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Reiseausrüstung.

Die Sache ist des Studiums wert. Ein richtiger Reisemarschall, auch wenn er sein eigener ist, hat die schwierige Aufgabe, Unvorhergesehenes vorauszusehen und dennoch nicht mehr mitzuführen als das Leben auf der Reise nötig hat. Nur ein reisendes Volk entwickelt eine zuverlässige Reisekultur, zu der als erstes Erfordernis eine ausgebildete Reiseausrüstung gehört, die im kleinsten Volumen das höchste Maß berechtigter Ansprüche zu erfüllen geeignet ist. Die modernen Forderungen der Zweckmäßigkeit, vollendeter Sachlichkeit und Charakteristik, sowie der organischen Durchbildung des ganzen Reiseapparates kommen hier zur unmittelbaren praktischen Anwendung und Übung. Sie betreffen nicht allein das Reisezeug, sondern auch die Kleidung. Die Gewohnheit, die ältesten und schlechtesten Kleider und Stiefel, in denen man sich vor den Nachbarn daheim nicht mehr zu zeigen wagt, auf die Reise anzuziehen und darin auf den Pariser Boulevards herum zu storchen, in dem paradiesischen Bewußtsein, daß man dort ohnedies nicht bekannt ist, gehört zu den altmodischen, hausbackenen Tugenden der Familie Buchholz. Dieses bürgerlich romantische Geschlecht ist hoffentlich im Aussterben. Wenigstens kann man bemerken, daß die weniger sentimentalen, dafür aber praktischeren Tugenden der englischen Reisekultur auch auf dem Kontinent vorbildlich gewirkt haben. Wenn einer heute noch glaubt, als Durchreisender von gesellschaftlichen Kleiderregeln dispensiert zu sein, muß er darauf gefaßt sein, daß man ihn über die Achsel ansieht. Nehmen wir an, es gilt eine Reise nach der nächsten Weltstadt, nach Berlin. Wer nicht gerade als Handwerksbursche reist, ist der Gefahr ausgesetzt, unversehens zu einem Diner geladen zu werden. Es ist die bekannte Heimtücke unserer lieben Bekannten zu erklären: ach, kommen Sie nur so, wie Sie sind.

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Vorplatzmöbel mit fatalem Beigeschmack von Originalitätssucht. Die Verzierungen, die Holzbögen, die affektierte Schweifung an dem Spiegel, der Vorhang als ewiger Staub- und Schmutzfänger, das rätselhafte Gefäß, die unergründliche Fächerteilung, alles wirkt aufreizend. Auf die Dauer sind Dinge dieser Art nur zu ertragen, wenn sie äußerst anspruchslos sind. Bescheiden in der Form, aber gediegen.

Dann ist hundert gegen eins zu wetten, daß am Abend alle im Frack dastehen. Eine Berlinerin wird einem sofort die Belehrung zukommen lassen: ohne Frack macht man überhaupt keine Reise! Da hilft nun alle Seelengröße nichts. Ein Gehrock, der unter lauter Fracks sitzt, fühlt sich als das gedrückteste, verachtungswürdigste Wesen. Der Engländer, der die Jungfrau besteigt oder Bergtouren im Himalaya macht, nimmt seinen Frack mit. Das kommt uns mit Recht übertrieben vor, in der Tat ist es aber nur die Übung einer ausgebildeten Lebensform, die der englische Gesellschaftsmensch auch auf Reisen und im Gebirge und selbst in der Wildnis nicht außer Acht läßt. Es mag allzu förmlich erscheinen, aber es ist Zucht. Wer die sportmäßige Gesellschaft unmittelbar nach einer Schneetour im Hotel beim Diner im Frack und tadellosen Gesellschaftskleide, full dress, gesehen hat, wird die Verbindlichkeit der gesellschaftlichen Form gefühlt haben, gleichviel, ob er damit einverstanden ist oder nicht. Jedenfalls liegt darin ein großes Unterscheidungsmerkmal, daß wir in solchen Fällen den Frack als Zwang empfinden, während er bei dem gut erzogenen Engländer zur Selbstverständlichkeit gehört.

Die verbindliche Lebensart, die der moderne Reisestil enthält, drückt sich schon im Eisenbahnwagen aus. Wir sehen Damen in weißer Seidenbluse, wenn auch von dem grauen, leichten Staubmantel verhüllt, Herren in Lackschuhen, in weißen Lederhandschuhen und in tadellosen praktischen Reiseanzügen von gefälligem Schnitt. Darin ist keine Protzerei zu suchen, sondern eine gesellschaftliche Konvennienz, die sehr viele Vorzüge hat. In der rußigen Atmosphäre eines Eisenbahnzuges ist die Sorgfalt und Sauberkeit der Kleidung in Verbindung mit einer gewissen Eleganz geradezu ein erfrischendes Gegenmittel. Fremde Menschen, die auf Stunden im Eisenbahnwagen zusammengepfercht sind, müssen sich gegenseitig stillen Dank wissen, wenn jeder soviel Sorgfalt für sich und seine Erscheinung verwendet, als praktisch geboten ist. In der Tat liegt auch hier der ästhetischen Erscheinung eine praktische Rücksicht zugrunde. Der Lackschuh rechtfertigt sich hier, weil er immer sauber und glänzend bleibt, die weißen Waschlederhandschuhe sind zwar nach einer Fahrt berußt und müssen vor der Wiederverwendung gereinigt werden, aber gerade darauf kommt es an, daß man den Schmutz sieht und genötigt ist, ihn zu entfernen und ähnlich verhält es sich mit den hellen oder weißen Blusenzeug der Damen. Die äußerliche Form legt zugleich persönliche Zurückhaltung auf und verbindet zu gewissen Anstandsregeln, die für den guten Reiseverkehr unerläßlich sind. Auf diese Weise hat sich im Eisenbahnverkehr eine gemessene Höflichkeit ausgebildet, die eine Art stillschweigender Übereinkunft ist, das ungeschriebene Gesetz der guten Sitte, das den Zuwiderhandelnden der stillen Verachtung seiner Mitreisenden preisgibt. Es verhält sich damit ähnlich wie mit dem Verhalten, das jeder Sport auf seine Art entwickelt hat, und wofür der Sport die Begriffe von fair und unfair geschaffen hat. Reisesitte, Reisezeug und nicht zuletzt das Reisekleid sind zu bestimmten Formen ausgewachsen durch das verwandte Vorbild des Sportbetriebes.

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Handkoffer für eine kurze Reise mit ein paar Tage Aufenthalt. Der Koffermacher ist, Gott sei Dank, noch nicht »künstlerisch« geworden, wie sein Freund der Tapezierer, der sich »Dekorateur« nennt. Die Koffer sind glücklicherweise noch nicht dekoriert.

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Derselbe Koffer geschlossen. Von keinem Nebengedanken an den »Stil« oder an die »Mode« beirrt, hielt sich der Koffermacher an seine sachliche Aufgabe. Drum sind diese Dinge so gut.

Seitdem auch bei uns der Sport in Blüte steht, haben auch wir den Sinn für Reisekultur entwickelt. Am deutlichsten wird dieser Zusammenhang bei Gebirgsreisen offenbar. Der Bergsteiger hat ganz bewußt sein Reisekleid sportlich ausgebildet. Auch hier hat die Praxis alles sachlich Notwendige und Zweckmäßige hervorgebracht. Es fällt dem vernünftigen Bergsteiger gar nicht ein, abgetragenes Alltagsgewand und altes Schuhwerk für die Bergtour zu verwenden. Genau wie beim Reiseverkehr gehört auch in der Touristik eine solche hausbackene Ausrüstung in den Bereich der blutigen Anfängerschaft. Wir wissen ganz genau, daß eine Unmenge leichter und schwerer Unfälle und jede Unbequemlichkeit einer unzweckmäßigen Ausrüstung, ungeeignetem Schuhwerk und mangelhaften Behelfen zuzuschreiben sind. Auf einer höheren Stufe, aber noch keineswegs zeitgemäß ist jener Teil der bergsteigenden Menschheit, der sich ausstaffiert, als ob er direkt von einem Alpenvereinskränzchen käme. Hier ist alles »echt imitiert«, die bäuerlich benähte Wildlederhose, die Berchtesgadner Wadenstutzen, der Tiroler Bauchgurt mit Pfauen-Federkielen bestickt, die Hirsch»grandln« und die alten Silbermünzen an der massiven Uhrkette, die abenteuerliche Pfeife, und das unleidige Juchhegeschrei, mit dem sich die wunderlichen Herrschaften in der Einsamkeit abgelegener Gebirgstäler von fernher ankündigen. Alles scheint echt. Nur die Blaßgesichter und die mageren, in ihrer Nacktheit frierenden weißen Knie verraten die Talmihaftigkeit der Salontirolerei. Hier hat wieder der Engländer auf sachlicher Grundlage ein für den Städter kleidsames Bergsportkostüm ausgebildet. Es ist der Norfolk, der zweckmäßige hoch geschlossene Rock aus gutem grauen Stoff mit den senkrechten, über die Achsel geschwungenen Quetschfalten und dem darin gehaltenen Gürtel. Es ist doch ganz selbstverständlich, daß auch hier das Kleid aus den durch den Träger und die Art seiner sportlichen Betätigung gegebenen Grundlagen abgeleitet werden muß, wenn es ästhetisch befriedigen soll. Die Notwendigkeit und die sachliche Lösung der Aufgabe bietet ein fruchtbares Gestaltungsprinzip und sorgt zugleich für die Vielgestaltigkeit und Eigenart. Unser Leben ist gar nicht so farblos und uniform, wie wir oft pessimistisch annehmen. Alle die höchst zweckmäßigen und dabei durchaus eigenartigen Kleiderorganismen, von der großen Zahl unserer Sporte ausgebildet, die Ruder-, Tennis-, Fußball-, Ski-, Rodel-, Eislauf-, Jagd-, Fahrrad-, Automobil-, Touristen- und Reisekostüme, ganz abgesehen von den verschiedenen Alltags- und Gesellschaftsuniformen, geben eine ganz stattliche und bunte Kostümsammlung, die lediglich aus der Neuzeit stammt und gegen die die alten Trachten steif und unbeweglich und geradezu einförmig erscheinen müssen. Im Gegensatz zur alten Tracht, die auf wenige Typen beschränkt ist, zeigt unser heutiges Kostümwesen, namentlich, wenn wir auch die sehr verschiedenartigen Formen des Arbeitskleides hinzurechnen, die Vielseitigkeit der modernen Interessen, die in der entsprechenden Gestaltung des Kleides eine unzweideutige Charakteristik finden. Es kommen noch die zahllosen Sportartikel als Ergänzung hinzu, die keineswegs irgend eine Art von überflüssigem Luxus darstellen, sondern praktisch notwendig sind, wie man sich etwa durch einen Blick in eine vollständige Bergsportausrüstung überzeugen kann, Artikel, die fern von jeder schmückenden Absicht, rein durch den Zweckgedanken den Schönheitssinn vollständig befriedigen können. Auch hieraus ergibt sich ein ästhetischer Grundsatz, der mir in künstlerischer Hinsicht sehr wichtig erscheint. Ich erkenne hier ganz deutlich die Grundsätze der Stilbildung. Das Leben schafft den Stil, der sich unabhängig von der Pflege des Motivs aus rein sachlichen Notwendigkeiten entwickelt. Das Motiv und mit ihm das Ornament neigt zur Erstarrung, Vergewaltigung und zur Ausdruckslosigkeit. Tausendfach belehrt uns das Leben, daß die Gestaltungsfähigkeit, die Charakteristik, die organische und darin individuelle Durchbildung als künstlerische Elemente das Ergebnis der ehernen Notwendigkeit und der vielseitigen Sachlichkeit sind. Erst in dem lebendigen Zusammenhang und in der organischen Fühlung mit dem, was das Leben wirklich braucht, arbeiten wir schöpferisch und wenn man will, im weitesten Sinne künstlerisch. Wenn erst unsere Künstler anfangen zu arbeiten, wie die Schneider oder wie die Ingenieure arbeiten, dann ist zu erwarten, daß auch die Kunst ein lebendiges Stück Volkstum wird. Die Revision und Richtigstellung der Form nach dem Sinn der organischen Idee ist unausgesetzt notwendig. Das Sachlichkeitsprinzip erschließt eine ungeahnte und unerschöpfliche Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten.

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Überseeischer Reisekoffer. Für mehrmonatliche Reisen. Ein Stück praktischer Raumkunst. Jeder Zoll ist sinnreich ausgenützt. Auch der Koffermacher arbeitet mit dem Genie eines Ingenieurs, eines modernen Architekten.

Der Lederkoffer, das Gehäuse, gleichsam die Architektur der Reiseausstattung, ist in dieser Beziehung geradezu ein mustergiltiges Gebilde. Hier ist alles Zweckmäßigkeit. Er ist, Gott sei Dank, mit keinerlei Zierat versehen. Nichts ist getan, um ihn herauszuputzen und ihn in irgend einer Auffassung schön zu machen, und trotzdem muß ich gestehen, daß ich ihn überaus schön finde, vorausgesetzt, daß er aus gutem Leder gefertigt und mit Verständnis für die Bedürfnisse der Reisenden gebaut ist. Hierzulande hat die Ledermanufaktur unbestritten überseeische Berühmtheit erworben, aber in einem sehr wesentlichen Punkt sind wir von einer höheren Reisekultur geschlagen. Wir müssen zu den praktischen Amerikanern in die Schule gehen, um zu lernen, was bei der Inneneinrichtung und Formenbildung der Koffer zu beachten ist. Was wir am Kontinent an sinnreich konstruierten Koffern finden, geht auf das amerikanische Vorbild zurück. Da sind wundervolle Gehäuse als das sinnreiche Ergebnis einer eindringlichen Forschung in alle Bedürfnisse einer Reise über See. Psychologischer Scharfsinn und der Aufwand einer ganzen menschlichen Bildung verkörpert sich in einem solchen Stück, das nicht nur jeden Bedarfsartikel aufnimmt, sondern auch jedem Ding seinen Platz anweist, damit der allzu eilfertige Reisende keine Gelegenheit habe, dem leider menschlich eingeborenen Hang zur Unordnung zu fröhnen.

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Eine andere Form des großen Reisekoffers. Einem Kleiderschrank ähnlich. Größe und Lage der Fächer sind genau nach den Lebenserfordernissen auf der Reise ermittelt.

Die Überlegenheit der Ingenieurkunst oder das Genie eines wahrhaft modernen Architekten scheint in dem Grundriß und Aufriß betätigt, um den gemessenen Raum auf das intensivste auszunützen. Es ist ein Stück praktischer Raumkunst. Man hat gar keine Ahnung, was dabei alles zu bedenken und zu berücksichtigen ist. Nimmt man die zahllose Menge der Artikel, die unterzubringen sind, als gegeben an, so ist das Problem zu lösen, die Fächer und Abteilungen in angemessener Größe anzuordnen und trotzdem ein transportables Maß nicht zu überschreiten. Wobei übrigens vorzusehen ist, daß der Kajütenraum gewisse Maße bedingt. Aber auch die Tausendsächelchen und die davon abhängige Grundriß- und Aufrißdisposition ist durchaus nicht ohne weiteres gegeben. Wenn der äußere Umfang begrenzt und festgestellt ist, beginnt die Ermittelung der inneren Gestaltung, deren Schwierigkeit annähernd nur vielleicht der Architekt kennt, der nicht nach der Schablone arbeitet. Denn der geniale Koffermacher will nicht nur leichthin gegebene Anforderungen erfüllen, sondern er will auch Bedürfnisse voraussehen, oder erschaffen. Er wirkt geradezu kulturfördernd, erzieherisch. Schlägt man den Deckel auf, der standfest ist, so findet man auch darin Abteilungen und Fächer, so daß ein derart gut gebauter Koffer nicht einen einzigen unausgenützten Hohlraum besitzt. In dem ganzen Gebäude ist kein toter Punkt. Der Kofferarchitekt mißt die Länge der Hosen und der Röcke, die Höhe der Stiefeln, der Hüte, die Größe der zusammengelegten Taschentücher, der Kragen und Manschetten, bestimmt die Anzahl der Kleider und Wäschestücke, die voraussichtlich notwendig ist, kurz, er befragt das Leben nach allen Seiten und entwirft daraufhin seinen Plan. Im geöffneten Zustand präsentiert sich der Koffer als eine Kombination der verschiedenartigsten Fächer und Laden, die nach der Höhe zu kleiner werden. Zu unterst finden wir den Raum für Schirme und Stöcke, ein Fach für schwere und wenig, nur gelegentlich zu verwendende Kleidungsstücke, sowie für schmutzige Wäsche, darüber Fächer für Hosen, Röcke, Hemden und Unterwäsche, ein langes Fach für Überkleider, Fächer für Hüte verschiedener Art, Abteilungen für Schuhe und Überschuhe, eine Lade für Westen und höher hinauf die kleineren, herausziehbaren Laden für Handtücher, Sacktücher, Handschuhe, Rasierzeug, Zigarren, Kragen, Krawatten, Schmuck, Nadeln, Knöpfe, Strümpfe, Socken, Blusen, Toiletteartikel und an der Innenseite des Deckels nebst eingelassenem Spiegel Taschen für Schreibzeug, Briefschaften und ähnliches. Andere Formen mit demselben Inhalt werden gebaut, die hoch stehen wie Garderobeschränke und die sich in der Mitte teilen, wo einerseits die Laden und Fächer für Wäsche und andere Utensilien sind und andererseits die Kleidungsstücke, Hosen, Röcke oder Damenkleider hängen und daher nicht geknickt oder gefaltet werden müssen. Ich bin der Meinung, daß unsere Architekten und Kunstgewerbler aus dem Studium dieser Einrichtungen sehr wertvolle Lehren ziehen können. In der klugen und umsichtigen Art, wie diese Koffer gebaut sind, arbeitet bestenfalls der Schiffsingenieur, der ebenfalls auf die sorgfältigste Raumausnützung bedacht sein muß. Ein solcher Koffer gibt für den Haus- und Möbelbau und für die Wohnungsausstattung allerlei zu denken und ist geeignet, unsere Architektur einigermaßen aus dem Konzept zubringen. Ich will damit selbstverständlich nicht sagen, daß wir in unseren Häusern und Wohnungen den Kofferstil einführen sollen; ich will damit vielmehr sagen, daß diejenigen, die sich mit dem Bau von Häusern und mit der Einrichtung von Wohnungen befassen, geistig ebenso umsichtig, sachlich und auf Grund einer klaren Erkenntnis der Bedürfnisse, der vorhandenen und der kommenden, arbeiten sollen, wie jener Koffermacher.

Wir machen natürlich nicht jeden Tag eine ozeanische Reise. Die meisten Reiseziele liegen näher und setzen demgemäß einen einfacheren Organismus der Reiseausrüstung voraus. Der findige Kofferingenieur hat daher den Mikrokosmos jenes allumfassenden Koffergebildes in kleine Teile zerlegt und eine Unzahl selbständiger Gebilde abgelöst. Er hat kleine Schrankkoffer gebaut, mit einer Hängevorrichtung für Kleider, einem Schuhfach im Boden und einem Hutabteil im Kopf des Gebäudes, und er hat Legefächer für einen kleineren Umfang an Wäschevorrat und sonstigen Bedarfsartikeln vorgesehen. Damit kann man immerhin eine zweimonatliche Reise ins Ausland wagen. Er hat Schiffs- oder Kabinenkoffer in niederer Form hergestellt, die unter das Bett der Kabinen passen und für den Handbedarf für 8-14 Tage vorhalten. Es sind Variationen aller Arten ausgebildet, die entweder als Herrenkoffer oder als Damenkoffer zu dienen haben, von der Unmenge der Hut- und Schuhkoffer, sowie der Reisetaschen mit oder ohne Toilettegarnitur ganz zu schweigen. Der weitaus am häufigsten vorkommende Fall sind Reisen auf ein paar Tage nach dieser oder jener Stadt. Keinesfalls wollen wir mit Überflüssigem beschwert sein und sind froh, wenn wir uns etwa auf einer Fahrt nach Berlin gelegentlich vom Gepäckträger unabhängig machen können. Auch für diese Eventualität ist glänzend gesorgt. Wir finden leichte und niedere Coupékoffer, die ganz ausgezeichnet zu handhaben sind. Wir müssen darauf sehen, daß sie eine solche Ausmessung haben, damit wir Röcke und Hosen nicht mehr als einmal abbiegen müssen. Trotz der flachen und handlichen Form kann ein solcher Koffer das Unumgängliche fassen, nämlich einen kompletten Anzug, einen Überzieher, 2 Oberhemden, ein Nachthemd, 6 Kragen, 3 Paar Manschetten, 6 Paar Strümpfe, 12 Taschentücher, einmal Unterkleider, 1 Paar Stiefeletten, 1 Necessaire nebst anderen Kleinigkeiten. Für Reiseausrüstungen ist also in jeder Hinsicht auf das glänzendste gesorgt, wofern man darüber klar wird, was man persönlich nötig hat. In dieser Richtung, auf dem Wege der persönlichen Kultur weiterzubringen, war der Zweck dieser Unterhaltung. Sind wir einmal soweit, dann erübrigt nicht viel mehr, als daß Sie Geld in Ihren Beutel tun und von gutem Reisewetter begleitet sind. Und dann: glückliche Reise!


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