Heinrich Lersch
Hammerschläge
Heinrich Lersch

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Zuerst kam das große verschlossene Tor

aus dem Loch schrie der Hund und riß an der Kette, ich lief vorbei und kam an das zweite Tor, das war auch zu. Es war Vaters Tor, er war sicher nicht da. Aus der dritten Tür kam ein Mann, hinter ihm ein Pferdekopf. Der Mann schrie, da blieb das Pferd stehen. Der Mann nahm einen großen Hammer und hob ihn hoch über sich. Als er ihn dem Pferd auf den Kopf schlug, fiel es um. Es schlug mit den Beinen, der Mann setzte sich auf den Kopf und nahm ein großes Messer. Er schnitt durch den Hals, da lief das Blut wie eine Wasserleitung; ich wußte, daß Blut weh tat und fing an zu schreien. Der Mann rief: »Mach, daß du fortkommst!« Da kam Vater und nahm mich auf den Arm. Wir gingen an dem Hund vorbei ins große Tor, der Vater setzte mich auf eine Bank, nahm die Tasche und gab mir die Butterbrote, die durfte ich essen. Er biß in ein anderes und sagte, er käme gleich wieder. Als er fort war, kam ein anderer Pferdekopf aus einer halben Tür und sah nach mir. Es bummste mit der Brust vor die Tür, die flog auf; es lief auf mich zu und fraß mir die Butterbrote aus der Hand. Dann leckte es mir ins Gesicht, ich schrie und mein Vater kam wieder gelaufen. Er schlug dem Tier mit der Faust vor die Schnauze, bis der Mann kam; der Vater wollte auch ihn vor die Schnauze schlagen, und schalt: »Gebt doch den armen Biestern zu fressen, sie verrecken ja.«

»Ich mach sie doch gleich kaputt!« sagte der Mann, »was brauchen die vorher zu fressen!« Er sperrte das Pferd in den Stall und machte die Tür ganz zu.

Sie gingen wieder weg.

Ich wartete lange. Als Vater nicht wiederkam, ging ich über den Hof durch eine andere Tür und kam in den Garten. Da lagen zwei Pferde, die hatten kein Fell mehr an, die Felle lagen auf der Erde; große Haufen Knochen lagen in einer Ecke, eine Karre voll Fleisch stand in der Tür. Aus der Tür stank es fürchterlich. Es qualmte aus einem großen Kessel, ein Mann stand mit einem großen Löffel und schöpfte in ein Faß.

Mein Vater rief nach mir, ich lief zu ihm. Er schimpfte und sagte, ich müsse mir die richtige Tür merken, ich war jetzt oft genug dagewesen und müßte wissen, wo die Werkstatt sei. Er brachte mich hinein, setzte mich auf eine ganz hohe Bank und sagte, ich solle nur ins Feuer sehn und nicht bang sein. Er ging an das Feuer, nahm eine dicke Stange heraus, legte sie auf den Amboß und zwei Männer schlugen nun darauf, daß das Feuer bis zu meinen Füßen spritzte, aber an mich konnte es nicht heran. Da mußte ich lachen. Dann kam der eine Mann, der roch wie das Feuer, er setzte mich wieder weit auf die Bank, denn ich war bald hinuntergerutscht. Er nahm eine spitze kleine Stange und strich über ein Eisen, daß es klirrte und piepte wie ein Vogel. Da mußte ich wieder lachen. »Feile feile, ohne Eile!« sang der Mann und sah mich immer an. Auf einmal rief der Vater wieder, da lief er weg und wieder schlugen sie, daß das Feuer spritzte. Der Vater holte mich, das Feuer ging aus, und wir gingen durch die dunkle Nacht nach Haus.


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