Maximilian Schmidt
Hančička das Chodenmädchen
Maximilian Schmidt

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XII.

Der Waldhofbauer war über Land, als der Knecht mit Franzens Fuhrwerk aus Chodenschloß zurückgekehrt war. Die alte Großmutter glaubte, der sonst als mäßig und ordentlich bekannte Dienstbote wäre betrunken, da er von des jungen Bauern Gefangennahme und deren Ursache erzählte. Bald erkannte sie jedoch, daß der Knecht treu berichtete. Wie aber jener Raubanfall auf den Chodenbauer mit ihrem Enkel in Verbindung gebracht werden konnte, der doch am Abend der That fortgereist war, das begriff sie nicht. Sie hielt es für ein Mißverständnis, über welches sie um so mehr empört war, wenn sie der Gastfreundschaft gedachte, welche ihr Haus dem Hilfe suchenden Chodenmädchen hatte zu teil werden lassen und des Umstandes, daß Franz wieder nur als Gast bei Soukup geweilt. Sie konnte kaum erwarten, bis ihr Schwiegersohn, der Waldhofbauer, heimkehrte. Aber leider hatte derselbe wieder bedeutend eingekehrt und kam in einem Zustande nach Hause, der es ihm unmöglich machte, den Ernst der ihn erwartenden Nachricht zu begreifen, und er sagte daher zu der händeringenden Alten, deren Erzählung er für eine Strafpredigt hielt:

»Muaderl, sei staad – schau, 's Further Bier is oa'mal z'guat, und beim Handel giebt oa' Maßl dös ander. Dös Luderg'süff, dös verfluachte! Koan Tropfen trinket 100 i mehr, ausschütten thaat i's, – wenn's halt nöd gar so guat waar! Aber regard, regard, was wahr is, bleibt wahr. Schmaatz (red) koa' Wörtl mehr – i geh in d' Kammer und leg mi nieder. Der Franzl, mei Franzl is gar nöd dahoam? Er wird dengerst nöd ins Wirtshaus sein? Heunt an an' Werktag? Dös thaat mi scho' kränken, denn Mäßigkeit war von jeher mei' Grundsteuer – Grundstoa' hab' i sag'n woll'n – no' ja, 's Muaderl woaß 's scho', was i moan. Guat Nacht!«

Mit diesen Worten schwankte er zu der an die Stube angrenzenden Kammer und lag alsbald in tiefstem Schlafe.

So mußte die Alte bis zum nächsten Morgen warten, um ihre erschütternde Nachricht dem Schwiegersohne mitteilen zu können. Die Nacht dünkte ihr eine Ewigkeit zu dauern. Endlich war es Zeit zur Morgensuppe für die Ehehalten. Alle waren erregt über die Kunde, alle hatten sie den jungen Bauern gern, und sie konnten ihren Mitknecht nicht begreifen, daß er sich in Chodenschloß so »a'zwacken« (fortschleichen) konnte, ohne erst versucht zu haben, seinen jungen Bauern zu befreien. Aber dieser verteidigte sich damit, daß die Gegner in bedeutender Ueberzahl gewesen, und er gefürchtet habe, Pferd und Wägelchen könnten auch noch konfisziert werden; darum wollte er wenigstens das Gefährt in Sicherheit bringen.

Jetzt erschien der Waldbauer.

»I hon mein' Rausch ausg'schlafen,« sagte er zu der alten Frau, als sie ihm die Nachricht beigebracht, »aber der Gschloßbauer von Chodenschloß kimmt aus'n Suff nimmer außa. Dem will i's zoagn, wo der Bartlmä 'n Most her hat. Einspannen!« befahl er dem Knecht. »I fahr g'raden Wegs eini auf Taus ans G'richt, und wenn dös 101 nöd aa b'soffen is, wern's mir mein' Franzl frei lassen, oder sie soll'n mi kenna lerna.«

»Dös is a dumm's G'red!« meinte die Großmutter. »Mit G'walt richt ma' da nix aus. Erst hör a mal, was's dir drin sag'n, und darnach hast di z'richten.«

»Was? I soll mir erst sag'n lassen, daß mei' Franzl a Straßenräuber is? Wer dös sagt, den kaannt i ja glei umbringa.«

»Ja, da hab'n ma's scho',« versetzte die Großmutter. »Nacha b'haltens di glei aa drin als an' Mörder. Heiliger Wendelini! Unser Hof is ja die reinste Räuberherberg.«

»Hoisakra!« schrie der Bauer aufgeregt. »Alle Kreuzteufel Millionen no'amal –!«

»Hör 's schelten auf, Girgl, oder i lauf auf und davon!« unterbrach ihn die Alte, sich bekreuzend.

»No', wenn i nimmer schelten därf bei solchene Umständ – wenn i nimmer tuifeln kann, nacha – nacha – Muaderl, nacha muaß i's Flenna anfanga, 's Flenna, Flenna über dös Unglück, dös uns betroffa hat. Ui Jesses! Ui Jesses, was is dös!« Und er weinte wirklich wie ein Kind.

Jetzt war es an der alten Frau, dem Bauern Mut zuzusprechen, und sie that dies, so viel sie es in ihrem eigenen Jammer vermochte.

Es bedurfte langer Zeit, bis der sich ganz seinem Schmerz hingebende Mann wieder ruhiger wurde.

Der Wagen war angespannt.

»Ahnl, fahr mit!« bat der Bauer. »Woaßt, mir is, als wenn i scho' wieder an' Rausch hätt'. I denk nöd dran, was »Hot« und »Wista« is, i muaß grad an oans denken, an mein' Franzl, dem's so viel Schand und Spott 102 anthuan – fahr mit, wenn's d' nöd willst, daß i schon in der ersten Viertelstund mit samt 'n Wagl im Straßengraben lieg.«

Die Alte war bereit, dem Wunsche des bedauernswerten Vaters Folge zu leisten.

Als er schon auf den Wagen saß, und die Alte eben aufsteigen wollte, sagte er:

»Mir is, als hätt' i was vergessen.«

»Hast leicht dei' Brisilglas nöd eing'steckt?«

»'s Brisilglas? Meiner Seel! Heunt hon i no' gar nöd g'schnupft. So was is mir nöt vorkömma, so lang i denk; i hon aa koan Gusto darnach. Wenn's G'schick vom oanzigen Kind auf'n Spiel is, vergißt ma' selm auf dös. Aber na', na', was anders is's. A Geld will i mitnehma, an' etli Tausender in Papier, mit dem i guatstehn kann, daß 'n Buam frei geben – mit mein' ganzen Hof steh i guat, wenn's sein muaß. Ge, du woaßt, wo die Papier san. Hol's außa, nimm, was d' find'st.«

Die Großmutter eilte in das Haus und kam alsbald mit einem Zeger, aus welchem eine ziemlich dicke, mit einer Schnur umwickelte Papierrolle hervorragte, wieder zurück. Dann rollte das Fuhrwerk mit den beiden von dannen.

Etwa zehn Minuten später trafen zwei Gendarmen ein, um nach Franz zu fahnden. Sie untersuchten Haus und Hof, mußten aber natürlich unverrichteter Sache wieder weiter wandern.

Die beiden Waldbauernleute fuhren meist schweigend, aber innerlich mit sich beschäftigt und aufs schmerzlichste bewegt, auf der zu beiden Seiten mit Obstbäumen 103 bepflanzten Straße dem inmitten einer breiten, von der warmen Pastritz durchflossenen Thalmulde gelegenen Taus (böhmisch DomažliceDomažlice soll herrühren von »domažli« d. i. »zu Hause schlimm.« So sollen die Tauser von den benachbarten Deutschen in alter Zeit genannt worden sein, weil letztere in so manchen Kämpfen, Scharmützeln und Gefechten schlimme Niederlagen erlitten haben. Nach einer mündlichen Ueberlieferung soll der Name Domažlice abstammen von der Wortbildung »domaž-lice« d. h. »schminke zu Ende die Wange.« Man erzählt sich hierüber folgendes: Als einmal der böhmische Herzog Bretislaw I. in der Stadt Taus seinen feierlichen Einzug hielt, bemerkte er an einem Fenster eine eitle Dame, welche so unvorsichtig gewesen, beim Schminken ihres Gesichtes die eine Wange gänzlich vergessen zu haben. Dieser unglücklichen Dame soll nun der Regent laut zugerufen haben: »Domaž-lice!« (schminke noch die andere Wange) und seit dieser Zeit habe die ganze Stadt den Namen Domažlice bekommen. Die Stadt zählt z. Z. über 9000 Einwohner. In der Stadtburg zu Taus wurden s. Z die Gerechtsamen und Handvesten der Choden aufbewahrt. Zu den Hussitenzeiten spielte Taus eine wichtige Rolle.) zu, welche eine der ältesten, interessantesten und wohlhabendsten Städte Böhmens ist.

In einem auf dem weitgedehnten Stadtplatz gelegenen Gasthause ward das Fuhrwerk eingestellt, und ohne Verzug begab sich dann der Bauer in Begleitung der alten Frau nach dem Bezirksgerichte. Sie wurden indessen durch einen den Platz quer überschreitenden Leichenzug aufgehalten. Es war ein verunglückter Knabe aus guter Familie, der beerdigt wurde. Die Klagetöne des Trauermarsches, den die voranschreitende Musikbande spielte, wirkten ergreifend auf das erregte Gemüt des Waldbauern, noch tieferen Eindruck aber machte auf ihn eine hier zu Lande bei Begräbnissen junger Leute herrschende Sitte. Ein 104 weißgekleidetes, tief verschleiertes Mädchen trägt auf seidenem Polster eine abgebrochene Wachskerze dem Sarge voran, welche dann mit ins Grab geworfen wird.

»Mei' Franzl,« sagte er weinend, »is aa r a solchene abbrochene Kirzen. Mitten in Glück und Frieden is sei' Lebenskirzen abbrochen, weil's eam sei' Ehr, sein ehrlichen Nama gnumma hab'n.«

Die alte Großmutter stimmte weinend bei, aber sie setzte hinzu: »I konn's nöd glauben.«

»An' abbrochene Kirzen!« murmelte der Bauer wiederholt für sich hin. –

Am Bezirksgericht angekommen, erfuhren sie zu ihrer Ueberraschung, daß sich Franz gar nicht hier befände, daß er sich geflüchtet habe und auf ihn gefahndet werde. Sie erhielten nun nicht nur alles bestätigt, was ihnen der Knecht erzählt, sondern die Sache wurde noch viel schlimmer hingestellt, als sie bis jetzt annahmen. Wo möglich noch trauriger, als sie in die Stadt gekommen, entfernten sie sich wieder nach kurzem Aufenthalt, um nach dem Chodenschlosse zu fahren und an Ort und Stelle Erkundigungen einzuziehen.

»Er wird si' dennast nix antho' hab'n?« sprach die Großmutter besorgt. »Unser Herrgott wird dös nöt zualassen. I bau fest auf eam!«

»I bau auf gar nix mehr,« entgegnete der Bauer verzagt; »an' abbrochene Kirzen wird nimmer ganz.«

»Glaubst an koana Wunderthaten?« fragte die alte Frau. »I verhoff, daß 's dennast besser ausgeht, als 's 'n Anschein hat. Verlob di zur an' guaten Werk; wer woaß's, wie's hilft.«

»Ja, dös will i!« erwiderte rasch der Bauer; »a guats 105 Werk will i ausführn – will an' Unglücklichen helfen, und woaßt, wem? 'n Hansgirglbuam von Großoagen, dem arma Bürschl, helf i. I hon sein Vater beim Holzhandel aa knapp g'halten. Dafür schenk i sein' Buam an' Fünfhunderter, daß er wieder 's Hampern anfanga kann. Und grad fallt's mir ein, der Bursch is ja z'weg'n der Sach in falschen Verdacht gwen und aa gfanga gnumma worn. Dafür soll er a Pflaster kriegn, moanst nöd, Ahnl? Was sagst?«

»Amen sag i. Ja, ja, dös is a guat's Werk.«

Schweigend legten sie den weiteren Weg zurück. Nachdem sie im Einkehrhause in Trhanow das Fuhrwerk untergebracht, begaben sie sich zur Wohnung des Schloßbauern.

Hančička sah die Ankommenden vom Fenster aus und eilte ihnen sofort entgegen, um sie in die Stube zu geleiten, wo dieselben auch von Frau Soukup in herzlicher Weise begrüßt wurden. Die Veränderung, welche in dem ganzen Wesen des Mädchens seit gestern morgen vorgegangen, fiel selbst den nur mit ihrem Jammer beschäftigten Waldbauernleuten auf. Eine für ihr jugendliches Alter seltene Entschiedenheit machte sich in ihren Reden und ihrem Thun bemerkbar und spiegelte sich in ihrem Gesichte wieder. Sie gestand jetzt, was sie der Mutter bereits gestern anvertraut, auch Franzens Verwandten unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein, daß sie es gewesen, welche den Burschen befreit habe, an dessen Unschuld sie nicht den geringsten Zweifel hege. Durch den gestern abends zurückgekehrten Quistorenhansl habe sich die Sache insoweit aufgeklärt, daß Franz den Schloßbauer mit ersterem in der Dunkelheit verwechselt haben müsse. Wie aber der Vater den Hieb auf den Kopf bekommen, sei unbegreiflich, 106 da Franz keine schneidige Waffe, sondern nur seinen Haselnußstock zur Abwehr gebraucht habe.

Der von Hančička herbeigerufene Quistorenhansl bestätigte das Gesagte und teilte den Anwesenden mit, daß er es bereits herausgebracht, daß die Wunde Soukups von der Hacke seines eigenen Stockes herrühren müsse.

Diese Nachricht war wie Balsam auf eine Wunde für den Waldbauern und seine Begleiterin. Sie atmeten erleichtert auf; zum ersten Male am heutigen Tage fühlte der Waldbauer, als der Quistorenhansl eine Prise Schmalzler nahm, auch das Verlangen nach einer solchen, und er sagte zu ihm:

»Ge, laß mi aa schnupfen!«

Der Quistorenhansl reichte ihm bereitwilligst sein Brisilglas und mit unendlichem Wohlbehagen nahm er das bis jetzt verabsäumte Labsal für seine Nase. Es war, als ob auf diese Weise auch sein Gehirn wieder neu gestärkt und sein Verstand geschärft würde, denn er sprach mit weiser Miene:

»Ja, da bleibt nix übrig, als daß si' der Bua selm stellt und 'n Quistorenhansl als Zeugen ruaft.«

»Freili!« sagte Hans. »Sie wern uns zwar strafen wegen Hazardspiel, aber das macht nix.«

»Dös schad't Enk alle zwoa nöd,« versetzte die Großmutter. »Aber wo wird der Franzl sein?«

Frau Soukup beruhigte sie durch die Versicherung, daß sie gewiß bei ihrer Rückkehr daheim Nachrichten von Franz vorfinden würden.

»Deandl,« sagte der Bauer, Hančičkas Hände ergreifend, »du hast di ja um mein' Franzl ang'numma, grad wie sei' Schutzengel. Hundert Jahr, wenn er alt wird, 107 kann er dir nöd danken gnua. Und i und sei' Großmuaderl sag'n dir halt aa Vergelts Gott tausend Mal.«

Hančička lächelte und errötete.

»Nur nichts verraten,« bat sie, »sonst werd' ich auch eing'sperrt, weil ich zur Flucht verholfen.«

»Mirk dir's,« sagte die alte Frau zu ihrem Schwiegersohn, »daß 's di nöd verplauscht, wenn 's d' wieder amal an' Tampes hast.«

»Beilei! Beilei!« wehrte der Bauer ab. »Aber i gelob's, daß i nimmer über d' Zeit hocken bleib im Wirtshaus, so lang die Sach nöd aus und gar is. Da hast mei' Hand drauf, Deandl.«

Der Quistorenhansl, der sich inzwischen zum Schloßbauer begeben und ihn von dem Besuche unterrichtet hatte, meldete jetzt, daß Soukup bereit sei, den Waldbauern zu empfangen, daß er sich in ganz ruhiger Stimmung befände und nur wünsche, daß die Begrüßung nicht zu lange währe.

Soukup reichte dem Besuchenden die Hand und meinte:

»Dumm is's gangen. Die Sach wird si wieder richten lassen. I bin aufklärt.«

»Und i aa,« entgegnete der Waldbauer. »Wer woaß 's, zu was dei' Loch im Kopf no' guat is.«

Er gab mit diesen Worten einem Gedanken Ausdruck, der ihm soeben durch den Kopf geschossen war. Er dachte an Franz und Hančička.

»Moanst, a Loch im Kopf könnt' auch zu was gut sein?« fragte lächelnd Soukup.

»Laß 's ma's erst heil wern, nacha reden ma weiter.«

»I versteh di nöt; i bin halt a Böhm,« meinte Soukup.

»Dös, was i vermoan, macht auf böhmisch und deutsch 108 koan Schiedunter. Für heunt pfüat di Gott. Und wenn's d' an mein Franzl denkst, so denk nöd schlecht von eam. Sei staad; i woaß eh, was d' sag'n willst. Und also no'mal, pfüat di Gott. I wünsch dir a guat's Besserwern.«

»Ja, das hat schon manchem g'holfen,« versetzte Soukup lächelnd, und gab dem Waldbauern die Hand zum Abschied.

Während der Waldbauer sich anschickte, sich auch von Frau Soukup und ihrem Töchterlein zu verabschieden, trat der Hansgirgl Aloys von Großoagen in die Stube. Er wurde von der Schloßbäurin freundlich begrüßt.

»Di schickt unser Herrgott zur rechten Zeit,« meinte der Waldhofbauer.

Aloys war in sichtlicher Verlegenheit. Er blickte fragend von einem zum andern.

»I hon's heut g'lobt, daß i a guats Werk thuan will,« sagte der Waldbauer erklärend; »da hon i an di denkt, weil 's d' unrechter Weis' für mein Buam leiden hast müassen. Ahnl, thua die Papier außa aus dein Zeger – so, – da schaug her, da kriegst an' Fünfhunderter. Laß 'n als Anfang von deine Ersparnis gelten, und unser Herrgott vermehr dir's hundertmal.«

Aloys wußte vor Ueberraschung kaum, was er sagen sollte. Frau Soukup nahm für ihn das Geld in Empfang und versprach, es ihm aufzubewahren.

»Und jetzt roas'n ma!« sagte der Waldbauer zu seiner Schwiegermutter. »Möcht dennast a Botschaft vom Franzl dahoam sein!«

»Da kann Enk i Auskunft geb'n,« versetzte Aloys. »Enkan Buam find'ts draus in Furth am Amtsg'richt. Er hat si selm g'stellt; i woaß 's g'wiß.«

109 »No' schau,« antwortete der Waldbauer, »mit dera Nachricht hast mir schon an' Teil Danks abtrag'n fürs Gschenk. Weil i nur woaß, wo er is! Ahnl, kimm; i fahr di hoam und kutschier' nacha glei eini auf Furth. B'hüat Enk Gott alle mitanand,« wendete er sich zu den übrigen Anwesenden, »und dir, liab's Deandl,« sagte er zu Hančička, »vergelts Gott für alles.«

Die Großmutter aber tunkte die Fingerspitzen in das zinnerne Weihwasserkesselchen neben der Thüre und besprengte mit dem geweihten Naß segnend die Stirne des jungen Mädchens.

Der Quistorenhansl, der bei dem Fuhrwerke des Waldbauern vor dem Hause stand, versprach diesem, morgen nach Furth zu kommen und am dortigen Gerichte das Seinige zu Franzens Befreiung beizutragen.

Unter gegenseitigem Gruße fuhren die Waldhofbauernleute von dannen.

Aloys blickte ihnen beschämt nach. Er wußte ja nicht, daß Franzens That nahezu eine erklärende Lösung gefunden, und in seiner Bitterkeit gegen alle Welt nahm er an, das Geld, und nur immer wieder das Geld sei der Anlaß zu aller Ungerechtigkeit in der Welt. Daß er aber heute morgens daran war, den Verräter zu machen, ärgerte ihn noch am meisten.

Aus seinen Gedanken störte ihn der Quistorenhansl mit den Worten: »I werd' dich einweisen in dein' Dienst, 's giebt Arbeit über Arbeit; wenn dir die nüd z'wider is, wird's dir g'falln bei uns. Also Glück auf im Böhmerland!« 110


 << zurück weiter >>