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Gartenmöbel.

Wo finden wir in den öffentlichen Gartenanlagen, in den Alleen und Platzanlagen der Stadt Sitzbänke, die sich durch sachliche schöne Form auszeichnen und den Nützlichkeitsgedanken in edler Gestaltung verkörpern? Wir finden sie nicht. Wir würden meinen, die öffentliche Fürsorge habe die Pflicht, erzieherisch zu wirken. Sie habe die Aufgabe, für das Schöne zu sorgen, denn das schlechthin Notwendige sorgt für sich selber. In der Tat tut die öffentliche Fürsorge das Gegenteil. Die Verschlechterung des äußeren Lebensbildes ist auf ihr Beispiel zurückzuführen. Die erzieherische Kraft eines einzigen guten Vorbildes, von der Öffentlichkeit gegeben, wäre unberechenbar. Der Fürst alten Schlages empfand noch die Pflicht, durch ein edles Vorbild die Kulturhöhe zu bestimmen. Wir finden diesen Geist in allen Gebrauchsformen ausgedrückt. Wir müssen in die alten Fürstengärten gehen, die da und dort noch erhalten sind, um die Vorbilder für das Neuschaffen in dem hier besprochenen Zweig zu finden.

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Schöne alte Gartenbank.

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Schöne alte Gartenbank.

Dort gibt es weder die armseligen Bankgerippe aus dünnen Eisenstäben mit zwei oder drei braungestrichenen Latten, noch die Birkenholzbänke aus Gußeisen, sondern es gibt dort jene unverkünstelten einfach, monumentalen und standfesten Gartenbänke aus Stabholz, weiß gestrichen oder lackiert, behaglich und einladend anzusehen und mit schönem Sprossenwerk versehen.

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Häßliche neue Bank. Birkenholz aus Gußeisen!

Diese anmutende Erinnerung im Herzen und von der klaren Erkenntnis für das, was das Leben nötig hat, geleitet, haben die neuen Künstler auch auf diesem Gebiet wieder Eigenartiges geschaffen, das sich den guten Vorbildern geistesverwandt anschließt und davon einige Proben hier gegeben sind. Wie groß die Macht des guten Beispiels war, finden wir in der Tatsache bestätigt, daß dieses einfache edle Gartengestühle zu jener Zeit auch in den kleinen Bürgergärten und Bauerngärten anzutreffen war. Seit die unpersönlich gewordene Verwaltung aufgehört hat, der Öffentlichkeit ein edles Beispiel zu bieten, ist der Sinn für diese sachlich künstlerische Gestaltung in der Allgemeinheit verkümmert und die Neuzeit findet in den privaten Gärten dieselben erbärmlichen Gebilde, wie sie die öffentlichen Anlagen zur Schau bieten. Auf diesen, wie auf anderen Gebieten die Kunstempfänglichkeit und den Sinn für edle Gestaltung wieder zu erwecken, bleibt in der heutigen Zeit der privaten Fürsorge, den gemeinsamen Anstrengungen der Künstler, der Kunstfreunde und den unter dieser Führung schaffenden Gewerben vorenthalten. Die Erkenntnis hat sich auf diesem Wege wieder allgemeine Geltung verschafft, daß auch die Pflege des Schönen zu den Lebensnotwendigkeiten des Alltags gehört. Sie wird gewiß auch die öffentliche Fürsorge dahin bringen, daß sie ihre Pflicht hinsichtlich der edlen Gestaltung wieder erkennt und durch ihre Einrichtungen ein weithin sichtbares und erzieherisches Beispiel für den Schönheitssinn gibt.

Der Blick auf die edlen Vorbilder aus den Zeiten der Kultur und auf die hier dargebotenen des neuen künstlerischen Schaffens belehrt uns, daß auch die Gartenbänke, ebenso wie die nach ähnlichen Prinzipien gebauten Gartenhäuser, ein Stück Architektur sind. In dem Gartenbezirk haben wir solche Gebilde nötig, um an schönen Punkten Ruheplätze zu schaffen und zugleich die Grundlinien der künstlerischen Gartengestaltung, die räumliche Rhythmik der Gartenanlage zu betonen.

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Schöne alte Gartenbank.

Die weißen Bänke und Lusthäuser erfüllen ebenso wie die steinernen Plastiken und die gemauerten Fontänen eine architektonische Funktion, die ebenso an den praktischen Zweck wie an das geheimnisvolle Gesetz des harmonischen Gestaltens gebunden ist. Wir finden dieses Gesetz an den schönen Gartenbildern der Vergangenheit in den Fürstengärten, in den Bürger- und Bauerngärten mit gleicher Kraft wirksam. Wir finden sie nicht in den besagten Bestandteilen der neuzeitlichen öffentlichen Anlagen und kleineren privaten Gärten.

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Schöne neue Bank (R. Riemerschmid).

Die Erneuerung der Gartenkunst hat jedoch da und dort den privaten Gärten wieder ein künstlerisches Antlitz gegeben und die ideale Einheit zwischen Hausarchitektur und Gartenarchitektur hergestellt. Die nach Entwürfen moderner Künstler ausgeführten Gartenmöbel stehen im Dienste der schönen Gartenkunst und bilden einen Bestandteil derselben. Sie unterstehen einem Schönheitsbegriff, der sich als vollendete Sachlichkeit ausdrückt. Das schlechthin Notwendige ist niemals ganz zweckmäßig und niemals ganz praktisch, wenn ihm die Segnung dieser Schönheit fehlt. Das bestätigen die großen und kleinen Gartenschöpfungen der alten

Zeit und die künstlerischen Gartenbeispiele der Gegenwart. Diese Beispiele mehren sich von Tag zu Tag; wann aber werden die Verwaltungen öffentlicher Anlagen und Wege diesem Zuge der Zeit folgen?

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Was Gartenplastik einstens war? Ich bitte, das müssen wir uns in den zauberhaften alten Barockgärten ansehen!


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