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Prinzessin und Gondelier

(Nach dem Portugiesischen)

Als die Barke lag am Strande,
Ebbe hub zu laufen an,
Die Prinzeß im weißen Sande
Würfelt mit dem Barkenmann.

Eh' die goldenen Würfel klirrten,
Sprach die Schöne: »Künde mir« –
Kosend ihre Worte girrten –
»Was gilt's Einsatz, Gondelier?«

›Meine Barke will ich geben,
Prunkvoll ist ihr Bug gebaut.‹ –
»Ich setz' meinen Ring daneben!«
Sie gewann und lachte laut.

›Meine goldbeschlagenen Ruder!‹ –
»Spange, die mein Haar durchsticht,
Meinen Gürtel, Würfelbruder!«
Sie verlor und lachte nicht.

»Meinen Mantel, scharlachseiden!« –
›Meine Segel setz' ich ein.‹
Horch, wer lachte von den beiden?
»Kannst auch ohne Segel sein!«

›Helm und Schild und Schwert und Lanzen!‹ -
»Einen Kuß von meinem Mund!«
Wie die Würfel wieder tanzen,
Klirrend auf dem weißen Grund.

›Habe nichts mehr herzugeben.
Was ich hatte, gab ich dir.
Letzter Einsatz ist mein Leben!‹
Kniend sprach's der Gondelier.

»Ich dagegen Hand und Herze,
Würfle hoch, dann bin ich dein!« –
Eines Wetters nahe Schwärze
Dunkelte ins Meer hinein.

Doch sie würfeln. – Wer gewonnen,
Wer verlor? Wer kündet's dir?
Mit dem Flutschaum sind verronnen
Kahn, Prinzeß und Gondelier.


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