Weiß-Ferdl
O mei!
Weiß-Ferdl

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Anekdoten.

Darum!

Xaver Huber, ein Münchener, machte eine Orientreise mit. Sie kamen auch nach Palästina in's gelobte Land. In Haifa wurden sie ausgeladen. Dem braven Huber war es nicht recht klar, wie man diese dürre, sandige Gegend »gelobtes Land« heißen konnte. Er hat sich das ganz, ganz anders vorgestellt. Sie fuhren in das Innere des Landes. Kamen durch Kanaa, da war aber gerade keine Hochzeit, es gab auch nichts zu trinken. In Tiberius am See Genesareth wurden sie verpflegt, schlecht, das Bier war warm, gräuslich. Huber machte sich bittere Vorwürfe. »War i do dahoam blieb'n. Was hätt ich doch dahoam für das viele Geld mir alles leisten können!« Er sonderte sich von der übrigen Reisegesellschaft ab und ging allein zum See Genesareth hinunter, den muß er doch gesehen haben, damit er am Stammtisch davon erzählen kann.

Ein christlicher Araber, der Ruderboote zu vermieten hatte, redete ihn in gebrochenem Deutsch an:

»Meinen Herren, wollen fahren auf See Genesareth in diese Booten? Wollen fahren? Ja?«

Der Huber schaute sich diese Kähne an. Es war ein altes, dreckiges Graffi, stellte er fest, aber es lockte ihn doch, auf diesem See, den er von der biblischen Geschichte her kannte, ein wenig spazieren zu fahren.

Als vorsichtiger Mann fragte er: »Was tat denn dös nacha kosten?« – »Stunden, dreien Marken meinen Herren.« Dabei hob er die drei Finger wie zum Schwur und zog den guten Huber zum Boot hin. 109

Aber der Huber ließ sich nicht so schnell einfangen. »Laß mi aus«, dann sagte er ihm seine Meinung: »Wia vui? Drei Mark für oa Stund? Na, mei Liaber, da mußt da an Dümmern sucha! Bei uns am Starnberger See, da kost die Stund achzg Pfennig und da drei Mark, ös seids ja ausgschamt!« Aber der Araber wollte das Geschäft nicht hintlassen und redete und gestikulierte lebhaft. »Meinen Herren, das seien doch See Genesareth, Ge–ne–sa–reth, wo Heiland is zu Fußen hinüber gegangen –.

»Dös glaab i scho«, sagte Huber ungerührt, »bei dene Preis!«

 

Türkisches Gulasch.

Auf der Speisekarte eines Wirtshauses stand:

»Türkisches Gulasch – 50 g Fleischmarken«.

Der Eigengruber Maxl aß Gulasch für sein Leben gern – und notabene nur 50 g Marken. Er bestellte 110 sich das Gulasch und hoffte, daß es sicher recht scharf gewürzt wäre. Denn die Türken haben ja das Zeug, Paprika usw.

Das Gulasch kam. Das Fleisch war ziemlich zach und die Soß schmeckte nach gar nichts. Der Maxl war enttäuscht. Beim Zahl'n fragte er spöttisch: »Warum hoaßt's ihr das Türkisches Gulasch?!« – »Weil der Hund Sultan g'hoaß'n hat!«

 

Die trauernde Witwe.

Auf dem Standesamt brauchte eine Witwe Papiere. Ihren Namen hatte sie bereits angegeben. Der Beamte stellte noch einige Fragen:

»Wann ist Ihr Mann gestorben?«

»Vor acht Jahren!« – »Haben Sie Kinder?«

»Ja! Eines vier Jahr, eins zwei Jahr und das letzte sechs Monat!«

Der Beamte hob etwas erstaunt den Kopf und fragte: »Ihr Mann, sagten Sie, ist aber schon 8 Jahre tot?«

»Ja, er schon – aber ich net!«

 

Sehr streng.

Vor dem Franziskaner steht während des Krieges ein Münchner Bürger und liest das Schild aus der Friedenszeit: »Spezialität: frisch gemachte Weiß- und Bratwurst!«

Ein tiefer Seufzer entringt sich seiner Brust. Ein Herr, der neben ihm steht, blickt ihn streng und strafend an:

»Ihr Münchner müßt doch immer meckern!« Ganz erschrocken sagt der Münchner: »I? I hab ja gar nix g'sagt!« 111

»Das kennt man schon! Tief geseufzt ist halb gemeckert!«

 

Stilgefühl.

Zu einem Doktor, der ein Feind von Operationen war. kam ein Patient und fragte: »Herr Dokta, mein Kropf wird allweil größer. Koa Hemmad, koa Krag'n paßt ma nimmer. Was soll i denn da mache?« »Tja. – Am besten wird es sein, Sie kaufen sich ein Steirag'wandl!«

 

Das wundertätige Bild.

Zehn Jahre hatten sich die beiden Schulfreunde nicht mehr gesehen. Da gab es viel zu erzählen. »So, Du hast keine Kinder, ich habe sechs Stück!« 112

»Wir wollten keine Kinder. Auf der Hochzeitsreise in Italien haben wir uns ein Bild gekauft, das die Kraft hat, die Frau vor dem Kinderkriegen zu schützen. Das haben wir im Schlafzimmer aufgehängt und es hat – wie Du Dich überzeugen kannst – gewirkt!«

»Das ist ja großartig«, sagte sein Freund. »Das interessiert mich, das Bild. Kann ich's einmal sehn?«

»Leider nein. Meine Frau ist zum Schilaufen und da hat sie das Bild mitgenommen!«

 

Der Sportsmann.

Der Heini ist Lehrling in einer Autoreparaturwerkstätte. Viel Dreck und Schmier von oben bis unten. An einem Samstag eilt er in die Schwimmanstalt, runter mit dem Zeugs, hinein in die Badhose. Grad will er sich in die kühlenden Fluten stürzen, da hält ihn der Badewärter auf: »Halt, zuerst tuns Ihnen gefälligst waschen an der Brause!«

Der Heini will davon nix wissen. »I bad ja aus Sport, net aus Eitelkeit« und mit einem kühnen Hechtsprung verschwand er in den Wellen.

 

Nicht geeignet.

Heute ist die Hochzeit ihrer Töchter. Gott sei Dank, die Mutter allein weiß, was das Arbeit gekostet. Nun soll aber auch alles recht schön gerichtet sein. Die Mutter eilt selbst noch in die Kirche, um alles zu prüfen. Ein Blumengarten prangt auf dem Altar, Lilien und Rosen. Plötzlich hat das scharfe Mutterauge etwas entdeckt. »Nein, hier können die 113 Kinder nicht getraut werden. Schaffen Sie die Blumen auf einen anderen Altar!«

Der Mesner und der Gärtner schauen ganz verdutzt drein. »Was fehlt denn?« »Lesen Sie die Inschrift über dem Bild: Herr, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun!«

 

Aufregende Stunden.

Die Holznerbäuerin war mit'n Herzen ganz schlecht beinanda. Hingegen das Mundwerk ging noch sehr gut. Der Holznervater hatte ein schweres Leben mit ihr gehabt. Auch jetzt, wo sie die letzte Stunde kommen fühlte, heizte sie ihm noch elend ein.

»Gell Sepp, dös versprichst ma hoch und heilig, heirat'n tust nimma!?« – Der Sepp nickte eifrig: »Na, Marie, dös dalebst nimma!« – Der Doktor kam und untersuchte die Holznerin. Der Holznervater ging einstweilen draußen auf und ab. Als der Doktor mit ernstem Gesicht herauskam, sagte er: »Holznerbauer, ihr müßt euch auf das Schlimmste gefaßt machen!« – Der Holznerbauer schaute ihn erschrocken an und fragte flüsternd: »Werd's eppa wieder?«

 

Am grünen Markt.

Es hat eine Zeit gegeben, wo eine Ganshandlerin ein gutes Mundstück haben mußte, um ihre Gänse anzubringen.

Da hatte sie wieder so eine Büchserlmadam am Stand, der gar nichts paßte, die die Gans hin und herdrehte und immer wieder was auszusetzen hatte. Der Ganshandlerin lief schon der Gigl an, dann sagte sie: »Hat Eahna Mann aa so lang braucht, bis er Eahna gnumma hat!?« 114



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