Irene Forbes-Mosse
Peregrina's Sommerabende
Irene Forbes-Mosse

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Die Flucht

        Der König flieht und hinter ihm
Sein Narr so bleich und hässlich,
Die Aeuglein funkeln bös und schlau,
Die Glöckchen klingeln so grässlich . . . . . .

Er schaut zur Seite und zurück . . . . .
Scheu schnauben die magren Rosse . . . . .
Er bringt dem König letzte Kund
Von seinem guten Schlosse.

»Auf Deinem Schloss, Herr König, sind
Viel wunderschöne Frauen,
Wie Schwäne tragen sie den Hals
Und den Schweif wie stolze Pfauen.

Dein Kellermeister holt den Wein
Aus fröhlicher Ahnen Zeiten,
Und wenn Dein Feind ein Spottlied singt
Muss ihn Dein Harfner begleiten.

Dein Seckelmeister holt herbei
Aus alten düstern Truhen
Das letzte Gold, die Perlen auch
Die dort schon lange ruhen.

Die Perlen aus Deiner Frau Mutter Zeit
Wie stolz ist sie gegangen!
Und ihr starres, silbernes Hochzeitskleid,
O traurig welkes Prangen!

Und Deine Frau Liebste die sitzt dabei,
Die Schönste aller Frauen,
Und spiegelt im blanken Goldpokal
Die Augen, die grossen, grauen.

Und immer wieder fliesst dazu
Des Rheinweins Bernsteinquelle,
Und wenn Dein Feind getrunken hat,
Trinkt sie an derselben Stelle.

Nur einer, o König, blieb Dir treu,
Willst Du den Einen wissen?
Das war Dein alter Hund Gawan,
Der hat Deinen Feind gebissen

In seine falsche, weisse Hand
Bis die Zähne sich wieder trafen . . . . . .
Nun liegt Gawan im Graben todt,
Wo die schwarzen Schwäne schlafen . . . . .

Der König reitet stumm und schnell,
Kann er den Narr verstehen?
O Tannenwald, o Nebelwald!
Sie wurden nie mehr gesehen . . . . . .

 


 


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