Arthur Schurig
Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortes
Arthur Schurig

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Elftes Kapitel

Während Cortes hiermit beschäftigt war, langte der Franziskaner Diego von Altamira, ein Vetter von ihm, ein Mann von viel Geschäftsgewandtheit und großem Ansehen, in Truxillo an. Er erklärte, er sei nur gekommen, um ihn nach Mexiko zurückzuholen, damit er der Mißstimmung und Uneinigkeit unter den Hispaniern ein Ende mache. Er dürfe aber seine Heimreise nicht gar verzögern. Dazu berichtete er ihm viel Mißliches.

Gesonnen, auf dem Landwege über Guatemala zu reisen, wie das schon Franz von Las Casas getan hatte, ließ Cortes jetzt auch die Straße dahin ausbessern. Er sandte Boten nach allen Orten an diesem Wege, die seinen baldigen Durchmarsch ansagten. Es sollten Lebensmittel bereitgehalten und die Straße in Ordnung gebracht werden. Die Nachricht, daß MalincheMalinche ist der volkstümliche Name des Cortes. durch das Land komme, erregte überall große Freude. Denn die Eroberung von Mexiko hatte ihn auch in diesen Gegenden hochberühmt gemacht.

So wurden gute Wege bis in das Tal von Ulancho und durch die bis dahin kaum gangbaren Chindon-Berge geschaffen. Alle Häuptlinge an der Straße hatten sich zum feierlichen Empfang und zu festlicher Bewirtung gerüstet. Indessen ließ Diego von Altamira nicht nach, bis der Generalkapitän den Plan der umständlichen Reise zu Lande schließlich aufgab. Wohl kamen ihm auch alle die Mühsale wieder ins Gedächtnis, die er auf dem Hermarsche von Espiritu Santo nach Truxillo ausgestanden hatte. Kurzum, er entschloß sich, die Reise nach Neu- Hispanien zu Wasser zu machen, ließ zwei Schiffe dazu herrichten und traf die nötigen Anordnungen für die beiden Ansiedelungen Truxillo und Natividad.

Zu dieser Zeit kamen Leute von der Insel Utilla und andere von der sogenannten Guanaxos-Insel, die beide in ziemlicher Entfernung von der Küste zwischen der Bai von Honduras und dem Caballos-Hafen liegen, nach Truxillo, um dem Cortes für einen ihnen erwiesenen guten Dienst zu danken und ihn zu bitten, auf jede ihrer Inseln einen Hispanier zu setzen, weil dies ihnen allein Sicherheit schaffen könne. Der Anlaß des Dankes und Ansuchens war folgender. Man rüstete damals auf Kuha und Jamaika förmliche Geschwader aus, um Eingeborene mit Gewalt von jenen Inseln wegzuschleppen und sie in den Bergwerken, den Zuckerfarmen, bei der Viehzucht und überhaupt zu Arbeiten zu verwendenVgl. S. 434f. u. Anm. 15.. Cortes hatte von der Ankunft eines solchen Raubschiffes erfahren und eine für jeden Fall genügend bemannte Karavelle abgesandt, um dem Führer des Schiffes, der Rodrigo von Merlo hieß, zu eröffnen, er habe sich jedweder Gewalttätigkeit gegen die Indianer zu enthalten und die bereits Weggefangenen sofort wieder in Freiheit zu setzen. Da er dem Merlo noch ein ander Angebot machte, schenkte dieser den Indianern, die er bereits an Bord hatte, die Freiheit und ließ sich für seine Person in Truxillo nieder. Da Cortes zur Zeit nicht Hispanier genug zur Verfügung hatte, half er den Inselbewohnern einstweilen mit Schutzbriefen, befahl aber dem Hernando Saavedra, den er als Befehlshaber in Truxillo zurückließ, er solle, sowie sein Zug gegen den Stamm von Papaika zu Ende wäre, Leute nach den genannten Inseln schicken.

Als die beiden Schiffe des Cortes segelfertig waren, schiffte er 20 Hispanier mit 20 Pferden, eine beträchtliche Anzahl Mexikaner sowie den Pizakura nebst etlichen anderen Häuptlingen jener Gegend ein. Er hatte die Absicht, diesen die Stadt Mexiko zu zeigen und ihnen das gehorsame Verhalten der dortigen Indianer als nachahmenswertes Beispiel vor Augen zu bringen. Indessen erlebte Pizakura die Heimkehr nicht, sondern starb auf der Rückreise.

Am 25. April 1526 ging Cortes im Hafen von Truxillo unter Segel. Bis zu den Alakranen hatte er das beste Fahrwetter. Dann aber erhob sich ein furchtbarer Südwestwind. Man war gezwungen, die Segel einzuziehen, um nicht wieder zurückgetrieben zu werden. Allein der Wind verstärkte sich immer mehr, wie dies der Südwest zumeist tut, und die Schiffe wurden so stark beschädigt, daß sie in Havana auf Kuba einlaufen mußten.

Hier verweilte Cortes zehn Tage, ließ seine Schiffe ausbessern und mit neuen Vorräten versehen und vergnügte sich mit alten Bekannten, die er daselbst in Menge hatte. Auch erfuhr er durch etliche aus Neu-Hispanien angekommene Schiffe, daß es seit der Verhaftung des Salazar und des Peralmindez in Mexiko ruhiger geworden wäre, was ihm nicht wenig angenehm zu hören war.

Nachdem er in Havana wieder zu Schiff gegangen, erreichte er unter dem besten Wind ln acht Tagen San Juan de Ulloa, konnte jedoch nicht ln den Hafen einlaufen, da der Wind umsprang und allzu stark vom Lande her wehte. Cortes mußte zwei Stunden von der Küste entfernt vor Anker gehen und in einem Boote landen. Die fünf Stunden bis Medellin legte er zu Fuß zurück. Sein erster Gang in dieser Stadt war nach der Kirche, um dem Allmächtigen für seine glückliche Heimkehr nach Neu-Hispanien zu danken.

Als die Einwohner, die noch im Schlafe lagen, die Ankunft des Cortes erfuhren, wollte es zunächst kein Mensch glauben. In Scharen eilte man herbei, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen. So groß aber die Freude aller war, viele erkannten ihn gar nicht wieder, weil ihn das Fieber und die Seekrankheit stark entstellt hatten und er überhaupt durch körperliche und seelische Leiden völlig herabgekommen war.

Cortes hatte einen Marsch von mehr denn 500 Meilen durch ein Gebiet gemacht, das noch keine Straßen besaß. Mehrere Monate lang hatten er und die Seinen keine andere Nahrung als Kräuter, die ohne Salz abgekocht wurden. Zumeist mußte man mit ganz schlechtem Wasser vorliebnehmen.

Manchem Leser mag die Geschichte des Feldzugs nach Honduras wenig behagen, da sie keine Ergötzlichkelten, sondern nichts als eine Kette von Mühsalen und Leiden vorführt.


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