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Weiß-Ferdl

O mei!

Die Hinterhugldorfer Feuerwehr.

Auf der alten Post in Oberhugldorf is Feuerwehrball. Die ganzen Honoratioren warn da, nobl is herganga. Auch die Hinterhugldorfer Feuerwehr war durch eine Abordnung vertreten. Der Kommandant Banzer, sein Adjutant Ketterl und der Spritzenmeister Moser haben die Hinterhugldorfer Feuerwehr würdig vertreten. Mit dem Tanzen habn sies net ghabt, sie san hint im Veteranastüberl g'sessen und haben sich mit dem Löschen befaßt. Das Hasenragout war sehr gut, aber verflucht scharf, daher jetzt dieser unbändige Durscht. Doch da hat ma abhelfen können, das Bier war ja ganz ausgezeichnet. Die Hinterhugldorfer wurden allmählich recht lustig. Sie hatten ein eigenes Liedl, das der Hilfslehrer gemacht und in dem sie ein bisserl aufgezwickt wurden, aber sie verstanden Spaß und stimmten es selber an:

»Mir san von der Hinterhugldorfer Feuerwehr.
Wenns wo raacht und brennt, kumm ma glei daher,
Spritzen, daß sich Balkn biagn,
D' Funken umanandafliagn.
Was verschont des Feuers Schlund,
Richtn mir mit 'n Wasser z'grund,
Mir von der Hinterhugldorfer Feuerwehr!

Gründlich is die Hinterhugldorfer Feuerwehr,
Ja, vom Brandplatz weichen wir so schnell net mehr.
Neuli wia's beim Bräu hat brennt,
San ma dabliebn bis zum End,
Habn bewacht das ganze Sach,
Und no g'löscht acht Tag danach,
Mir von der Hinterhugldorfer Feuerwehr!« 152

Das hat Stimmung hineingebracht. Die Hinterhugldorfer waren der Mittelpunkt des ganzen Feuerwehrballes. Alle san rumg'standn, haben »Bravo« g'schrien und patscht. Der Lupfinger-Jackl, der früher in Hinterhugldorf war, jetzt aber nach Oberhugldorf gezogen ist, hat sich zu seinen ehemaligen Feuerwehrkameraden hing'setzt, und dann ist das Aufzwicka losganga . . . »Das muß ich selber sagn«, fing der Lupfinger an, »denn ich kenne es aus eigener Erfahrung. Feuerwehren gibt es viel, aber eine solche wie die Hinterhugldorfer, die san rar!« – »Gell, dös sagst aa, Jackl! Wenn mir angerasselt kumma – mei Liaba! Da macht a jeder 's Kreuz, gell, Kommandant?« »Jawoi! Wenn mir am Brandplatz erscheinen dann kommt erst a Schwung hinein!« – »Nacha brennts erst richtig«, schrie der Moser drein.

Schallendes Gelächter ringsum. Der Lupfinger-Jackl sagte boshaft: »Gell, Kommandant, da hamm ma uns g'ärgert, wenn ma z'spät kumma san. Es ist leider ab und zu vorgekommen!«

»Freili is das schon passiert. Manchmal brennts eben aa scho so saudumm, daß ma gar net g'faßt is drauf!«

»Damals bei der Sägmühl z' Oariad. da is scho recht dumm herganga. Da wia ma am Brandplatz hinkumma san, warn d' Maurer scho da zum Aufbaun!«

Da wurde aber der Hinterhugldorfer Kommandant fuchtig: »Kummst allweil mit dem altn Schmarrn daher! – Wenn sie dö zum Abbrenna so an dumma Tag raussucha, wo mir grad Christbaumfeier g'habt hamm. Um neun hat ma die Rötn scho g'segn, aber da hamm ma d' Loos no net 153 verkaaft g'habt. Um a halbe zwölfe hab i hint bei der Altane nausgschaut, da hats schö brennt, da hamm ma an Christbaum no net versteigert ghabt. Nacha wißt's ös ja selber, wias ganga is. Da Bräu hat a Faßl Bier zahlt, bis ma dann ausg'spielt habn, wer einspanna muaß, bis ma weiter kumma san – verfahrn habn ma uns aa zwoamal – bis ma hinkumma san – wars – – –« »Sechse in der Fruah«, fiel der Jackl ein.

»Von einem Feuer war absolut nichts mehr zu sehn«, bestätigte der Adjutant.

Aber da warn mir am Brandplatz!

Der Lupfinger hetzte hinterkünftig weiter. »Der Maurerpolier hat gesagt, jetzt kommts grad recht zum Mörtlanrührn. Hahaha!«

Die Hinterhugldorfer wehrten sich.

»Du tust, als wenn mir jedsmal z' spät kummatn!«

»Da sagst nix, wia's beim Woaznbauern brennt hat? Da warn mir die allerersten am Brandplatz!

Das war ein Brand!

Aa Freud wars, wias da brennt hat!

Und da Bach glei danebn!« Dem Spritzenmeister Moser glänzten jetzt noch die Augen, wenn er daran dachte. »Da hamm ma da nei' g'spritzt. Wia dann der Stall aa no 's brenna o'gfangt hat – mit vier Schlauchanlagen habn ma neig'spritzt! Net oa Stückl Viech is eahm verbrennt!«

»Verbrennt net, aber dasuffa«, zahnte der Lupfinger-Jackl.

»Alls is net dasuffa«, berichtigte der Kommandant, »d' Antn san beim Fenster nausgschwumma!«

»Seit dera Zeit hoaßn's euch 's Hochwasser auf Radeln!« 154

»Steig ma doch du am Buckl nauf, du zahnata Toagaff«, schimpfte der Kommandant den Lupfinger-Jackl, »mir san ja froh, daß ma die o'bracht hamm. Du Querulant, du g'stütziger! Vor zwoa Jahr, wia unser Jungfernbund Fahnaweih g'habt hat, da wolltst aa net mitmacha, scham di, wo uns die Jungfrauen schon so viel Gefälligkeiten erwiesen haben!«

Jetzt hatten die Hinterhugldorfer die Lacher auf ihrer Seite. Es wurde noch recht lustig auf dem Feuerwehrball. Später sangen zum allgemeinen Gaudium die Hinterhugldorfer das lustige Lied:

Brenna tuats, brenna tuats, hörts von allen Seiten.
Tuns jetzt Sturm schon läuten. Bim bam bim bam.

D' Leut, dö renna hin und her, alls schreit nach der Feuerwehr,
Bis dö bloß mal blasn hamm, brennt dös ganze Dörferl z'samm. 155
Und der Sepp, der schimpft und fluacht, sei Trompetn er übrall suacht,
Wirft umanand alls vorn und hint, doch Trompetn er net find!
Brenna tuats, brenna tuats. Bim bam bim bam.

Beim Bräu drunt sitzt der Adjutant, mitn Herzsolo in der Hand.
Dös Solo spuin ma z'erst no aus, sonst bringt mi koa Teifi naus.
Der Kommandant liegt scho im Bett, grad heut muß brenna, so a Gfrett!
I hör nix blasn, sagt er drum, draht er im Bett sich nomal rum.
Brenna tuats, brenna tuats. Bim bam bim bam.

Da Spritzenmoaster kommt im Lauf, bringt Tür vom Spritzenhaus net auf.
Mei Alte, dö ko' was dalebn, hat mir an falschn Schlüssl gebn.
Da Drachslermoaster schimpft und schreit, daß auf der Straß'n stehn bleibn d' Leut,
Weil in sein Helm sei Weib grad jetzt sich Gurkenpflanzerl hat angsetzt.
Brenna tuats, brenna tuats. Bim bam bim bam.

Da Glaserer findt net sein Gurt, der schimpft und fluacht in einem furt.
Da Rottenführer Seitz, o mei, kimmt net in seine Stiefi nei.
Beim Schreiner, wo's erst g'heirat hamm, sagt sie: Na, na, du bleibst dahoam.
Zum Löschen san gnua andre da, du bleibst bei mir, bei mir brennts aa.
Brenna tuats, brenna tuats. Bim bam bim bam. 156

Der Schmied zum Wagner umiplärrt, daß ma heut gar nix blasn hört.
Was hat er denn nur grad da Sepp, daß er net blasn tuat, der Depp?
Da Sepp brüllt, daß sein Weib scho graut und sie's eahm net z'sagn traut,
Weil er tuat so gräusli wuid, da Pepperl hat mitn Hörndl g'spuit.
Brenna tuats. brenna tuats. Bim bam bim bam.

Da Kommandant steht aa no da, in dö Pantoffl, sagt nur: »Ja,
So langs net blasn, liaba Mo, geht mi der ganze Brand nix o!«
Vorm Spritznhaus stehngas beinand, bringas net auf, a so a Schand!
Der Spritzenmoaster seufzt ganz stad: »Am bestn wars, wenn's regna tat!«
Brenna tuats, brenna tuats. Bim bam bim bam.