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Die in den großen Städten Verlorenen

Die großen Städte sind so schaurig düster,
Und ob sie lohten wie lebendiges Licht.
Da redet so viel flehendes Geflüster,
Das wie mit Flügeln aus dem Steinmeer bricht.

Da zucken Kinder in den kahlen Kammern
Nach Tag und Sonne ihre kleine Hand.
Nach freier Matten Grün geht scheues Jammern,
Doch qualvoll engend bleiben Stein und Wand.

So träumen sie von himmlischen Geländen,
Indes die Hand ein Stückchen Brotes hält.
Ach, ihrer Sehnsucht Not sinkt von den Wänden,
Wie matt ein Pfeil vorm Ziele niederfällt.

Und Mädchen wachsen auf so trüben Blutes,
Wie Blumen an den Mauern, schattenschwer.
Wer kommt herzu und achtet ihres Gutes?
Wer kommt mit Andacht zu den Blumen her?

Und Mütter, die in sich kein Lichtlein haben,
Das freundlich ihrer Kinder Herz erhellt.
Die Not hat alles, was sie sind, begraben,
Das Weltgewühl zertrat die innere Welt.

Wer kennt die Knaben, die in stumpfe Joche
Den Geist hergeben, der sie flammend treibt,
Bis er der Fron von Woche in die Woche
Sich feige bückt und dumpf erschlagen bleibt?

Und wer die Männer, die das Wetterennen
Früh wurzelkrank und kronenwelk gemacht?
Der Tagsschwall, den sie nicht enträtseln können,
Treibt noch hinüber in schlafkarge Nacht. –

Und über all die Pein läßt schweres Sterben
Die grauen Flatterflügel huschend gehn,
Und tausend Leben fallen sich zu Scherben,
Eh' sie einmal die Sonne recht gesehn.


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