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Bis in den Tod

Dreißig hessische Reiter, eine Landsmannschaft,
Stampfen im würgenden russischen Schnee.
Die andern Kameraden in eisiger Haft
Verschlafen das grausige Heimzugsweh.

Ein Prinz ihres Landes führt sie an,
Noch nicht zwanzig Jahre und jünglingszart.
Die in Trümmer geschlagenen dreißig Mann
Sind zu Not und Tod um ihn geschart.

Und keiner ißt einen Bissen, bevor
Er ihn nicht dem Prinzen geboten hat.
Sie hüllten ihn ein, wenn er zitternd fror,
Und brachten und machten ihn immer noch satt.

So bis zur letzten schaurigen Nacht.
Die Krähen stürzten tot aus der Luft.
Mordender Nordsturm ist aufgewacht
Und kratzt mit den Pranken Gruft um Gruft.

Die Sterne steckten die Wachtfeuer an,
Und Eisatem sauste über die Welt.
Des Lebendigen Niederfallen begann,
Und die dreißig standen im blachen Feld.

Und der Tod nahm den Prinzen an die Hand –
Da rissen sie ihre Pelzlumpen ab,
Und jeder sie um den Blassenden band,
Und sie holten ihn bebend zurück aus dem Grab.

Und deckten ihn mit den Lumpen zu
Und standen bloß gegen den wütenden Nord.
Und er lag und schlief in umschirmter Ruh',
Von der Heimat träumte er fort und fort.

Und die dreißig standen zur Mauer gepreßt,
Standen und starben im eisigen Wind.
Standen am Morgen starr und fest –
So retteten sie ihr Fürstenkind!


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