Weiß-Ferdl
O mei!
Weiß-Ferdl

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Vor tausend Jahren.

Hier war es nicht am Platz.

Ein Bub kommt mit eingebundenem Kopf zur Schule. Voll Mitleid frägt ihn der Lehrer: »Bist du heute Nacht bei dem Angriff verletzt worden?« Der Bub schüttelt den Kopf. »Naa, i hab zu an Fliegergeschädigten »Heil Hitler« g'sagt.« 66

Ausnahmefall.

D'Rettenbichlerin, eine gute Christin, kommt zum Herrn Pfarrer. »Hochwürden, ös wißt ös ja selba, wia's mi dö letzt Zeit g'habt hat. Mein Mo' habn's eig'sperrt, da Bua is im Kriag draußd, schindn und rackern muaßt di vo der Früah bis auf d'Nacht, daß d' alls abliefern kannst. Wia neuli bei dem Fliagaangriff der Stadl abbrennt is, hab i mir nimma helfa könna und hab g'sagt: »Wenn nur grad den da Teifi holat« – Hochwürdn, is dös a Sünd?«

Der Herr Pfarrer wiegt bedächtig den Kopf hin und her und sagt mit mildem Lächeln: »In diesem Fall nicht, liebe Frau!«

Schlagwörter gut angebracht.

Tief im Krieg, als neue Fahrräder nicht mehr aufzutreiben waren, fuhren zwei SA-Männer bei einer Wirtschaft vor und genehmigten sich einige Glas Bier. Als sie weiterfahren wollten, waren die Räder verschwunden, nur ein Zettel hing an der Stelle mit der Aufschrift: »Räder müssen rollen für den Sieg.« »SA marschiert.«

An der Schweizer Grenze.

Ein Schwyzerbüble lutscht an einer Schokoladetafel und sagt zum deutschen Buben drübern Bach: »Ätsch, i hen ä Schokolädli!« Der arme deutsche Bub, der so was schon lange nicht mehr bekam, sagte trotzig: »Ätsch, i han an Führer, du net!« – Der Schwyzer: »Den könnt mer aa habbe, wenn mer wöllatn!« Der Deutsche wollt das letzte Wort und sagte: »Ja – aber dann habt ihr kein Schoklädli mehr!« 67

Die Hundertjährige.

Eine Frau wird hundert Jahre alt. Die Frau wird beschenkt und an dem Ehrentag erscheint sogar ein Herr vom Münchner Reichssender mit dem Mikrophon. Am Tisch liegen die Geschenke, unter anderem auch ein Bild des Führers. Der Herr vom Reichssender setzt sich zu ihr und spricht: »Liebe Frau, der Allmächtige hat sie heute 100 Jahre werden lassen. Was haben Sie alles erlebt, den Bruderkrieg 66, den Krieg 1870, die Gründung des deutschen Reiches, den Weltkrieg und das schreckliche Ende. Aber Sie durften auch den Wiederaufstieg erleben. Jetzt in ihren alten Tagen ist für Sie gesorgt, Sie erhalten Brennmaterial für eine warme Stube, Sie haben drei Pfund Bohnenkaffee bekommen, Sie werden auch in Zukunft keine Not leiden. Wem, liebe Frau, verdanken Sie dies alles?« Er hält das Mikrophon der alten Frau ganz nahe an den Mund und deutet aufmunternd auf das Führerbild. Die alte Frau wackelt mit dem Kopf und sagt dann: »Unserm lieben, unserm guten« – er hält ihr das Mikrophon noch näher hin, damit keine Silbe verloren geht – »unserm braven Sanitätsrat Levy!«

Der Rachsüchtige.

Der Huber hat für seinen Freund einen Platz belegt im Abteil. Es war nicht leicht, den Platz in dem vollen Zug zu halten, um so schwerer, weil ihm gegenüber eine junge hübsche Frau saß. Ein schneidiger politischer Leiter ließ sich nicht abhalten. »Was heißt belegt, das kann jeder sagen. Ich komme von Berlin, bin schon 14 Stunden unterwegs!« Er nimmt den Platz ein und fängt sofort eine 68 Unterhaltung mit der hübschen Dame an. Der Huber hat eine Pfundswut, im letzten Augenblick kommt sein Freund erst, der Bonze bleibt sitzen und schneidet der Frau die Cour.

Da kommt ein Tunnel, im Dunkeln hört man patschen. Als es wieder hell wird hat der Bonze eine rote Backe und verteidigt sich: »Gnädigste, ich bin vollkommen schuldlos, ich habe mir nicht das Geringste erlaubt!« Leise sagt Huber zu seinem Freund: »Beim nächsten Tunnel schmier i eahm wieder oane!«

Im Luftschutzkeller.

Nachts wieder einmal Fliegeralarm. Notdürftig bekleidet, zitternd vor Kälte, mißmutig und ängstlich kauert die Hausgemeinschaft im Keller. Die ersten Schüsse der Flak hört man bellen. Eine ältere Frau, die einzige Zuversichtliche, Unentwegte, spricht: »Da, unsere Flak schießt schon. Die wird die Flieger schon vertreiben. Bei uns ist ja alles großartig organisiert, da brauchen wir uns nichts zu denken. O mei, wo wären wir, wenn wir unsern Führer nicht hätten?« Eine Stimme im Dunkeln: »Im Bett, du alts Rindviech!«

Zweifel.

Der Koanznbauer kommt zum Doktor. »Geh, sitz dich a bisserl her«, sagt der Doktor, »i muß das schnell fertig schreiben!« Der Bauer sitzt sich hin, am Schreibtisch steht ein großer Globus, der interessiert ihn. Nachdem der Doktor fertig ist, fragt er ihn: »Gell Dokta, dös is dö ganz Welt?« »Ja, und die sind alle gegen uns!« »Geh, o mei, o mei. Wo is denn da Deutschland?« »Da, dös kloane rote 69 Fleckerl da!« »Sapparament no amol. Dö Andern so groß und mir soo kloa. Woaß dös da Führer aa?«

Die Banzen.

Der Salvatorkeller wurde im Krieg als Luftschutzraum ausgebaut. Er war sehr tief und galt als bombensicher. Deshalb fanden sich auch viele leitende Kreise der Partei dort ein. Es entstand folgender Wortwitz, den die Einheimischen schmunzelnd erzählten: »Alls geht jetzt drunter und drüber bei uns in München. Früher warn im Salvatorkeller dö Banzn unten und dö Bonzn habn obn g'suffa. Jetzt is umkehrt, jetzt san dö Banzn obn und dö Bonzn unt!«



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