Maximilian Schmidt
Hančička das Chodenmädchen
Maximilian Schmidt

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XIX.

Jenes »Beniesen« der Pferde auf dem Heimwege von Chodenschloß sollte keiner so freundlichen Deutung entsprechen, wie sie ihm von seiten des Waldbauers zugeschrieben worden, denn es wiederholte sich in kürzeren Zwischenräumen in auffallend starker Weise, so daß die Männer befürchteten, die Gäule könnten den Tag über in einem zugigen Stall gestanden haben. Weder Vater noch Sohn hatten sich um die Tiere umgesehen. Der Alte glaubte, »es feit si eh nix,« und der Sohn hatte keine Minute Zeit gefunden, sich von Hančička zu trennen; er hatte überhaupt in ihrer Nachbarschaft auf alles andere vergessen. Zudem hielt auch er die Pferde, welche der Quistorenhansl selbst mit in den Stall verbracht hatte, aufs beste versorgt. Daß dieser späterhin zur Tanzmusik aufspielte, ließ freilich die Vermutung aufkommen, seine Sorgfalt für die anvertrauten Tiere möchte keine allzu große gewesen sein.

Der Waldbauer, wie Franz hielten es indessen nur für eine katarrhalische Reizung, die sich über Nacht oder doch sehr bald wieder heben würde. Dem war aber nicht so, und da sich andern Tages das Uebel verschlimmerte, wurde der Kurpfuscher des nächsten Dorfes geholt, der indessen zum Schrecken der Waldbauerischen sofort die»Rütz« erkannte.

166 Nun erging man sich in allen möglichen Vermutungen, wo die Pferde diese Krankheit geholt haben könnten. Daß dies im Chodenschloß gewesen, hielt man für ausgeschlossen. Bürgermeister und Bezirksamt wurden sofort in Kenntnis gesetzt; keines der Pferde durfte mehr den Hof verlassen und Franz mußte, da sein Urlaub abgelaufen, von Kubitzen aus die Bahn benutzen.

Der Abschied war unter solchen Umständen für Franz doppelt schwer. Er wußte zwar, daß sein Vater in dem Oberknecht Gregori einen verlässigen Ehehalten hatte, aber wider diese gefährliche Krankheit anzukämpfen, war nur dem Veterinär möglich und dessen Urteil konnte er nicht einmal abwarten. So mußte er in größter Ungewißheit über das Schicksal der armen Tiere von dannen gehen und Hančička mußte es sich wohl oder übel gefallen lassen, wenn neben der Erinnerung an sie Franzens Gedanken hauptsächlich bei seinen Pferden weilten.

Schon nach wenigen Tagen mußten die kranken Tiere auf Befehl des gerichtlichen Veterinärs nach der Wasenmeisterei geführt werden, wo sie durch den Bruststich getötet wurden. Dieses Los stand auch den übrigen Pferden des Waldhofbauers bevor, welche sich im gleichen Stalle befanden und von der heimtückischen Krankheit mehr oder weniger angesteckt worden waren. Doch trat bei diesen noch rechtzeitig eine Wendung zum Bessern ein und es unterblieb die schon über sie verhängte Tötung.

Das war ein schwerer Schlag für den Waldhofbauern und er versuchte auch nicht, den Jammer darüber zu vertrinken oder zu verschnupfen. Es war in der That das erste Mal, daß er von einem derartigen Unglück so unvermutet heimgesucht wurde, und er wollte es gar nicht 167 in der Ordnung finden, daß er aus seiner gewohnten Gemütlichkeit so unsanft aufgerüttelt worden.

Dagegen war die alte Ahnl gegen diesen Streich des Schicksals gewappnet.

»Ma' muaß alles nehma, wie's kimmt, 's Guate, wie's Schlechte,« sagte sie. »Alleweil geht's nöt ebenaus in der bucklichten Welt; und kimmt mitunter ebbas Schiach's, so woaß ma's guate wieder um so besser z' schätzen.«

»Recht hast scho',« meinte der Waldhofbauer, »aber dernthalben braucht ma aa koan Purzelbaam z' schlagen vor lauter Vergnüglichkeit, daß eam d' Roß umstehnga. No', der Hof geht drüber nöt z' Grund. I kauf ma halt a frisch's Paar und trag dös Malheur in Gottsnam!« –

Aloys hatte natürlich von dem Ergebnis seiner Büberei bald erfahren. Doch fühlte er darüber keine Schadenfreude, im Gegenteile machte er sich jetzt Gewissensbisse. Aber nach einem alten, im Walde üblichen Sprichwort bezahlt man mit tausend Kümmernissen keinen Pfennig Schulden, und so suchte er sich lieber wieder einzureden, es sei das nur ein ganz kleiner und entschuldbarer Racheakt dafür gewesen, daß ihm Franz seine schönsten Lebenshoffnungen zerstört.

Daß dieses Bubenstück die Sachlage nicht im geringsten zu verändern imstande war, das mußte sich Aloys freilich eingestehen, aber um daraus dennoch Nutzen ziehen zu können, legte er sich einen Plan zurecht, von dessen Gelingen er überzeugt war.

Das ihm zur Warte anvertraute Pferd Soukups befand sich auf dem Wege der Besserung und sobald es ganz außer Gefahr, sollte der Waldhofbauer erfahren, woher 168 seine Pferde die »Rütze« bekommen hatten. Das mußte Veranlassung geben zu einem Streite der beiden Bauern, und bei dem Jähzorn Soukups war es leicht möglich, daß ein Freundschaftsbruch zwischen den beiden Familien herbeigeführt würde. Stundenlang studierte er oft darüber nach, wie er es einleiten müßte, daß seine eigene Person aus dem Spiele bliebe.

Während er diesen unsauberen Gedanken nachhing, erschien noch eine andere seinen Plänen drohende Gefahr in Gestalt eines gräflich Stadionschen Verwalters, der häufig nach Chodenschloß kam, um Nachschau zu halten und Abrechnung zu pflegen und bei dieser Gelegenheit der Tochter des Schloßbauers besondere Aufmerksamkeit erwies. Hančičkas gewinnende Freundlichkeit gegen den Vorgesetzten ihres Vaters, ihre hübsche Erscheinung und ihr anmutiges Wesen flößten diesem eine große Zuneigung für sie ein, welche zwar Hančička vollkommen zu übersehen schien, die aber ihren Eltern desto mehr erkennbar und schmeichelhaft war.

Der Beamte war ein hochachtbarer und vermöglicher Mann und infolge seiner Stellung befähigt, dem Schloßbauern große Vorteile zu verschaffen, was bei diesem sehr in die Wagschale fiel, besonders wenn er ihn mit dem Waldbauernsohne verglich, gegen den er im stillen doch immer noch einen gewissen Groll hatte. Als Chode und Abkömmling eines der Gefeiertsten dieses Stammes glaubte er sich zu einem gewissen Stolze berechtigt und sah nicht ein, warum seine Tochter, deren Vorfahren gleich den königlichen Freibauern das Prädikat »Hochwohlgeboren« zu führen berechtigt waren, nicht aus der bescheidenen, bäuerlichen Stellung heraus und in eine höhere treten 169 solle. Der ganze Chodenstamm aber müßte sich durch eine solche Standeserhöhung eines seiner Glieder geehrt fühlen.

Es war bislang von seiten des Beamten nur bei leicht hingeworfenen Fühlern geblieben. Hančička ward erst aus ihrer Unbefangenheit, mit der sie stets den Herrn empfing, herausgerissen, als sie von ihm bei seinem jedesmaligen Kommen mit einem prächtigen Blumenstrauß aus dem gräflichen Garten zu Kauth beschenkt wurde. Dann aber erklärte sie auch der Mutter sofort, daß sie nie und nimmer von Franz lassen würde, und wenn der Schloßherr selber käme, um ihre Hand anzuhalten.

Frau Soukup gab ihrer Tochter den Rat, ganz ihrem Herzen zu folgen. In anderthalb Jahren, meinte sie, könne sich ja vieles ereignen und ändern.

»Aendern nicht,« erwiderte Hančička bestimmt. »Ereignen könnte sich's höchstens, daß Franzl oder ich stürben; aber wir bleiben uns auch treu im Tode – sonst wäre ich keine Chodin.« –

Aloys merkte auch bald, daß ihm von seiten des Beamten keine Gefahr mehr drohe und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder allein dem Waldbauernsohne zu. Der Verkehr Soukups mit dem Vater desselben mußte auf irgend eine Weise gestört werden.

Die Gelegenheit war ihm günstig, denn eines Tages traf Aloys im Wirtshause zu Kubitzen mit dem Waldbauern zusammen, der sich freute, den Burschen wiederzusehen, an dem er ein besonderes Wohlgefallen fand.

Selbstverständlich ward das Gespräch bald auf das Unglück mit den Pferden gebracht und der Bauer meinte, er könne sich die Ursache hiervon gar nicht erklären.

»Rein ang'flogen is's eahna,« sagte er, »grad als 170 hätt's a böser Blick troffen, nur kann i mir nöt denken, wo, wann und warum?«

»I moan, i könnt' Enk da auf'n rechten Weg weisen, Bauer,« entgegnete der Bursche.

»Du?« fragte der Waldhofbauer überrascht. »Wie so?«

»Ja no', Oes habt's mir a große Wohlthat erwiesen, also bin i Enk dankbarli – aber – aber –«

»No' so red!«

»Aber Oes müaßt's mir a Jurament schwörn, daß 's mi nöt verrat's, daß 's i gwen bin, der Enks g'steckt hat.«

»Zu was denn dös?« fragte der Bauer. »I moan, es wär' dei' Schuldigkeit, daß d' mir's sagest, aa r ohne Jurament. I bin Mann gnua; wenn i dir d' Hand drauf gieb, so hat's B'stand.«

»Na', i muaß a Jurament haben. Sagt's: so wahr i will seli wern – i verrat'n Aloys nöt!«

Der Waldbauer schüttelte zwar den Kopf, aber er wiederholte die Worte doch und lauschte dann mit angehaltenem Atem, was ihm der Bursche wohl zu erzählen hätte.

»So sollt's es wissen: beim Schloßbauern im Chodenschloß ham Enkere Roß d' Rütz kriegt. Der Chodenbauer hat zur selben Zeit a rützigs Roß g'habt und hat's verschwiegen. Grad in den Stall san Enkere Roß kömma. 'n Waldbauer schadt's nix, hat er g'sagt, wenn eam a paar Rößln umstehnga. Hon i nacha dennast a Zeitlang a Ruah vor eam; is mir a so zwider, der Schnapsgirgl und sei' Bua dazua.«

171 »Du bist a Tropf!« rief der Bauer. »Was d' sagst, is a Lug.«

»No', so luig i d' Wahret,« entgegnete Aloys. »Wörtl für Wörtl stimmt.«

»Dös kann nöt sein! So schlecht is koa' Chodenbauer. Grob is der Schloßbauer, fetzengrob, aber a grader und a ehrlicher Mann, dös mirkst dir. Du bist a Verleumder, und der Schloßbauer sollt' di mit der Hundspeitschen aus sein' Hof jagen.«

»Ja no', sehgt's, zu was dös Jurament guat war? Wenn aber i an' heilin Eid schwör, daß am Ostermontag wirkli a rützis Roß beim Schloßbauern gwen is? Glaubt's mir's dann? Der Teufel soll mi hol'n, wenn's nöt wahr is.«

»Da steht oan ja dennast der Verstand staad!« meinte der Waldbauer. »Und du moanst, aus Absichtlichkeit hat er's tho', der Schloßbauer – 'n Schleim hat er auf mi? Aber warum denn?«

»Warum? Denkts nur an dös Loch im Kopf, dös eam der Franzl zum Präsent g'macht hat – und i glaub halt fest, daß's eam nöt paßt, wenn sei' Deandl mit'n Franzl wirkli in Verspruch kömma sollt.«

»Ah so! No', dernthalben braucht er mir meine Roß nöt rützi z'macha. Aber d' Hančička, die halt dennast zu mein' Franzl wie Stahl und Eisen?«

»D' Hančička? Ja, wißt's Oes no' gar nöt, daß si a gräflicher Verwalter um sie umthuat? Moant's, a Chodendeandl wird nöt aa lieber a gnä Frau, als wieder a Bäurin, wo's furthampern muaß 's ganz' Leben?«

»Jetzt will i dir was sag'n, Aloys. Du bist a rechta 172 miserabler Kunt, daß d' mir da oan Floh um den andern ins Ohr setzt.«

»Soll i Enk a Jurament schwörn?«

»I brauch koans. Aber sobald i mit'n Soukup zamkimm, werd i a rechtschaffens Wörtl mit eam reden – sei unb'sorgt, i verrat di nöt. Jetzt hast mir aber scho' mein' ganzen Gusto zum Bier gnomma. Du hätt'st mir dennast nix sagen soll'n. Was ma' nöt woaß, macht eam nöt hoaß. Da dran muaß i jetzt Tag und Nacht denken. Kimm i mit dein' Herrn zam, so soll's 's erst Wörtl sein, daß er mir frisch und offen sagt, was er sinnt, und 's weiter wird si' scho' zoagn.«

Aloys entfernte sich, nicht ohne den Bauern nochmals an seinen Eid zu erinnern; und um wenigstens etwas antworten zu können, solle er nur sagen, durch ein Bettelweib hätte er die Sache erfahren, da ein solches in der That an dem fraglichen Tage sich in der Nähe des Stalles befunden hatte.

»Dös war a Druck ins Wachs!« sagte er sich dann; »wenn's da koa' Feindschaft absetzt, will i Hans hoaßen!«

Wenige Tage später trafen der Waldhofbauer und Soukup in Neugedein zusammen, einem am Fuße des Riesenberges gelegenen, freundlichen Fabrikstädtchen, dessen Pferd- und Viehmärkte weit und breit berühmt sind. Auch die beiden Bauern waren aus diesem Anlasse hier und Soukup fragte den Waldhofbauern:

»Wirst wieder a Paar Rößln kaufen?«

»Kann schon sein,« versetzte der andere, »aber in Chodenschloß stell i's nimmer ein.«

»Wie so?«

»Wie so? No', i denk, du woaßt, was i vermoan, 173 dir hon i's zu verdanken, daß i um zwoa Roß ärmer worn bin.«

»Mir? Laß di auslachen!«

»Lach nur! I woaß von wem, den du gar nöt kennst, von an' Bettelwei', daß z' Ostern d' Rütz in dein' Stall war, und du hast es duld't, daß meine Roß in den Stall kömma sein, wo just vorher kranke Roß war'n.«

»Das is a Lug!« rief Soukup.

»A Lug?« fragte der Waldhofbauer mit erleichtertem Herzen. Wie froh machte ihn dieses Wort; aber das folgende beschwerte ihn wieder in seinem Innern.

»Ja, a rechtschaffene!« fuhr Soukup fort. »Der Stall, in dem i deine Roß unterbracht, war g'sund. Es is wahr, i hab a kranks Pferd g'habt, aber das war abseits in an' andern Gebäud und gar niemals können deine Roß bei mir ang'steckt worden sein.«

»Also dennast, der Aloys hat nöt g'logen!« dachte der Waldhofbauer, und er glaubte nun auch keine Ursache mehr zu haben, ihm im andern Falle zu mißtrauen.

»Ja woaßt, Soukup, i kann glauben, was i will,« sagte er deshalb etwas gereizt. »A groß's Freundschaftsstück war's grad nöt, daß d' mir an dem Tag, wo unsere Kinder so glückli warn, an' solchen Schaden hast zufügen mögen. Dös gfallt mir nöt von dir – und wenn's d' es mit Fleiß tho' hast, no', so bist der nöt, für den i di, seit i denk, g'halten hon.«

»Was!« rief Soukup. »I will doch nöt denken, daß du Zweifel setzen kannst in mein Wort? Waldhofbauer, das giebt's nöt bei mir, das leid i nöt, is's, wer da will!«

174 »No', no',« lenkte der andere ein, »wirst dennast nöt mit'n Vater von dein' künftigen Schwiegersuhn an' Streit anfanga?«

»A was!« rief der Schloßbauer ärgerlich. »Das is noch in weitem Feld, kann auch gar nöt zur Ausführung 175 kommen. Mei' Tochter braucht nur d' Hand ausz'strecken, sind alle Finger voll.«

»'s kommt halt drauf an, ob's ihr g'falln. A Großbäurin wern, is nöt zum Verachten,« meinte der Waldbauer.

»D' Hančička paßt für jeden Stand,« versetzte ihr Vater.

»Aha!« lachte der Waldhofbauer geärgert. »Möcht'st wohl a Frau Verwalterin aus ihr machen?«

»Und wenn's so wär'?« entgegnete der Schloßbauer. »Da is nix zum Lachen.«

»Zum Lachen grad nöt,« gab der andere zu. »Aber du wirst dir doch nöt einbilden, daß d' Hančička mein' Franzl lassen kunnt, um a gnä' Frau z'wern. Dös giebt's ja gar nöt!«

»Man sollt schon meinen, dei' Franzl is a Wundertier!« fuhr jetzt der Chodenbauer auf. »Laß mi in Ruh mit deine Faxen.«

»Faxen?« rief jetzt der Waldbauer, in Zorn geratend. »Mit dene kannst du besser umgehn, du böhmischer Grobian, du! Wenn's nöt z'wegen unsere Kinder wär, so klaget i di, weil's d' es vertuscht hast, daß a rützigs Roß in dein' Stall gwen is; nacha wärest schon sehgn, wie 's dir's kocheten.«

Diese Worte wurden so laut gesprochen, daß ein in der Nähe stehender Sicherheitsmann sie hörte und sofort herbeikam, um die Namen der beiden Bauern zu notieren.

»Alle Teufel!« sagte der Chodenbauer, »da hast's jetzt mit dein' dummen G'schwätz. Jetzt kann i mir Straf g'nug zahlen, und nur wegen dir! Und du bild'st dir ein, i soll di in mei' Verwandtschaft nehmen?«

176 »Dös hon i nöt woll'n. Soll i dran schuld sei', so zahl i d' Straf aa no'; hon i d' Roß einbüaßt, kimmt's mir auf den Pfifferling aa nimmer an.«

»Dazu brauch i di nöt,« entgegnete der Chodenbauer. »'s Geld für deine zwei Häuter sollst auch kriegen. I will nix von dir.«

»Und i nix von dir!« schrie der Waldhofbauer erzürnt. »Häuter? I hon koane Häuter. Der Waldhofbauer is so stolz auf sein Stall, wie der Herr Soukup auf den sein'. Und extra kauf i mir jetzt zwoa Roß zum Laufen, daß 's koa' Graf schöner ham könnt – extra deinethalben, denn aus dir spricht grad der Neid. So, und jetzt ham ma ausg'red't!«

Er ging wutentbrannt von dannen. Aber der Mann des Gesetzes folgte ihm und hieß ihn mit aufs Gericht gehen. Dort sollte er bestätigen, was er vorhin dem Schloßbauer vorgehalten. Vor allem ward er gefragt, von wem er das wisse.

Da stand er schon an der ersten Klippe.

»Mei', i hon's halt g'hört,« wollte er sich ausreden.

»Vom Hörensagen lügt man gern,« meinte der ihn vernehmende Beamte.

»I will nix g'sagt haben,« erklärte der Waldbauer.

»G'sagt hat er nix,« versetzte der Gendarm, »aber g'schrien hat er, daß 's alle Leut g'hört ham.«

Der Waldhofbauer mußte trotz seiner Weigerung, trotzdem, daß er sich als einen Menschen hinstellte, der nicht wisse, was er spreche, das ihm vorgelegte Protokoll unterschreiben. Darüber ärgerte er sich derart, daß ihm der Ankauf neuer Pferde zuwider wurde.

Es war ja ganz gewiß, daß der Chodenbauer die 177 Sache nicht leugnete, wenn er gerichtlich darum befragt würde, aber eben so gewiß dünkte es ihm, daß dadurch eine Feindschaft zwischen beiden Häusern entstehen müsse, die so leicht nicht mehr zu beseitigen war.

»No', no',« sprach er für sich hin, »was wird da der Franzl und d' Ahnl sag'n? I woaß nöt, wo mir der Kopf steht. Am besten wird's sein, i kauf mir an' Rausch, daß i auf d' Roß, auf'n Böhm und auf mi vergiß. Glei wollt i, daß 's drei Tag schnib und raang (schneite und regnete), nacha gaab's an' Tratsch, grad so oan, wie r a jetzt in mein' Hirn drinn is. Hoisakra nomal! Wenn nur den Aloys der Tuifi mit'n Schürhackl holet!« 178


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