Badebetrieb hat er längst vergessen. »Haben Sie denn niemand gehabt, der Ihnen ein bißchen geholfen hat?« fragt er.

»Nein, niemand. Max kam erst später. Da hatte ich das Geschäft schon wieder abgegeben. Und Max hat mir eine Vertretung in Leibbinden und Hüfthaltern und Büstenhaltern besorgt. Es soll ja eine sehr gute Vertretung sein, aber ich verkaufe nichts. So gut wie nichts.«

»Ja, so was ist heute schwer«, sagt Pinneberg.

»Nicht wahr?« sagt sie dankbar. »Es ist schwer. Ich laufe den ganzen Tag treppauf, treppab, und manchmal verkaufe ich den ganzen Tag nicht für fünf Mark Ware. Nun«, sagt sie und versucht zu lächeln, »das ist nicht so schlimm, die Leute haben eben wirklich kein Geld. Aber wenn manche nur nicht so häßlich wären! Wissen Sie«, sagt sie behutsam, »ich bin nämlich jüdisch, haben Sie es gemerkt?«

»Nein ... nicht sehr«, sagt Pinneberg verlegen.

»Sehen Sie«, sagt sie, »man merkt es doch. Ich sage immer zu Max, man merkt es. Und da finde ich doch, die Leute, die Antisemiten sind, sollten so ein Schild an ihre Tür machen, daß man sie gar nicht erst belästigt. So kommt es immer wie aus heiterem Himmel. ›Hauen Sie ab mit Ihrem unsittlichen Zeug, Sie olle Judensau‹, hat gestern einer zu mir gesagt.«

»So ein Schwein«, sagt Pinneberg wütend.

»Ich hab ja manchmal schon dran gedacht, aus der jüdischen Kirche auszutreten, wissen Sie, ich bin nicht sehr gläubig, ich esse auch Schweinefleisch und alles. Aber kann man das denn jetzt, wo alle auf den Juden rumhacken?«

»Da haben Sie recht«, sagt Pinneberg erfreut. »Das tun Sie lieber nicht.«

»Ja, und nun hat Max gemeint, ich soll hier eintreten, hier könnte ich gut verkaufen, und recht hat er, sehen Sie, die meisten von den Frauen, von den jungen Mädchen will ich ja nicht reden, die brauchten einen Hüfthalter oder was für ihre Brust. Ich weiß doch nun Bescheid, was jede Frau hier braucht, ich steh doch schon den dritten Abend hier. Max sagt immer: entschließ dich endlich, Elsa, es ist ein aufgelegtes Geschäft. Und ich kann mich nicht entschließen. Verstehen Sie das, mein Herr?«

»O ja, das verstehe ich schon. Ich werde mich auch nicht entschließen.«

»Also Sie meinen, ich soll es lieber nicht tun, trotz des Geschäfts?«

»Ja, da ist schwer zu raten«, meint Pinneberg und sieht sie nachdenklich an. »Sie müssen ja wissen, ob sie's unbedingt nötig haben und ob es sich wirklich lohnt?«

»Max wäre sehr ärgerlich, wenn ich nein sagte. Er ist überhaupt in letzter Zeit so ungeduldig mit mir, ich fürchte ...«

Aber Pinneberg hat plötzlich Angst, daß ihm auch noch dies Kapitel ihres Lebens versetzt wird. Sie ist ein armes, kleines, graues Wesen, sicher, und seltsamerweise hat er bei ihrer Erzählung gedacht: ›Wenn ich nur nicht bald sterbe, daß Lämmchen sich so quälen muß‹, und er kann sich gar nicht denken, wie Frau Nothnagels Leben eigentlich weiterlaufen soll. Aber er ist schon so traurig genug, heute nacht, er sagt plötzlich, ganz unhöflich in ihre Worte hinein: »Ich muß mal telephonieren. Entschuldigen Sie!«

Und sie sagt sehr höflich: »Bitte sehr, ich mochte Sie nicht abhalten.«

Und Pinneberg geht.


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