Weiß-Ferdl
O mei!
Weiß-Ferdl

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Alt-Münchner Idyll.

Ein Bild aus sorglosen, vergangenen Tagen.

Wenns von dö Frauentürm drüben dreiviertl Zehne hat g'schlagn,
Durft ma an Alt Münchner Bürger ja nimmer recht vui fragn.
Er macht si' schö langsam ferti, ausbürsteln, an Bart auffi draht.
Zärtlich mahnt d' Frau: »Du heut hab i a Kalbsbrüsterl, komm fei net z'spat!«
Er schmunzelt zufrieden und heiter, wohl darf er des Lebens sich freun,
Denn jetzt gehts zu seinem Frühschöpperl, zum Speckmaier pfeigrad hinein.
Da trifft er die Freunderln, die guten, die alle so recht sich verstehn,
Sie politisieren, über alls kritisiern s', weil dö Zeiten so schlecht – das ist schön.

Wia er in Hausgang schwenkt eini, grüßt ihn schon freundlich der Wirt,
Hört schon das Stimmengewurrl – und daß grad frisch o'zapft wird.
Heimisch umfängt ihn die Wolke gemütlicher Bierseligkeit,
Ein Lachen, ein Summen und Brummen, alls dampft ja grad vor Lebensfreud!
Die Freunderln versammelt vollzählig, tagtäglich zu dieser Stund,
Die schließen den Schpezzi gar freudig gleich ein in die sorglose Rund.
Kaum hat er sein Stammplatz ei'gnommen, steht's Bier schon da, schäumend und frisch, 118
Danebn dö Laugnbrezn, das Haferl mit Senft und vier Weißwürscht stehn aa scho' am Tisch.

Er taucht mit tiefernster Miene d'Wurscht in den süaßen Senft zart
Ziagt dann die Haut durch die Zähne, so ist es Alt-Münchner Art.
Wie herrlich schmeckt doch das Märzen im traulichen Freundeskreis!
Man redt wieder über d' Zeiten, aa jeder was ausz'setzen weiß,
So sitzen sie täglich beisammen, an jeden schmeckts herrlich, wie schön!
Dazu tun sie nix als wia schimpfn, »So kanns nimma lang weiter gehn!«
»Zahln Marie, drei Märzn, vier Weißwürscht«, streicht sich aus dem Bart no an Foam
»Das macht achtaneunzg« – legt a Markl ihr hin, dann geht er zu sein Kalbsbrüsterl hoam. 119



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