Irene Forbes-Mosse
Peregrina's Sommerabende
Irene Forbes-Mosse

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Gespenster

        Noch einmal geht Dein träumerischer Schritt
Durch jene Strassen die Du nie vergessen,
Auf einer Schwelle flüstert's: Nimm mich mit!
Ein Kind sitzt dort wo Du so oft gesessen,

Die Augen haselfarb, die Haare schlicht,
Ums glatte Köpfchen liegen sie im Runde,
Und wie Erwartung zittert im Gesicht –
So schmale Wangen mit so rothem Munde.

Und schüchtern steht es auf und geht Dir nach –
– Das Laub fällt gelb und wirbelt durch die Strassen –
Nach jener Holzbank unterm Blätterdach
Wo schon so viele – die gestorben – sassen.

Der Leiermann spielt noch das gleiche Lied,
An Giebeldächern und an Kellerluken
Wo Armuth ihre Fensterblumen zieht
Scheint das Gespenst der Kinderzeit zu spuken.

Ach an den alten Bäumen der Alleen
Wie wird so bald die schwere Axt erschallen,
Wie lang noch werden ihre Wipfel wehn,
Die braunen Früchte platzend niederfallen?

So viele neuen Häuser sehn Dich an,
Im alten Kreise sind sie kalte Gäste,
Ach, die Dein Herz nicht damals lieb gewann
Fremd sind sie Dir, ihr Leid und ihre Feste.

Ein kühler Schauer zieht Dir durch die Brust,
Wagst nicht zu reden um nicht laut zu weinen,
Du kniest in tiefer, schmerzverwandter Lust
Vor Deines Lebens weissen Meilensteinen.

 


 


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