Julius Stinde
Emma das geheimnißvolle Hausmädchen
Julius Stinde

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Achtzehntes Kapitel.

Friederikens Beichte.

Emma und Friederike – wir wissen, daß Letztere kein Anderer ist als Leutnant Fritz – waren glücklich nach der Wuhlhaide entkommen. – Dort lebten sie in stiller Verborgenheit in zwei dicht nebeneinander gelegenen, aber sorgfältig getrennten Erdhöhlen, die ihnen Schutz gegen Unbill der Witterung boten.

Ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und Beeren des Waldes, die sie in ein Binsenkörbchen sammelten und gemeinschaftlich verzehrten. Auch hatte Emma eine Hirschkuh gezähmt, die sie mit trefflicher Milch zum Kaffee versorgte. Nur einen Luxus erlaubte sich Friederike, indem sie auf das Militärwochenblatt abonnirt war, und hin und wieder besuchten sie das Theater der Celebritäten, weniger aus Vergnügen, als zur Bildung des Geistes.

Auf diese Weise wären sie unentdeckt geblieben, wenn sich nicht jener Vorgang im Theater ereignet hätte.

Der Boden unter ihren Füßen wankte.

»Die Schergen sind uns auf der Spur,« sagte Emma. »Moabit blüht uns. Aber Rettung ist möglich, wenn ich mich auf Dich verlassen kann. Jedoch muß ich dies bezweifeln.«

»Hierzu hast Du keinen Grund,« erwiderte Friederike.

»Doch,« entgegnete Emma gekränkt. »Du wurdest verwirrt, als Elliorina auftrat. Du verbirgst mir etwas. Welche Beziehungen hast Du zu ihr

»Frage nicht,« rief Friederike schmerzlich.

»Ich frage dennoch!«

»Ich kann es Dir nicht sagen.«

»So habe ich es mit gedacht,« antwortete Emma und wandte sich erröthend ab.

»Verurtheile mich nicht ungehört,« flehte Friederike.

»Gut,« sprach Emma. »Wir wollen uns in das dickste Dickicht setzen, wo kein Lauscher ein Wort vernimmt. Ich winde Dir, wie stets am Morgen, ein Kränzlein aus Vergißmeinnicht und wildem Epheu. Aber verhehle mir nichts. Die Wahrheit über Alles, sagt Ibsen.«

Und Friederike erzählte.


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