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Einundvierzigstes Kapitel

Der Übergang von Hochmut zu Herablassung, von Grausamkeit zu Milde ohne die gehörigen Mittelstufen ist unklug und nutzlos.

Unter den andern verkehrten Mitteln des Appius, die Alleinherrschaft zu behaupten, war eins von nicht geringer Bedeutung, nämlich ein zu schneller Übergang von einer Art des Benehmens zur andern. Seine Schlauheit bei der Täuschung der Plebejer, als er den Volksfreund spielte, war gut, gut waren auch die Mittel zur Wiederwahl der Dezemvirn und die Kühnheit, sich selbst wider Erwarten des Adels zu wählen, gut war endlich, sich Amtsgenossen auszusuchen, wie er sie brauchte. Aber nicht mehr gut war es, daß er nach alledem mit einem Schlage seine Natur änderte und vom Freund des Volkes zu seinem Feinde wurde, sich statt leutselig übermütig, statt nachgiebig unfreundlich zeigte und dies so schnell tat, daß jeder die Falschheit seines Charakters erkennen mußte, ohne eine Entschuldigung für ihn zu finden. Denn wer eine Zeitlang gut schien und zu seinen Zwecken böse werden muß, der muß es mit den gehörigen Zwischenstufen tun und die Gelegenheiten so wahrnehmen, daß ihm sein verändertes Benehmen, ehe es ihm die alte Gunst entzieht, so viel neue erworben hat, daß sein Ansehen nicht verliert; sonst geht er, durchschaut und ohne Freunde, zugrunde.


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