Arthur Schurig
Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortes
Arthur Schurig

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Von der Nahrung des Volkes

Das Brot der Indianer wird aus Mais bereitet, der hier zu einem sehr hohen Rohr aufschießt und meist zwei oder drei Kolben trägt. Beim Backen verfährt man auf folgende Weise:

Man setzt einen großen Topf mit Wasser ans Feuer, bis es siedet. Alsdann läßt man das Feuer ausgehen, wirft die Maiskörner in das kochende Wasser und streut ein wenig Kalk darüber. Am anderen Tage oder überhaupt wenn das Wasser ganz kalt geworden ist, wird es abgegossen. Sodann werden die Körner immer wieder mit frischem Wasser abgewaschen, bis sie völlig rein sind. Hierauf mahlt man sie zwischen eigens dazu verfertigten Steinen und rührt das Mehl mit Wasser zu einem Teig, der tüchtig durchgeknetet und zu Broten geformt wird, die schließlich in Ofen aus Ziegeln gebacken werden. Man verzehrt sie neubacken, dieweil sie warm am schmackhaftesten sind. Zuweilen macht man aus dem Teig auch eine Art Klöße, die in Kräuter gewickelt, in einem fest zugedeckten Topfe mit wenig Wasser gedämpft werden.

Es gibt hierzulande viel Hühner (Truthühner) von der Größe unserer Pfauen; auch drei oder vier Arten Wachteln, deren einige wie die Feldhühner aussehen; ferner wilde und zahme Gänse und Enten verschiedener Art in großem Überfluß. Die Federn dieser Vögel werden von Zeit zu Zeit ausgerupft, gefärbt und zu allerlei Schmuck verarbeitet. Hierzu werden auch die Federn der Papageien genommen, die man in allen Häusern findet. In etlichen Gegenden des Landes gibt es Hirsche, Rehe, Hasen und Kaninchen in großer Menge. Man macht Jagd auf sie, denn ihr Fleisch ist beliebt.

In den Gärten werden allerlei Sorten von Kräutern gezogen, die roh oder in der Suppe oder als Gemüse gekocht gegessen werden und zur täglichen Nahrung der Indianer gehören. Alle Speisen werden mit einer Pfefferart gewürzt, die man Chilli nennt. Übrigens lebt man von erstaunlich wenig Nahrung, und es gibt vielleicht kein Volk auf der Erde, das mit so Wenigem vorliebnimmt. Nur die Vornehmen führen eine kostbare Tafel, reich an vielerlei Fleisch, vortrefflichen Fischen, Gemüsen, Pasteten, Kuchen und Früchten. Die Speisen werden auf Platten und in Schüsseln auf Geflechten aus Palmenblättern aufgetragen. Geflochtene Matten findet man überhaupt in allen Wohnungen; ebenso eine Art Sessel, die nur einen Fuß Höhe haben. Beim Essen wird jedem Gast ein baumwollen Tuch gereicht, um sich Mund und Hände damit abzuwischen. Zwei oder drei Tafelmeister bedienen. Die Herrschaften essen, was ihnen behagt, und geben den Rest der Gerichte ihren Untertanen, die ihnen bei Tisch ihre Aufwartung machen.


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