Heinrich Lersch
Hammerschläge
Heinrich Lersch

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Ich war in die Volksschule gekommen

und wußte nicht wie. Die Welt war überhaupt nicht gewesen, wenn die Schule nicht war. Der Geruch in den Gängen und in der Klasse machte mich gefangen, ich dachte nicht ans Weglaufen, ich setzte mich, wie die andern, in die Bank und ließ alles geschehn. Der lange Weg hatte mich schon müde gemacht. Ich mußte immer zum Fenster hinaussehen oder -hören; der Gemüsehändler sang: »Kartoffelen, Gemüse, Salat! Drei Pack Muhre vör ne Grosche!« Die Spatzen lärmten im dichten Efeu, mit dem das Schulhaus bewachsen war. Draußen spielten Kinder, der Sturm pfiff, der Regen schlug, doch, wenn ich auf den Unterricht hörte, schlief ich ein.

Einmal habe ich eine große Freude gehabt. Es war in der Badeanstalt. Zufällig kam, anstatt des warmen, nur kaltes Wasser ans den Röhren; so kalt, daß nach wenigen Sekunden die Jungen in den warmen Auskleideraum zurückliefen und nicht wieder in die Zellen wollten. Als der Direktor und der Lehrer kamen und mich allein in der Zelle beim Waschen sahen, lobten sie mich vor allen Schülern. Der Lehrer klopfte mir auf die Schultern und sagte: »Hier ihr großen Kerle, schämt euch, ihr Bangbuxen, der kleine Lerschkes, der hat am meisten Courage!« Der Direktor fragte mich nach meinem Namen und seitdem interessierte sich der Lehrer etwas mehr für mich.


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