Weiß-Ferdl
O mei!
Weiß-Ferdl

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I hope so!

Viele, die mich teils vom Platzl, teils vom Film her kennen, fragen immer wieder: »Was ist denn mit dem Weiß Ferdl los, von dem hört man und sieht man nichts mehr?« – Die meisten meinen es ist wegen – – –, nein, deswegen ist es nicht – ich war krank. Sie glauben es nicht, sie sagen, die Krankheit kennen wir schon, er wird die Bräune gehabt haben. Es ist traurig, die Leute glauben nichts mehr, die müssen einmal angelogen worden sein. Über mich sind immer viele Märchen erzählt worden, man wird abgebrüht mit der Zeit. Ich hab schon unter so viel Regierungen gesungen, bin von allen Regierungen gemaßregelt worden – und jetzt ist es wieder genau so gefährlich. Ungefährlich ist es nur, über die gestürzten Größen Witze zu machen. Dazu gehört kein Mut – das habe ich gemacht, als es noch gefährlich war. Ich bin durch alle Klippen hindurchgekommen, sogar durch die Spruchkammer. In meinem Urteil steht folgender Satz: »Er war ein echter Bayer und Demokrat!« Wer von Ihnen hat das schwarz auf weiß? Ich habs, es hat ein bißchen was gekostet, aber dieser Satz ist es mir wert. Ich habs noch in RM. bezahlt. Wer weiß, für was dies gut war? Vielleicht kriegen wir einmal eine andere Regierung, die bringt ein neues Wiedergutmachungsgesetz heraus – dann krieg ich es in DM. zurück.

Das stimmt, ich bin ein echter Bayer, ich hab auch im Dritten Reich immer »Grüaß Gott« gesagt. Jetzt sind wir ja ganz bayrisch. Es ist eine Freude jetzt zu leben, wenn ma nur a bisserl mehr zum Leben hätt. Wir haben eine bayrische Regierung, 10 einen bayrischen Landtag, von Berlin sind wir vollkommen unabhängig, im Gegenteil die von uns. Alles ist bayrisch – mit einem bißchen amerikanischen Einschlag.

Amerika kenne ich, ich war schon 1925 drüben, habe damals die USA. besetzt, ganz friedlich. Es war klug von mir, daß ich mich damals so tolerant benommen habe – ich habe keinen einzigen Wolkenkratzer beschlagnahmt, gar nichts. Damals war gerade Prohibition, es gab keinen Alkohol, kein Bier, drum bin ich bald wieder heim. Unsere Brauer haben es auch versucht und haben den Amerikaner anfangs das dünne Bier vorgesetzt und gehofft, daß sie darauf bald abziehen. Doch die Amerikaner waren schlauer, die haben sich ein gutes Bier brauen lassen – und sind dageblieben; das dünne kriegen wir, wir bleiben aber auch da – weil wir keinen Paß kriegen.

Es tut mir leid, daß ich das bißchen Englisch, das ich damals gelernt, wieder ganz vergessen habe. Als die Truppen immer näher an den Rhein heranrückten, überlegte ich schon, ob ich meine englischen Kenntnisse nicht wieder auffrischen sollte; aber jedesmal, wenn ich am Freitag im Rundfunk den Artikel von unsrem Aufklärungsminister hörte, sagte ich mir: »Das brauchts nicht, das schaut ja eher aus, als ob die Deutsch lernen müßten.« Wie aber dann die amerikanischen Truppen in Bayern einrückten, dämmerte es sogar bei mir, daß sich anscheinend unsere Propaganda doch geirrt hat. Da war es schon zu spät zum Englisch lernen. Einen Satz hab ich mir gemerkt, der heißt: »I hope so!« Den kann man oft brauchen. So z. B. die MP. hat dich geschnappt und fragt: »Have you pass?« Dann 11 stotterst du: »Yes,, ei hab an Päß, ei häb an Paß!« Du suchst in allen Taschen. No, wo hab i den meinen Päß? Grad vorhin hab ich ihn noch g'habt. Den muß mir einer gestohln habn!« Dann wird der Amerikaner sagen: »Gestohlen – und du meinst ich soll das glauben?« – Dann schaust du ihn recht treuherzig an und sagst: »I hope so!« Dann wird er lachen und läßt dich laufen; die Amerikaner verstehn ja Spaß!

I hope so! 12

Sie kommen aus dem Land der Freiheit und sind gekommen, auch uns die Freiheit zu bringen.

I hope so!

Wenn sich der eine oder andere unter uns noch nicht ganz frei fühlt, so ist das nur auf die Transportschwierigkeiten zurückzuführen. Wenn dies alles geregelt ist, kriegen wir Freiheit in Hülle und Fülle.

I hope so!

Eines haben wir schon. Wir dürfen wieder schimpfen, laut schimpfen. Über alles. Über die Nazi, über die Preißen, die Östreicher, über die Minister, über die Polizei und auch über die Militärregierung, sie verstehns ja nicht –

I hope so!

Wir sind schon ganz demokratisch. Jetzt, wo wir Auslandsender hören dürfen, wolln wirs schon gar nicht mehr hören. Das Fraternisierungsverbot haben sie schnell aufgehoben. Ja, dem Charm unserer Frauen und Mädchen kann die stärkste Armee nicht wiederstehen. Jetzt dürfen deutsche Mädchen schon Amerikaner heiraten. Nur nüber damit. Vielleicht bringen wir es noch so weit, daß wir eine amerikanische Miß heimführen dürfen, dann geht es uns gut, dann gibt es Bohnenkaffee und Coca Cola!

I hope so!

Der wirtschaftliche Aufschwung ist unverkennbar. Handel und Wandel entwickelt sich. Wir Bayern schicken landwirtschaftliche Erzeugnisse in andere Zonen, die haben uns dafür Kohle – versprochen. Es wird!

I hope so! 14

Trotz der Wohnungsnot haben wir schon Geburtenüberschuß. In München hatten wir 1946 schon über 500 schwarze Babys. Da kann aber die CSU. nix dafür. Früher haben wir immer die Staniolpapierl gesammelt für die armen, schwarzen Heidenkinder. Jetzt sind keine Staniolpapierl mehr drin, drum ziehen wir die Bambsen glei daheim auf.

Alles Schöne und Gute kommt wieder. Den genauen Datum kann ich leider noch nicht angeben. Sogar die Dena und die AP. weiß ihn noch nicht. Aber einmal kommen die Weiß- und Brat- und Schweinswürstl wieder und dann natürlich am laufenden Band.

I hope so!

Alles braucht seine Zeit. Wir haben ja auch lang gebraucht bis wir Amerika entdeckt haben, erst 1492 ist es uns gelungen, nun brauchen die Amerikaner auch eine gewisse Zeit bis sie entdecken, was wir Bayern für nette, liebe Leute sind. Hoffentlich dauert es nicht auch 1400 Jahre!

I hope so!

Einmal wird kommen der Tag, da werden die Amerikaner sagen: »Dies Bavarien People sein wonderful Demokrats!«

I hope so! 15



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